Börsen-Zeitung: Nur ein Strohfeuer, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 14-05-2010 |
Frankfurt (ots) - Wäre die Stabilisierung der Aktienmärkte das Hauptziel des EU-Rettungsschirms, könnten seine Urheber die Operation als einen großen Erfolg feiern - zumindest vorläufig. Mit starken Kurssteigerungen haben die Börsen auf das Maßnahmenpaket, durch das die Insolvenz Griechenlands und ein Flächenbrand in der Peripherie der Eurozone abgewendet wurden, reagiert. Schnell ist der Dax wieder über die Schwelle von 6000 Punkten zurückgekehrt. Das Jahreshoch von 6342 Zählern verfehlte er dabei nur um 1%.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich der Kursaufschwung letztlich nur als Strohfeuer erweist, auch wenn das Risiko eines unmittelbaren Bankrotts des griechischen Staats nun nicht mehr besteht. Die Schwäche gerade von Bankaktien am Freitag und die Entwicklung anderer Marktsegmente zeigen deutlich, dass noch längst keine Entwarnung gegeben werden kann. So hat der Euro nach einem kurzen Aufbäumen seine Talfahrt wieder aufgenommen und am Freitag erstmals seit November 2008 wieder unterhalb von 1,24 Dollar notiert. Das Rettungspaket lässt viele Probleme ungelöst - so insbesondere die nach wie vor als sehr gering einzuschätzende Wahrscheinlichkeit, dass die Griechen jemals in der Lage sein werden, ihre Schulden zurückzuzahlen.
Euro unter Druck
Vor allem aber werden neue Probleme geschaffen. Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank leiden unter der Entscheidung der Währungshüter, Anleihen finanziell angeschlagener Staaten anzukaufen. Dies schwächt die Hoffnung darauf, dass die noch junge Währung auch langfristig so hart sein wird, wie einst die D-Mark. Der Traum von einer Konkurrenzveranstaltung zum Dollar als Weltleitwährung löst sich in Luft auf, der Euro bleibt unter Druck. Auch der Rekord des Goldpreises und die neuerliche Flucht in deutsche Staatsanleihen, die dem Bund-Future am Freitag Gewinne von mehr als einem Prozentpunkt bescherte, zeigen an, dass noch lange keine Ruhe einkehren wird.
Dem Aktienmarkt drohen weitere Rückschläge. So deuten die zusätzlichen Sparanstrengungen Portugals und Spaniens, die mit steigenden Kursen begrüßt wurden, in Wirklichkeit auf erhebliche Risiken für Dividendentitel hin. So könnten die Proteste gegen die Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen immer wieder Zweifel an ihrer Durchsetzung schüren.
Vor allem aber verschärfen sich die latenten Gefahren, die von einem Ende der geldpolitischen und fiskalischen Stützungsmaßnahmen ausgehen. Zwar werden die extrem niedrigen Leitzinsen in den Industrieländern nun noch länger erhalten bleiben als bisher angenommen. Die Fiskalpolitik vollzieht jedoch eine brisante Kehrtwende. In einer Phase, in der die weltweiten Konjunkturstimuli und positive Lagerzykluseffekte wegfallen, müssen drei Staaten der Eurozonen-Peripherie auf der Ausgabenseite eine Vollbremsung vollziehen. Zudem stehen umfangreiche Sparmaßnahmen auch in größeren Volkswirtschaften, darunter Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten, noch an.
Auf wackeligen Beinen
Gleichzeitig steht die Konjunkturerholung der Industrienationen, die nur ein mäßiges Wachstum zeigen, auf wackeligen Beinen. Außerdem drohen die von den Schwellenländern ausgehenden Impulse nachzulassen. Aufgrund von Überhitzungserscheinungen und zunehmenden Inflationsgefahren greifen Länder wie Brasilien, China und Indien zu Kreditrestriktionen und Leitzinserhöhungen, was zu empfindlichen Wachstumseinbußen führen könnte.
Kurzfristig kommt für die Aktienmärkte erschwerend hinzu, dass bei zunehmenden Risiken nun auch noch die Quartalsberichtssaison dem Ende entgegen geht. Damit werden die von den Unternehmensgewinnen ausgehenden positiven Impulse, die eine der Hauptantriebskräfte der im März 2009 begonnenen Aufwärtsbewegung sind, wegfallen. Für die kommenden Wochen zeichnet sich für Aktien und andere Risiko-Assets bestenfalls Stagnation ab, sodass wahrscheinlich diejenigen Recht behalten werden, die in dem aktuellen Umfeld den Investoren dazu raten, dem Kapitalerhalt Vorrang einzuräumen.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Telefon: 069--2732-0 www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
268583
weitere Artikel:
- Globale IntraLinks-Studie: Qualität der Lösung für 90% aller Nutzer von virtuellen Datenräumen äusserst wichtig für ihre Arbeit und den Erfolg von Fusionen und Übernahmen New York, May 14, 2010 (ots/PRNewswire) - IntraLinks, ein führender Anbieter von Lösungen für den Austausch kritischer Informationen, gab heute die Ergebnisse einer im März 2010 durchgeführten globalen Studie bekannt, im Rahmen derer mehr als 200 Fachleute für Fusionen und Übernahmen, die für ihre Arbeit VDR-Lösungen (VDR- virtueller Datenraum) nutzen, befragt wurden. Die Ergebnisse der Studie bestätigen sowohl die bedeutende Rolle virtueller Datenräume bei Fusionen und Übernahmen als auch den ausgezeichneten Ruf, den IntraLinks in der M&A-Branche mehr...
- World GTL Inc verlangt grösste jemals geforderte Klagesumme von der sich im Besitz der Regierung von Trinidad befindlichen Firma Petrotrin New York, May 15, 2010 (ots/PRNewswire) - Mit der grössten Klagesumme, die jemals gegen ein privates oder in Regierungshand befindliches Unternehmen in Trinidad angestrebt wurde, und inmitten anstehender Wahlen gab World GTL Inc bekannt, das sich im Besitz der Regierung befindliche Unternehmen Petroleum Company of Trinidad and Tobago (Petrotrin) am US-Bundesbezirksgericht (United States Federal District Court) mithilfe eines dortigen Gerichtsbeschlusses wegen der unrechtmässigen Enteignung seines Vermögens am Gemeinschaftsunternehmen World GTL mehr...
- Pressemitteilung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Berlin (ots) - Abschluss der Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft in Singapur "Riesenchance für deutsche Unternehmen" Singapur, 15. Mai 2010 Partnerschaft, Innovation und Nachhaltigkeit waren die Kernthemen der 12. Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft, die vom 13. bis 15. Mai in Singapur stattfand. An der Konferenz mit mehr als 750 deutschen und erstmalig auch asiatischen Wirtschaftsvertretern nahmen acht Wirtschaftsminister der ASEAN-Region teil. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Potenziale für deutsche mehr...
- 37 Prozent der Entscheider-Elite will sich alle WM-Spiele der deutschen Nationalmannschaft anschauen / "Capital-Elite-Panel" zur Fußball-Begeisterung der Führungskräfte Hamburg (ots) - 16. Mai 2010 - Deutschlands Top-Entscheider wollen mitfiebern, wenn es für die deutsche Nationalmannschaft in wenigen Wochen in Südafrika um die Fußball-Weltmeisterschaft geht. Wie das "Capital-Elite-Panel" zeigt, haben sich 37 Prozent der Führungskräfte vorgenommen, alle Spiele der DFB-Auswahl anzuschauen. Weitere 39 Prozent wollen zumindest für die wichtigsten Spiele Platz in ihrem dicht gedrängten Terminkalender freiräumen. Ein knappes Viertel (24 Prozent) meinte, die WM interessiere sie weniger. Für das "Capital mehr...
- Biggest Study Ever Reports on Mobiles and Brain Cancer Hong Kong, May 16, 2010 (ots/PRNewswire) - The International Journal of Epidemiology today published a combined data analysis from a multi national population-based case-control study of glioma and meningioma, the most common types of brain tumour. This is the first in a series of combined data analyses of head and neck tumours published as part of the internationally coordinated INTERPHONE project. The authors reported the following conclusion: Overall, no increase in risk of glioma or meningioma was observed with use of mobile phones. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|