Neue OZ: Kommentar zu Musik / Festivals
Geschrieben am 17-06-2010 |
Osnabrück (ots) - Lust auf Tradition
Gelegentlich muss sich auch die Avantgarde mal wieder ihrer
Wurzeln versichern. Deshalb kehrt die bildende Kunst zum Tafelbild
zurück, deshalb stellt das Festival in Donaueschingen das
Streichquartett ins Zentrum: jene komplexeste aller musikalischen
Gattungen, die jede Schwäche gnadenlos entlarvt.
Damit setzt sich beim wichtigsten Neue-Musik-Festival der Welt der
Trend fort, die traditionellen Klangkörper unter dem Aspekt des
Zeitgenössischen zu hinterfragen: Im letzten Jahr mäanderte das
SWR-Orchester und versuchte sich ohne Dirigent, dieses Jahr wird eben
das Streichquartett auf seinen Möglichkeiten hin abgeklopft.
Dabei muss sich die Institution Donaueschingen keineswegs dem
Publikumsgeschmack anbiedern: Das Wochenende bleibt ein Selbstläufer,
wie die konstanten Besucherzahlen zeigen. Aber die Hinwendung zu
traditionellen Besetzungen bietet der Avantgarde die Chance, sich ein
Publikum jenseits der engen Fachzirkel zu erschließen.
Sinfonieorchester und Streichquartett bieten da die
Anknüpfungspunkte.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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