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Gesamtes Ökosystem der Ostsee würde von nachhaltiger Fischerei profitieren / Europäische Forscher weisen erstmals gemeinsam auf Bedeutung intakter Dorschbestände hin

Geschrieben am 20-05-2010

Hamburg (ots) - 16 europäische Meeresforscher haben erstmals
gemeinsam daraufhin gewiesen, dass schwerwiegende Probleme der Ostsee
durch eine nachhaltige Fischerei verbessert werden könnten. Dies wäre
der effektivste Ansatz, um insbesondere die teils drastischen Folgen
der Überdüngung in kurzer Zeit abzufedern. Möglich wird dies durch
die in der Ostsee sehr überschaubare Nahrungskette. Intakte
Dorschbestände könnten deswegen sogar die ungeliebten und
gefährlichen Algenblüten reduzieren.

Die Ostsee gilt nach wie vor als eines der am stärksten belasteten
Meere überhaupt. Grund hierfür ist der relativ geringe
Wasseraustausch mit der Nordsee. Klimatische Veränderungen könnten
diesen Austausch sogar noch zusätzlich erschweren. Für die immer
wärmer werdende und stark mit Nährstoffen belastete Ostsee verheißt
dies nichts Gutes. Starke Algenblüten in großen Gebieten der Ostsee
und sauerstofffreie Todeszonen im Tiefenwasser sind schon jetzt
deutlich sichtbare Effekte der Überdüngung.

In Ihrer Erklärung haben die europäischen Meeresforscher
erläutert, wie einige dieser Entwicklungen durch gesunde
Fischbestände gelindert werden können. Eine besonders wichtige Rolle
spielt hierbei der Dorsch, der an der Spitze der Nahrungskette steht.
Dorsche ernähren sich von Heringen und Sprotten. Das heißt: Je mehr
Dorsche in der Ostsee leben, desto geringer sind die Herings- und vor
allem die Sprottenbestände. Weniger Heringe und Sprotten führen zu
einer vergrößerten Biomasse des tierischen Zooplanktons, welches dann
schließlich zu einer Verringerung des pflanzlichen Phytoplanktons
führt. Da folglich weniger tote organische Masse zersetzt werden
muss, verbliebe laut den Wissenschaftlern mehr vom lebensnotwendigen
Sauerstoff im Wasser. "Kurz gesagt, kann man davon ausgehen, dass
größere Dorschbestände zu einer besseren Wasserqualität in der Ostsee
beitragen können", erläutert Prof. Dr. Christian Möllmann vom
Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität
Hamburg, der an dem Projekt beteiligt war.

Auch wenn sich die Dorschbestände leicht erholt haben, befinden
sie sich noch immer auf einem kritischen Niveau, welches die
negativen Effekte der Überdüngung nicht entscheidend lindern kann.
Zudem können veränderte Umweltbedingungen und hoher Fischereidruck
den Bestand kurzfristig wieder kippen lassen. Die Wissenschaftler
appellieren deswegen an die Politik, moderate Fangquoten zu
verabschieden und nicht der Versuchung zu erliegen, die Erholung der
Bestände zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen erneut
zu gefährden. Darüber hinaus betonen sie, dass die Verringerung der
Nährstoffeinträge erst in vielen Jahren zum Tragen kommt, intakte
Dorschbestände sich jedoch in sehr viel kürzerer Zeit positiv
auswirken.

Das Fazit von Möllmann und seinen skandinavischen Kollegen lautet
deswegen, dass ein ökosystembasierter Ansatz zum Management der
Ostsee viele Vorteile und Synergien erzielen würde. Eine moderate
Nutzung der Dorschbestände, auch nachdem diese wieder auf ein
gesundes Niveau angewachsen sind, würde endlich wieder zu einer
nachhaltigen Fischerei mit langfristig weit höheren Fangmengen
führen. Neben den Fischern selbst würden auch die verarbeitende
Industrie und der Tourismus von höheren Fangmengen und einer intakten
Meeresumwelt profitieren. Eine nachhaltige Fischereipolitik würde
somit nicht nur helfen, wichtige Zielsetzungen hinsichtlich des
Ökosystems zu erreichen. Vielmehr würde sie dazu beitragen
Küstengemeinden in ansonsten strukturschwachen Regionen zu stärken.

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Originaltext: Baltic Sea 2020
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71312
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Pressekontakt:
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Ole Wulff
Tel.: 040 381 07-404
Mail: ole.wulff@publicis-consultants.de


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