Neues Deutschland: zu den jüngsten Äußerungen von Bundespräsident Köhler
Geschrieben am 27-05-2010 |
Berlin (ots) - Der Präsident habe keine neue Militärdoktrin im
Sinn gehabt, versuchte sich Rupert Polenz, in Friedenszeiten
Parteikollege Horst Köhlers, offenbar peinlich berührt an einer
Rechtfertigung. Als sei es an der Zeit, Köhlers Zurechnungsfähigkeit
ein wenig zu relativieren. Degradierung eines Staatsoberhaupts zum
Kindermund. Horst Köhler, der mit seiner Amtsübernahme einst die
Zuständigkeit für unbequeme Wahrheiten beanspruchte, ist diesem Ziel
mit unterschiedlichem Erfolg nachgekommen. Zuletzt hat er sich ihm
wieder angenähert. Beim Besuch des Feldlagers der Bundeswehr am
Freitag in Afghanistan brüskierte er die Regierung Karsai, indem er
sie glatt ignorierte - womit er das Interesse Deutschlands an den
Statthaltern der NATO in Kabul demonstrierte. Eine unbequeme Wahrheit
allenfalls für diese. Und sie hängt eng mit jener anderen Wahrheit
zusammen, die er später in seinem Interview aussprach. Dass die USA
und ihre Verbündeten alles andere als die Grundlagen für demokratisch
legitimierte Kindergeburtstage schaffen wollen, sondern eigene
Vorstellungen vom Nutzen ihres Tuns haben. Diese Wahrheit droht nun
allerdings für Köhler selbst unbequem zu werden. Aber sie bleibt doch
eine Wahrheit. Und eine neue Militärdoktrin ist dafür nicht nötig. Es
gibt sie seit 2003 in neuen »Verteidigungspolitischen Richtlinien«.
Kinder sagen die Wahrheit, manchmal sogar Präsidenten.
Originaltext: Neues Deutschland
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