Neue OZ: Kommentar zu Obama / Ölkatastrophe
Geschrieben am 16-06-2010 |
Osnabrück (ots) - Wann fängt er an?
Was die meisten Amerikaner von ihrem Präsidenten über die
Öl-Katastrophe hören wollten, hat er nicht gesagt; was viele nicht
hören wollen, dafür umso klarer.
Einfühlsam erinnerte Obama daran, dass den Bewohnern der
US-Südküste der Verlust ihrer Lebensweise droht. Wie er dagegen
angeht, blieb aber vage. Ein Entschädigungsfonds des Energieriesen
BP, ein paar Krisenstäbe: Das war's. Würde Obama in dieser gewaltigen
Krise wirklich Führung zeigen, hätte er spätestens drei Tage nach
Beginn die Ölförderung in allen Hochrisikobereichen gestoppt.
Schließlich steckt in den Notfallplänen der Wettbewerber auch nicht
mehr Substanz als in jenen von BP.
Klar, ein solcher Schritt hätte weltweit die Energiepreise
hochgejagt und die Wirtschaft jäh gebremst. Aber nur so würde für
jedermann begreifbar, was Obama mit Blick auf die Zukunft gesagt hat:
dass Amerika runter muss von seiner "Sucht nach fossiler Energie".
Ein ernsthafter Einstieg in den Entzug wird nur per Schocktherapie
gelingen. Schließlich bedeutet dieser Entzug den Abschied von lieb
gewonnenen Wohlstands- und Mobilitätsstandards. Also von der
Lebensweise, die in ganz Nordamerika genau wie in Europa die
vorherrschende ist. Wenn Obama in diese hochgradig unpopuläre, aber
richtige Richtung führen will - wann will er damit anfangen, wenn
nicht heute?
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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