Westdeutsche Zeitung: Müntes Konjunkturprogramm = Von Stefan Küper
Geschrieben am 25-08-2006 |
Düsseldorf (ots) - Muss ein Bundesarbeitsminister Ahnung von Wirtschaftspolitik haben? Vielleicht muss er kein Experte sein, aber über ein gewisses volkswirtschaftliches Grundwissen sollte er schon verfügen. Franz Müntefering erfüllt diese Voraussetzung offenbar nicht. Die Debatte um die Verwendung der zusätzlichen Steuereinnahmen bereicherte er nämlich mit folgender Idee: Man sollte das Geld doch für Investitionen bei Bund, Ländern und Kommunen nutzen. Damit könne man die Konjunktur anschieben und - man höre und staune- den befürchteten Wachstumseinbruch nach der Mehrwertsteuererhöhung 2007 verhindern.
Natürlich ist es nicht die schlechteste Idee, den verschuldeten Kommunen Geld für Investitionen zu geben. Nur würden die auf die Almosen wohl gern verzichten, wenn sich der Arbeits- und Sozialminister im Gegenzug für eine Entlastung der Kommunen stark machte gerade im Sozialbereich. Stattdessen greift Müntefering lieber in die wirtschaftspolitische Mottenkiste. Die Idee, eine über Steuererhöhungen abgewürgte Volkswirtschaft anschließend mit genau dem Geld wieder anzuschieben, das man ihr gerade entzogen hat, ist schlicht haarsträubend. Sie widerspricht nicht nur jedem volkswirtschaftlichen Sachverstand, sondern zeugt auch von einer ökonomischen Grundüberzeugung, die selbst in der SPD eigentlich Geschichte ist. Folgerichtig bezeichnet Müntefering diesen Unsinn auch noch als "ursozialdemokratisch".
Müntes Auftritt offenbart aber vor allem das Dilemma der Koalition: Einerseits ahnen viele in Union und SPD, dass die Mehrwertsteuererhöhung dem Land schaden wird. Andererseits würde ein Umfallen in dieser Frage von vielen als Nachweis der Regierungsunfähigkeit gedeutet. Aber bedarf es dazu noch eines Beweises?
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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