Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident / Nachfolge / Wulff
Geschrieben am 04-06-2010 |
Osnabrück (ots) - Es geht immer um Macht
Schon kurz nachdem Christian Wulff (CDU) für die Nachfolge des an
Amt und Aufgabe gescheiterten Bundespräsidenten Horst Köhler
nominiert wurde, hat das politische Hickhack begonnen. Überraschend
schnell hatten sich CDU, CSU und FDP auf den niedersächsischen
Ministerpräsidenten geeinigt. Öffentlich zur Schau gestellte Harmonie
im Berliner Regierungslager, welch ungewohnte Erfahrung.
Wulff, der Merkel jetzt nicht mehr als CDU-Kanzlerkandidat
gefährlich werden kann, ist kein Konsenskandidat. In der
Bundesversammlung wird es eine Kampfabstimmung zwischen bis zu fünf
Bewerbern geben. SPD und Grüne haben dabei mit Joachim Gauck einen
höchst integren ehemaligen DDR-Bürgerrechtler aufgeboten. Der hat
sich erfrischend als Realist geäußert. Seine Chancen bezeichnete er
angesichts der klaren Mehrheit für Schwarz-Gelb in der
Bundesversammlung als gering. Er sei weder Rot noch Grün, sondern
Joachim Gauck. So äußert sich nur einer, der über dem
parteipolitischen Klein-Klein steht. Als Zählkandidat ist Gauck
eigentlich viel zu schade. Aber er weiß, was er tut. Wenn SPD und
Grüne jetzt mit Krokodilstränen einem gemeinsamen,
parteiübergreifenden Kandidaten nachweinen, ist das scheinheilig.
Auch bei der Besetzung des höchsten repräsentativen Amtes der
Republik geht es immer um politische Macht. Das ignorieren natürlich
gerne diejenigen, die die Macht gerade nicht haben.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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