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Börsen-Zeitung: Aktien? Aber sicher! Marktkommentar von Thorsten Kramer

Geschrieben am 11-06-2010

Frankfurt (ots) - Aktionäre brauchen nun starke Nerven. Denn
während Fundamentaldaten wie der kräftige Zuwachs in der
Industrieproduktion in Deutschland die Chance auf einen weiteren
Anstieg der Kurse an Europas Aktienmärkten signalisieren, schüren
neue Hiobsbotschaften zur Schuldenkrise die Verunsicherung. Das
spricht für eine anhaltend volatile "Schaukelbörse"in den kommenden
Wochen.

In den zurückliegenden Tagen sorgten sich Anleger zunächst über
die Finanzkraft Ungarns, danach erhöhten Meldungen die Unsicherheit,
wonach sich im spanischen Bankensektor nur noch die großen Adressen
problemlos am Geldmarkt refinanzieren können. Beides trägt dazu bei,
dass Anleger sich aktuell vor allem auf die Schuldenproblematik in
Europa, vorrangig in der Eurozone, fokussieren. Dabei wächst mit
jeder negativen Nachricht die Angst vor einer zweiten konjunkturellen
Flaute, zumal die wirtschaftliche Erholung in anderen Regionen -
allen voran in den asiatischen Schwellenländern - ohnehin deutlich
stärker ausfällt. Aussagen wie die des britischen
Vize-Premierministers Nick Clegg, der vor dem Wochenende betonte, man
könne beim Abbau der Staatsdefizite nicht auf ein starkes
Wirtschaftswachstum warten, unterstützen die Pessimisten in ihrer
Einschätzung.

Gold von Rekord zu Rekord

Die verunsicherten Anleger intensivieren ihre Suche nach möglichst
sicheren Assets. Erste Wahl am Rohstoffmarkt bleibt Gold, der Preis
für die Feinunze (31,1 Gramm) eilt deshalb von Rekordhoch zu
Rekordhoch. In Euro notierte er erstmals über 1050. Am Anleihemarkt
genießt Deutschland das höchste Vertrauen, der Bund-Future knackte in
der abgelaufenen Woche erstmalig die Marke von 130%, während die
Rendite der zehnjährigen Anleihe der Bundesrepublik Deutschland
zeitweise unter 2,5% rutschte. Und an Europas Aktienmärkten suchen
Anleger verstärkt nach Stabilität in den defensiven Sektoren, die
unabhängiger sind vom konjunkturellen Zyklus.

Das Interesse an defensiven Aktien erreicht an Europas Börsen
inzwischen das höchste Niveau seit neun Monaten. Gefragt sind dabei
vor allem die Papiere von Pharmakonzernen und
Nahrungsmittelherstellern, die sich im Mai bereits besser
entwickelten als der Gesamtmarkt. Im Telekomsektor, der ebenfalls als
defensiv anzusehen ist, halten hingegen Mittelabflüsse an. Investoren
befürchten, dass zumindest diejenigen Anbieter, die einen hohen Teil
ihrer Umsätze in der EU-Peripherie generieren, durch die
Schuldenkrise in Mitleidenschaft gezogen werden. Stark verkauft
wurden Aktien aus dem zyklischen Bausektor.

Zu beobachten ist außerdem, dass Investoren Gelder aus der
Eurozone abziehen. Das Ergebnis einer Analyse der UBS zeigt, dass
erstmals seit mehr als einem Jahr Investmentfonds per saldo Mittel
aus Deutschland, Spanien und Italien abzogen. Zugleich hielt der
Trend an, der Mittelzuflüsse in Großbritannien, Schweden und der
Schweiz - also außerhalb der Europäischen Währungsunion - belegt.

Der gestiegene Pessimismus der Anleger muss jedoch nicht per se
auf die Notierungen drücken. In den USA beispielsweise ist die
Put-Call-Rate an der Terminbörse CBOE wieder auf 0,7 vorgerückt. Ein
Anstieg auf dieses Niveau lieferte in den vergangenen Jahren seit
2003 regelmäßig einen sicheren Hinweis darauf, dass an den Börsen
eine Konsolidierungsbewegung endet. Schließlich zeigt der Zuwachs auf
der Put-Seite, dass sich die Pessimisten bereits für fallende Kurse
positioniert haben. Dadurch vergrößert sich in jedem Fall die Chance,
dass die Aktienkurse auf der Unterseite abgesichert sind und die
technischen Unterstützungsmarken in den Indizes halten. Im Dax sehen
es viele Strategen als wichtig an, dass der Index nicht nachhaltig
unter 5800 Punkte fällt.

Will man die aktuelle Lage an Europas Aktienmärkten einordnen,
fällt der Blick in der jüngeren Historie auf das Jahr 2004. Damals
durchlief der Dax ebenfalls mehrere Korrekturphasen und rutschte im
August sogar unter 3600 Zähler, als die Ängste vor einer
Konjunkturflaute stiegen. Inzwischen weiß man, dass sich Anlegern auf
diesem Indexniveau eine glänzende Investmentchance bot: Als sich die
Perspektiven aufhellten und die Verunsicherung verflog, zogen die
Kurse kräftig an. Allein bis zum Jahresende 2004 stieg der Dax damals
um 20% an. Im Folgejahr 2005 kletterte er um weitere 25%.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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