WAZ: Dem Revier seine Stimme geben. Kommentar von Lars von der Gönna
Geschrieben am 04-06-2010 |
Essen (ots) - Wenn das Ruhrgebiet, so seufzen seine Freunde seit
Jahren, doch endlich einmal mit e i n e r Stimme sprechen würde. Das
können wir auch heute, auch an diesem sonnigen Tag zwischen Duisburg
und Dortmund, wieder mal nicht vermelden.
Und doch gibt es ein Zeichen von Harmonie und Einklang:
Zehntausende gehen an diesem Wochenende in diesem Riesenreich ohne
Zentrum auf die Straße - und singen. Heute Mittag gibt es sogar ein
klingendes Bekenntnis zu den Tagen, an denen der Himmel hier alles
andere als blau war. Um 12.10 Uhr singe überall, wer will und
kann: "Glückauf, der Steiger kommt".
Etwas im Chor anzustimmen - siechende Gesangvereine wissen ein
Lied davon zu singen - war in Deutschland lange kaum
gesellschaftsfähig. Belächelt: diese untergehende Welt aus "Kein
schöner Land" und volkstümelnden Klampfen.
Das hat sich geändert. Vitale Jugendchöre, feine
A-Capella-Formationen, Gospel- und Jazz-Sänger haben eine Volkskunst
neu definiert. Zum "Day of Song" singen sie auf Plätzen und Kanälen,
vor Schloten und Kaufhäusern. 760 Chöre, 26 000 Stimmen,
mindestens. Masse wird Musik, Kehlen statt Kohlen. Und das mit einem
Instrument, für das man nicht mal "Jeki" braucht. Gibt's
Gegenstimmen? Wohl doch nicht gegen eine Metropole, in der jeder
den Mund aufmachen darf.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
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