Landeszeitung Lüneburg: zu Köhler:
Geschrieben am 31-05-2010 |
Lüneburg (ots) - Horst Köhler erfreut sich in der Bevölkerung
großer Beliebtheit und Wertschätzung. Das mag auch daran liegen, dass
mit ihm vor sechs Jahren ein Nicht-Politiker ins höchste Staatsamt
gelangt war, der sich nicht einfach vor die Parteienkarren spannen
ließ -- auch nicht vor den der CDU, deren Mitgliedsbuch er besitzt.
Ein ums andere Mal las der Bundespräsident Parteien, Politikern --
und auch der Regierung die Leviten. Ausdruck von Unabhängigkeit, die
viele Bürger im Politikgeschäft mit seiner Parteien- und
Fraktionsdisziplin, mit seinem Geschacher um Posten und Pöstchen
schmerzlich vermissen. Vermutlich würde ein ausgewiesener Politprofi
auf Kritik, mag sie auch teils unberechtigt, teils böswillig sein,
nicht so dünnhäutig reagieren, wie Köhler das nun tut. Mancher mag
seine Reaktion daher für übertrieben halten -- in ihrer Konsequenz
kommt sie freilich dem Rückzug Margot Käßmanns vom Bischofsamt recht
nahe. Die indirekte Unterstellung, den Boden des Grundgesetzes mit
unglücklichen Interview-Äußerungen verlassen zu haben, lässt ihm
keine andere Wahl -- jedenfalls nach seinem Verständnis vom Amt des
Staatsoberhauptes. Vielleicht hat für ihn der ,,Spiegel"-Artikel
unter der Überschrift ,,Horst Lübke" den letzten Anstoß gegeben. Die
Anspielung des Nachrichtenmagazins auf den zweiten Bundespräsidenten
Heinrich Lübke, der während seiner Amtszeit kein Fettnäpfchen
ausließ, dürfte den 67-Jährigen allemal getroffen haben. Auf eine
Stufe gestellt zu werden mit dem Sauerländer, der Ansprachen schon
mal mit der Anrede ,,Meine Damen und Herren, liebe Neger" begann, war
offenbar zu viel -- letzter Kick für einen Abgang, den Köhler so
nicht verdient hat. Mag sein, dass der Kanzlerin nun selbst
himmelangst wird: War Köhlers Amtsübernahme einst Grundlage für ihr
späteres Projekt Schwarz-Gelb, so könnte nun sein Abgang das
schwarz-gelbe Ende einläuten. Angela Merkel fliegen die Prob"leme nur
so um die Ohren -- mit der eigenen Partei, mit dem Koalitionspartner,
mit ihrer Regierung und nicht zuletzt mit den europäischen Partnern.
Von Euro-Krise und Sparzwang ganz zu schweigen. Der angekündigte
Rückzug Roland Kochs setzte erst unlängst ein Alarmsignal für sie.
Das Ausscheiden Horst Köhlers lässt spätestens jetzt alle
Alarmglocken schrillen.
Originaltext: Landeszeitung Lüneburg
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Pressekontakt:
Landeszeitung Lüneburg
Werner Kolbe Telefon: +49 (04131) 740-282
werner.kolbe@landeszeitung.de
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