Lauk: "Die Rettung des Euro ist die Schicksalsfrage der EU"
Geschrieben am 11-05-2010 |
Berlin (ots) - Der Wirtschaftsrat der CDU hat eine Resolution zu den EU-Finanzhilfen verabschiedet. Die Resolution wird als Anlage beigefügt.
Hierzu erklärt Kurt Lauk, der Präsident des Wirtschaftsrates, in dem 12.000 deutsche Unternehmen und Unternehmer vertreten sind:
"Die Rettung des Euro wird zur Schicksalsfrage der EU. Die Rettung ist möglich, aber mit Schmerzen verbunden und mit drastischen Eingriffen. Die Zeit des Redens ist vorbei, die Zeit des Handelns ist gefragt. Der Wirtschaftsrat fordert ein ganzes Bündel von Verschärfungen und Sanktionen:
· Schärfung des Stabilitätspaktes - wer dagegen verstößt, muss es finanziell spüren · Trockenlegung des "EU-Schuldensumpfes" - Schuldenbremse für ganz Europa · Geordnete Insolvenz für Euro-Länder - alle Gläubiger werden gerecht und gleich behandelt".
Weiter erklärt Lauk: "Das gesamte internationale Finanzsystem muss überprüft werden. Schluss mit den Spekulationsgeschäften, dafür Beteiligung der Finanzakteure an den Kosten der Finanzkrise. Dafür fordert der Wirtschaftsrat:
· Mehr Transparenz für die Finanzgeschäfte · Einführung einer privaten europäischen Rating-Agentur · Beteiligung des Finanz-Sektors an den Kosten · Verantwortungsbewusste Banken".
Lauk: "Ein oder zwei Maßnahmen werden nicht ausreichen, die Stabilität der Euro-Zone wieder zu erreichen. Es muss einen Mentalitäts- und Paradigmenwechsel geben".
Resolution des Wirtschaftsrates der CDU e.V. zu EU-Finanzhilfen
"Europa am Scheideweg:
Stabilitätsgemeinschaft lässt sich nur durch eisernen Konsolidierungskurs erhalten"
Mit dem Beschluss über den Rettungsplan für Griechenland haben die europäischen Länder ihre Solidarität unter Beweis gestellt. Jetzt kommt es darauf an, dass die Hilfen keine Einbahnstrasse bleiben und Griechenland sein Spar- und Reformprogramm kompromisslos umsetzt. Der Wirtschaftsrat fordert einen Dreiklang der Verantwortung, um einen Flächenbrand in der Eurozone zu verhindern, die Stabilität des Euro zu sichern sowie einer Inflation wirkungsvoll entgegenzutreten. Zuerst müssen die kurzfristigen Hilfsmaßnahmen an ein effizientes Controlling gebunden werden und die Schuldenstaaten ihre Hausaufgaben schnell und entschlossen in Angriff nehmen. Zweitens brauchen wir einen neuen, verschärften Stabilitätspakt, dessen Nichteinhaltung ohne Wenn und Aber sanktioniert wird. Drittens müssen wir die Abhängigkeit von amerikanischen Rating-Agenturen beseitigen, indem wir eine eigene europäische privatwirtschaftliche Lösung schaffen. Zudem sind endlich wirkungsvolle Kontroll- und Sanktionsinstrumente für die öffentlichen Haushalte zu entwickeln und durchzusetzen. Nötig sind die Aufnahme einer Schuldenbremse nach deutschem Vorbild in die Verfassung, konsequente Strafen wie der Entzug des Stimmrechts im EU-Rat und vor allem Verfahrensregeln, die diese Strafen automatisieren und dem politischen Einfluss entziehen.
Deshalb fordert der Wirtschaftsrat:
1.Schuldenstaaten müssen den steinigen Weg der Konsolidierung selbst gehen!
Griechenland hat über seine Verhältnisse gelebt und jahrelang keinerlei Anstalten gemacht, die eigenen strukturellen Probleme in Angriff zu nehmen. Auf die Maßlosigkeit der Vergangenheit muss nun die Genügsamkeit der Zukunft folgen. Keinesfalls dürfen die Hilfen dazu verleiten, die erforderlichen Reformen aufzuschieben, anstatt jetzt entschlossen mit der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte zu beginnen. Der Wirtschaftsrat empfiehlt:
· Kopplung der Finanzhilfen an vollständige Transparenz und strikte Kontrollrechte. Nur, wenn die angekündigten Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden, darf Geld fließen. Jeder Schritt muss durch das europäische Statistikamt Eurostat sowie den IWF überprüfbar sein. · Entzug des Stimmrechts im EU-Rat für die Dauer des Leistungsbezuges. Ein Mitgliedstaat, der keinen Beitrag zur Stabilität des Euro liefert, sondern diese gefährdet, muss von der weiteren Mitbestimmung ausgeschlossen werden. · Aufnahme einer Schuldenbremse nach deutschem Vorbild in die Verfassung der Länder der Eurozone. Eine solche Selbstbindung würde den einzelnen Ländern eine klare finanzpolitische Orientierung geben und Glaubwürdigkeit schaffen, denn eine Verfassungsregel kann nicht so einfach umgangen werden.
2.Den Stabilitätspakt verschärfen und durch konsequentere Sanktionsregeln stärken!
Haushaltsdisziplin ist nicht der Feind der Solidarität, sondern deren Voraussetzung. Der Stabilitätspakt wurde jahrelang zu lax gehandhabt, nach dem Prinzip: eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Alleine gegen das Defizitkriterium wurde mehr als 40-Mal verstoßen, ohne dass je Sanktionen ausgesprochen wurden! Damit künftig bei Fehlentwicklungen rechtzeitig gegengesteuert werden kann, muss Stabilität wieder zur Bringschuld der Mitgliedsländer werden. Die Bundeskanzlerin hat Recht: Wir brauchen einen neuen Stabilitätspakt, der nicht mehr unterlaufen, sondern strikt eingehalten wird. Deshalb fordert der Wirtschaftsrat:
· Anschärfung des Stabilitätspaktes! Der Pakt muss endlich Zähne zeigen und das umständliche und langwidrige Sanktionsverfahren reformiert werden. Jede Verletzung muss automatisch einen finanziellen und politischen Preis haben, wie etwa die Einbehaltung von Mitteln aus dem Strukturfonds. · Trennung von Kläger und Angeklagten! Die bisherige Praxis, dass die Finanzminister und somit die Betroffenen selbst darüber entscheiden, ob ein Defizitverfahren eingeleitet wird, hat versagt. Stattdessen sollte eine Restrukturierungs-Task-Force eingerichtet werden, die der Europäischen Kommission unterstellt ist und dem IWF vergleichbare Kompetenzen besitzt. · Trockenlegung des EU-Schuldensumpfes! Jedes Land muss langfristige Sparpläne nach Brüssel einreichen, die konkrete Ausgabenregeln enthalten. Die Abweichung von Plänen muss dann frühzeitig zu Sanktionen führen. Länder erst zu bestrafen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, ist sinnlos. · Einführung einer geordneten Insolvenz für Euroländer! Wir müssen Insolvenzverfahren für Staaten schaffen, ohne die Eurozone insgesamt zu gefährden. Auch Käufer von Staatsanleihen sollten sich dann im Falle einer Insolvenz Abschreibungen gefallen lassen - wie im klassischen Vergleichsverfahren. · Nutzung der Krisensituation, um stabilitätsfördernde Vertragsänderungen durchzusetzen. Die Zeit, bis die Regierungschefs abschließend die genauen Bedingungen für die Notfallkredite festlegen, gilt es zu nutzen, um die Verhandlungen zum neuen Stabilitätspakt voranzutreiben und die notwendigen Korrekturen durchzusetzen.
3.Die Spekulationsanfälligkeit des Finanzsystems muss dringend reduziert werden!
Das Schuldenproblem wird durch verantwortungslose Spekulanten, die Milliarden auf die Pleite eines Landes wetten, weiter befeuert. Die EU muss einen Schlussstrich ziehen und der Spekulation auf immer höhere Risikoaufschläge ein Ende bereiten. Die Abhängigkeit von amerikanischen Rating-Agenturen sollte schnellstmöglich durch die Schaffung einer eigenen europäischen privatwirtschaftlichen Lösung beendet werden. Zugleich muss dafür Sorge getragen werden, dass die verantwortlichen Finanzakteure an den Kosten der Finanzkrise beteiligt werden. Der Wirtschaftsrat schlägt vor:
· Schaffung von mehr Transparenz für das undurchsichtige Geschäft auf Kreditausfall-Versicherungen! Auch die Bundesregierung ist gefordert, eine stärkere Kontrolle von CDS auf Staatsanleihen voranzutreiben. Als Grundsatz muss gelten: Kreditderivate nur zu erlauben, wenn ein Investor die Anleihe auch wirklich besitzt und sie, um Transparenz zu gewährleisten, an der Börse gehandelt werden. · Einführung von Mindeststandards und Sanktionsmöglichkeiten für Rating-Agenturen. Wir brauchen dringend mehr Vielfalt und eine stärkere Kontrolle auf dem Markt für Rating-Agenturen. Die Schaffung einer unabhängigen europäischen Rating-Agentur ohne staatliche Einflussnahme wäre ein Schritt in Richtung höherer Unabhängigkeit und mehr Wettbewerb. · Beteiligung des Finanzsektors an den Kosten der Finanzkrise! Es steht außer Frage, dass es eine angemessene Beteiligung geben muss, etwa im Zusammenhang mit einer von Finanztransaktionen unabhängigen Bankenabgabe. Die derzeitigen Ad-hoc-Diskussionen über Umschuldungen und Enteignungen sind dagegen ein gefährlicher Irrweg und tragen lediglich zur weiteren Zuspitzung der Situation bei. · Stärkung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit durch verantwortungsbewusste Banken. Verantwortungsvolle Bonus-Malus-Regelungen und angemessene Vergütungen dürfen nicht nur auf Vorstände begrenzt werden, sondern müssen für die gesamte Führungsebene, beispielsweise im Investmentbanking, gelten. Ein freiwilliges Engagement von deutschen Banken in griechische Staatsanleihen wäre ein wichtiges Vertrauenssignal für die Märkte. Eine Bank, wie Goldman Sachs, die mit anrüchigen Geschäften die europäische Staatengemeinschaft geschädigt hat, könnte Wiedergutmachung leisten, indem sie etwa in Griechenland eine Behörde zur Aufdeckung von Steuerhinterziehung finanziert.
Originaltext: Der Wirtschaftsrat der CDU Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/42899 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_42899.rss2
Pressekontakt: Wirtschaftsrat der CDU e.V. Erwin Lamberts Pressesprecher Luisenstraße 44 10117 Berlin Tel. 030/24087-301 Fax. 030/24087-305 E-Mail: pressestelle@wirtschaftsrat.de e.lamberts@wirtschaftsrat.de
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