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Bain-Studie: Kostendruck in der IT verändert die Geschäftsmodelle der Enterprise-Softwareanbieter

Geschrieben am 18-06-2010

München (ots) -

- Krise beschleunigt den Wechsel zu On-Demand- und
Open-Source-Software sowie zu stärker integrierten IT-Angeboten
- Software-as-a-Service (SaaS) setzt sich weiter durch, übt Druck
auf die Margen der Softwarebranche aus und wird die
IT-Wertschöpfungskette neu definieren
- Einstieg in den SaaS-Markt erfordert neue Kompetenzen bei
Software- und IT-Servicesanbietern
- Langfristig wird der Wettbewerb auf dem Softwaremarkt zunehmen
mit einer Konsolidierung auf wenige SaaS-Anbieter

Trotz des sich andeutenden Endes der Krise besteht weiterhin
IT-Kostendruck in den Unternehmen. Das beschleunigt den Wandel der
IT-Branche zu On-Demand-Angeboten. Künftig wird Software immer
häufiger über Onlineplattformen angeboten, was das Geschäftsmodell
der Enterprise-Softwareanbieter nachhaltig verändern wird. Das ist
das Ergebnis der aktuellen Studie von Bain & Company "Preparing for
the On-Demand Game in the Enterprise Software Industry". Vier Trends
beeinflussen diese Entwicklung stark: 1) Software-as-a-Service (SaaS)
verteilt Lizenzumsätze auf längere Zeiträume, 2) zunehmend
integrierte IT-Anbieter heben die Grenzen zwischen Hardware, Software
und Services auf, 3) der Serviceanteil der IT-Wertschöpfung steigt
und 4) Open-Source etabliert sich als echte Alternative zu
klassischen Softwareangeboten. Über den Erfolg eines SaaS-Anbieters
entscheiden eine solide Plattformstrategie, das Management der
Software- und Servicepartner sowie das rechtzeitige und langfristige
Besetzen der Kundenschnittstelle.

Die Wirtschaftskrise hat zu massiven IT-Budgetkürzungen geführt.
Gleichzeit wächst der Bedarf am IT-Ausbau und Umbau in den
Unternehmen. Die aktuelle Studie der Strategieberatung Bain & Company
"Preparing for the On-Demand Game in the Enterprise Software
Industry" zeigt: IT-Verantwortliche in den Unternehmen reagieren in
erster Linie mit der Umwandlung von Fixkosten in variable Kosten. So
kommt zunehmend On-Demand-Software zum Einsatz, die nach
Nutzungsumfang bezahlt wird und keine große Anfangsinvestition
braucht. Beschleunigt wird diese Entwicklung durch Anbieter von
Software-as-a-Service (SaaS) wie salesforce.com - ein Spezialist für
Customer-Releationship-Management. Im SaaS-Modell übernimmt der
Serviceanbieter Einrichtung, Betrieb und Wartung von Software und
Servern im eigenen Rechenzentrum und stellt die Nutzung als Service
auf Abruf zur Verfügung. Den Kunden entstehen keine Kosten für
Softwarelizenzen, Implementierung, Wartung und Hardware. Sie zahlen
lediglich die nutzungsabhängige Servicegebühr.

Für Softwareunternehmen bahnt sich mit dieser Entwicklung eine
Revolution an, die ihr traditionelles Geschäftsmodell bedroht. Denn
sie verdienen typischerweise zunächst durch eine Lizenzgebühr beim
Verkauf und dann langfristig durch die Wartung, das heißt die
regelmäßige Fehlerbeseitigung und Aktualisierung der Software. Die
jährlichen Wartungskosten liegen bei durchschnittlich 18 Prozent der
ursprünglichen Lizenzgebühr. Bei Anbietern von
Enterprise-Resource-Planning (ERP) tragen die Wartungskosten im
Schnitt 30 Prozent zum Umsatz und 40 bis 60 Prozent zum Ertrag bei.
"Bedingt durch die Krise steigt das Risiko, dass viele ERP-Kunden
ihre Gebühren neu verhandeln, Wartungsverträge nicht erneuern oder zu
Drittanbietern wechseln möchten, die diesen Service für die Hälfte
des Preises anbieten", sagt Matthias Budde, Partner und IT-Experte
bei Bain & Company. "Ein Preisverfall bei der Wartung um nur einen
Prozentpunkt würde ERP-Anbieter weltweit etwa 750 Millionen Euro
Umsatz und rund 300 Millionen Euro Ertrag kosten." Aus diesem Grund
wird es für etablierte Softwareanbieter noch wichtiger, in die
Loyalität ihrer Kunden zu investieren, in dem sie den Wert ihrer
Wartungsdienstleistung für den Kunden sichtbar steigern.

Vier große IT-Trends bestimmen die Zukunft

Die Bain-Studie prognostiziert, dass der Softwaremarkt auch
mittelfristig nicht an vergangene Wachstumsraten von jährlich zehn
bis 15 Prozent anknüpfen kann. Die Zuwächse bis 2015 werden bei
weniger als fünf Prozent im Jahr liegen. Bain begründet das mit vier
großen Trends:

1. SaaS nimmt zu, verringert aber die Margen der
Softwareindustrie: Software-as-a-Service ermöglicht die Gewinnung
neuer Kundengruppen, die sich komplexe Software bisher nicht
geleistet haben. Zudem können bestehende Kunden neue Funktionalitäten
testen, ohne große Investitionen tätigen zu müssen. SaaS wird
zunächst vor allem beim Customer-Relationship-Management,
Content-Management und Human-Resources-Management eingesetzt werden.
SaaS hebt zusätzliches Umsatzpotenzial in neuen Hybridbereichen aus
Produkt und Dienstleistung, substituiert aber auch bestehende
Softwareumsätze und teilt sie in kleinere Zahlungsströme. Hohe
Einrichtungs- und Betriebskosten für die Softwareanbieter bei
gleichzeitigem Preisdruck gefährden die Erträge der Branche.

2. Zurück zu integrierten IT-Anbietern: Die Differenzierung der
Branche in Hardware-, Software- und Serviceanbieter beginnt sich
aufzulösen. Unternehmen stoßen zunehmend in angrenzende IT-Segmente
vor und bieten - wie Oracle nach der Sun-Akquisition - integrierte
IT-Produkte an. Ähnlich wie in den 1960er Jahren, als IBM seine
Serversysteme inklusive Software verkaufte, müssen sich Kunden
künftig immer weniger selbst um die Integration von Komponenten im
eigenen Rechenzentrum kümmern. Sie kaufen Serverleistung zusammen mit
dem benötigten Betriebssystem oder fertig nutzbare Datenbankserver,
ohne selbst Hardware, Betriebssystem und Software aufeinander
abstimmen zu müssen.

3. Bestehende IT-Landschaften steigern weiterhin die
Softwareservicekosten: Kunden, die das klassische Modell eigener
Serverarchitekturen und Anwendungen verfolgen, kämpfen mit der
zunehmenden Komplexität ihrer Anwendungslandschaft.
Serviceorientierte Architekturen konnten sich in der Realität bisher
nicht spürbar als Hebel zur IT-Vereinfachung durchsetzen. Deshalb
verstärkt die wachsende Komplexität des Geschäfts die Komplexität in
der IT weiter. Der Aufwand für die Implementierung und Integration
einer neuen Software wird im Verhältnis zu den Lizenzkosten weiter
steigen.

4. Open-Source entwickelt sich zu einer echten Alternative: Bei
Betriebssystemen und Datenbanken hat Open-Source-Software bereits
einen hohen zweistelligen Marktanteil. Bei geschäftskritischen und
komplexen Anwendungen wie ERP dominiert jedoch weiterhin die
Closed-Source-Software mit kostenpflichtiger Unterstützung und
Wartung durch den Anbieter. Doch auch dieses Modell ist zunehmend in
Gefahr durch Open-Source-ERP wie Compiere und OpenBravo, die
insbesondere in Kombination mit flexibel nutzbaren
On-Demand-Infrastruktur-Angeboten ("Cloud") massive Kostensenkungen
ermöglichen und die heutigen Enterprise-Softwareanbieter unter
Umsatz- und Margendruck setzen.

Chancen und Risiken für Softwareanbieter

On-Demand-Software ist unbestritten die nächste Evolutionsstufe
der Softwareindustrie. Doch das Modell ist auch mit erheblichen
Risiken verbunden. SaaS erfordert von den Anbietern hohe
Anfangsinvestitionen, da zunächst eine Onlineplattform aufgebaut und
vermarktet werden muss. Diese hohen Einrichtungs- und Betriebskosten
amortisieren sich durch die regelmäßigen Nutzergebühren nur langsam.
Salesforce.com brauchte rund zehn Jahre, um profitabel zu werden.
Durchschnittlich dauert es ein Jahr, um die Vertriebskosten für einen
SaaS-Kunden zu erwirtschaften.

Bain & Company erwartet aufgrund des hohen Investitionsbedarfs,
dass sich der SaaS-Markt vergleichsweise schnell auf wenige Anbieter
je Softwaresegment konsolidieren wird. Dabei werden die Unternehmen
erfolgreich sein, die ihre bestehenden Hardware-, Software- oder
Servicekunden in produktive SaaS-Kunden umwandeln können. Viele
andere IT-Anbieter werden Zulieferer von SaaS-Anbietern mit großer
Nachfragemacht bei Servern, Netzwerkinfrastruktur, Software und
Systemintegration.

Softwareanbieter haben mittelfristig zwei Möglichkeiten, sich im
SaaS-Markt zu positionieren: Entweder sie werden Zulieferer einer
SaaS-Plattform, die von Dritten betrieben wird oder sie entwickeln
sich selbst zum integrierten SaaS-Anbieter. Wer nicht den Weg eines
SaaS-Providers einschlägt, muss eine starke Position als
Softwarezulieferer aufbauen, um nicht mittelfristig zum Beispiel
durch Open-Source ausgetauscht oder komplett vom Markt verdrängt zu
werden. Wer sich als SaaS-Anbieter positioniert, muss
Infrastrukturkapazitäten aufbauen oder zukaufen sowie Fähigkeiten zum
Management eines SaaS-Ökosystems erwerben, wie etwa die Einbindung
von Angeboten Dritter oder nutzungsabhängige Abrechnung. Neben einer
aggressiven Akquisitionsstrategie für Neukunden muss es auch eine
Migrationsstrategie für Bestandskunden aus dem klassischen Lizenz-
und Wartungsgeschäft auf das SaaS-Modell geben, die auf eine
möglichst langfristige Bindung an das profitablere, klassische Modell
abzielt.

IT-Serviceunternehmen, die in das SaaS-Geschäft einsteigen
möchten, benötigen zusätzlich zu ihren vorhandenen Fähigkeiten -
Bereitstellung und Management von IT-Infrastrukturen - Kapazitäten
und Kompetenzen in der Softwareentwicklung. Dazu können sie
Partnerschaften mit führenden Softwareanbietern eingehen oder einen
Softwareanbieter übernehmen.

"Software-as-a-Service wird sich als bedeutendes Segment im
Enterprise-Softwaremarkt etablieren. Wie die zukünftige Landschaft
aussieht und ob sich primär Softwareunternehmen oder
IT-Serviceanbieter durchsetzen werden, ist noch völlig offen", sagt
Bain-Experte Budde. Neben Start-ups wie Salesforce.com entwickeln
sich etablierte Softwareanbieter wie Oracle und SAP in Richtung SaaS,
ebenso Infrastruktur- und Serviceprovider wie T-Systems. "Letztlich
wird sich die Branche vermutlich über SaaS hinaus entwickeln",
prognostiziert Matthias Budde. "Wahrscheinlich wird das bisherige
Business-Process-Outsourcing als Process-as-a-Service wieder
aufgegriffen und on-demand angeboten. Dadurch würden auch die
SaaS-Karten neu gemischt."

Originaltext: Bain & Company
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/19104
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_19104.rss2

Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany, Inc.
Karlsplatz 1, 80335 München
Tel.: +49 (0)89 5123 1246, E-Mail: leila.kunstmann@bain.com


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