TITANIC-Karikatur: Kirche muss sich satirischer Kritik stellen Kein Verstoß gegen den Pressekodex erkennbar
Geschrieben am 28-05-2010 |
Berlin (ots) - Der Beschwerdeausschuss 2 des Deutschen Presserats
hat sich in seiner gestrigen Sitzung mit der TITANIC-Karikatur
"Kirche heute" vom April 2010 befasst und 198 Beschwerden hierzu als
unbegründet zurückgewiesen. Das Satire-Magazin hatte auf dem
Titelbild der April-Ausgabe einen katholischen Geistlichen gezeigt,
der in Schritthöhe vor Jesus am Kreuz kniet, der im Gesicht dunkelrot
angelaufen ist. Die Hände des Geistlichen sind ebenfalls auf
Schritthöhe des am Kreuze hängenden Jesus zu sehen. 198 Leser hatten
sich über diese Karikatur beim Presserat beschwert und vor allem
einen Verstoß gegen die Ziffer 10 des Kodex angeführt. Darin heißt
es: "Die Presse verzichtet darauf, religiöse, weltanschauliche oder
sittliche Überzeugungen zu schmähen."
Der Beschwerdeausschuss machte in der Diskussion deutlich, dass
die vorliegende Karikatur die zugespitzte Darstellung eines
gesellschaftlichen Missstandes innerhalb der Institution Kirche ist
und als solche nicht eine Religion schmäht. Aufgabe von Karikaturen
und Satire ist es, Diskussionen in einer Gesellschaft so
aufzugreifen, dass sie diese pointiert und manchmal auch an Grenzen
gehend darstellt. Die aktuelle Debatte über den sexuellen Missbrauch
von Schutzbefohlenen in der katholischen Kirche wird in der
Darstellung visualisiert. Die Karikatur ist provozierend. Genau
deshalb rüttelt sie auf und veranlasst Leser, über die Missstände in
der Kirche nachzudenken. Ursula Ernst, Vorsitzende des
Beschwerdeausschusses: "Hier wird nicht Jesus oder der christliche
Glaube verhöhnt, sondern das Verhalten christlicher Würdenträger
kritisiert, die sich ihren Schutzbefohlenen gegenüber falsch
verhalten haben. Eine Kirche, die dies deckt oder nicht genügend zur
Aufklärung beiträgt, muss auch mit dieser Art von Kritik leben. In
einer Demokratie ist die Pressefreiheit ein maßgebliches Gut, die
auch Kritik an ihren Grundpfeilern, wie sie das Christentum in
Deutschland darstellt, mit einschließt."
Der Ausschuss erläutert, dass die Karikatur Jesus am Kreuz auch
als Opfer darstellt. Es handelt sich somit eben nicht um die
Verhöhnung der religiösen Gefühle der Gläubigen, sondern um eine
Kritik an den Würdenträgern und der dahinter stehenden Kirche, die
sich dieser Kritik stellen muss.
Ansprechpartnerin für die Presse: Ella Wassink, Tel. 030-367007-13
Originaltext: Deutscher Presserat
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/14918
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Pressekontakt:
Deutscher Presserat
Ella Wassink
Telefon: 030-367 00 7-0
Fax: 030-367 00 7-20
E-Mail: info@presserat.de
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