Westdeutsche Zeitung: NRW: Rückzug von Rüttgers = Von Frank Uferkamp
Geschrieben am 20-06-2010 |
Düsseldorf (ots) - Jürgen Rüttgers will nicht mehr: Er stellt sich
nicht mehr im Landtag zur Wahl des Ministerpräsidenten, er will nicht
Oppositionsführer sein, er will nicht mehr im Rampenlicht stehen. Das
ist sehr viel Verweigerung für einen Mann, der noch am vergangenen
Mittwoch Chef einer schwarz-gelben Minderheitsregierung sein und sich
für seine Projekte Mehrheiten im Parlament suchen wollte. Schon am
Wahlabend hatte sein Abtauchen für Verwunderung gesorgt, nun ist es
wieder da, das Bild des Zauderers und Taktierers, der sich am Ende
ins Abseits stellt. Das ist insoweit schade, als es die Erfolge von
Rüttgers überdeckt. Er hat eine mutlose Landespartei modernisiert und
sie im Jahr 2005 an die Macht geführt. Er hat den Sozialdemokraten
die Macht am Rhein nach 39 Jahren abgenommen - das war kein Zufall,
sondern auch Rüttgers' Verdienst. Er hat die zerstrittenen Gruppen in
der CDU hinter dem großen Ziel vereint, er hat den Gordischen Knoten
bei der Steinkohlesubvention durchschlagen, er hat tausende neue
Lehrer eingestellt. Er hätte also eigentlich keinen Grund, sich zu
verstecken. SPD und Grüne wollen nun also den riskanten Weg einer
Minderheitsregierung beschreiten. Die Grünen haben den Schritt mit
einer sehr großen Mehrheit in Neuss gebilligt - was nur konsequent
war. Schließlich haben Sylvia Löhrmann & Co. schon seit Wochen die
SPD zu diesem Schritt gedrängt. Sie sehen viel mehr Chancen als
Risiken. Bei der SPD war das lange Zeit genau anders herum. Und es
ist schon bemerkenswert, wenn der gleiche Parteirat binnen weniger
Tage zwei völlig entgegengesetzte Beschlüsse fällt: zunächst
einstimmig gegen eine sofortige Minderheitsregierung, dann ebenso
einstimmig dafür. Diese Volte wird höchst dürftig begründet und ist
nur mit dem immensen Druck zu erklären, den Spitzengenossin Hannelore
Kraft nicht mehr aushalten konnte. Zu einem direkten Duell zwischen
Rüttgers und Kraft wird es wohl nicht mehr kommen. Aber was wäre
gewesen, wenn Rüttgers bereits vor Wochen seinen Rückzug angekündigt
hätte? Eine Große Koalition wäre so wahrscheinlicher geworden. Doch
diesen Dienst hat Rüttgers seiner Partei nicht erwiesen. Jetzt werden
andere regieren - ohne seine CDU.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
275045
weitere Artikel:
- Der Tagesspiegel: Inlandspresse/ Der Tagesspiegel Berlin meint zur Lage der schwarz-gelben Koalition: Berlin (ots) - Politiker, sagt der Volksmund, sind auch nur
Menschen. Vielleicht weiß der Volksmund gar nicht, wie recht er damit
hat. Dabei liefern die derzeit Regierenden genug Anschauung dafür,
dass Politik nicht nur von Interesse und Programm, von Sach- und
Machtfragen handelt. Die schwarz-gelbe Dauerkrise hat ihre Quelle
nicht unten in den Parteien. Die Firma läuft schlecht, weil es oben
hakt. Und dafür gibt es neben starken objektiven Gründen auch ein
paar allzu menschliche. Die drei, die alles regeln sollen, sind sich
als mehr...
- WAZ: Israel hat die Chance vertan - Kommentar von Gudrun Büscher Essen (ots) - Man kann das Verhalten der israelischen Regierung
glücklos nennen. Vielleicht aber ist es auch einfach nur unklug. Dem
deutschen Entwicklungsminister Niebel, als Vize-Vorsitzender der
deutsch-israelischen Gesellschaft ein Freund Israels, die Einreise
nach Gaza zu verweigern, war in jedem Fall ein Fehler. Sicher, es war
im Vorfeld nicht völlig klar, dass Niebel die Erlaubnis der Israelis
für den Besuch erhalten würde. Aber das deutsche Ministerium hatte
zeitweise ermutigende Signale erhalten. Sicher, die Israelis haben mehr...
- WAZ: Rüttgers auf dem Rückzug - Die geschröpfte CDU - Leitartikel von Tobias Blasius Essen (ots) - Es mag wie ein Zeichen von Selbstaufgabe wirken,
wenn die CDU als knapp stärkste Partei in NRW bei der
Ministerpräsidentenwahl kneift. Doch erwiese Jürgen Rüttgers weder
sich noch der CDU einen Dienst, wenn er im Parlament gegen SPD-Chefin
Hannelore Kraft anträte. Er liefe Gefahr, nicht einmal mehr die 80
verbliebenen Stimmen des schwarz-gelben Lagers zu erhalten. Die CDU
würde Krafts Minderheitsregierung unnötig zu höherer Legitimation
verhelfen. Doch ist Rüttgers' Verzicht auch von der Einsicht
getragen, dass seine mehr...
- WAZ: Die verpasste Chance der CDU - Wie stabil wird Krafts Regierung? - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - An Jürgen Rüttgers Einordnung der neuen Düsseldorfer
Verhältnisse ist mehr falsch als richtig; abgesehen davon, dass es
Hannelore Kraft auch mehr oder weniger gleichgültig sein kann, was
ihr demnächstiger Amtsvorgänger so sagt. Rüttgers zornige Kommentare
zielen eher nach innen als nach außen, wollen eher von eigenen
Fehlern ablenken und ein Comeback vorbereiten. Auf den Punkt bringt
es die konservative Welt am Sonntag: "Rüttgers hat die CDU um die
Macht gebracht." Rüttgers beklagt die Instabilität einer
Minderheitsregierung. mehr...
- Neues Deutschland: zur Regierungsfähigkeit der designierten NRW-Ministerpräsidentin Kraft Berlin (ots) - Rüttgers muss weg - das war gemeinsames Wahlziel
von SPD, Grünen und LINKER. Rüttgers ist weg: Er darf weder als
Ministerpräsident kandidieren noch Oppositionsführer werden. Auch als
Landeschef und Bundes-Vize der CDU wird er sich nicht lange halten
können. Vorbei ist die Karriere des Mannes, der einst vielen als
heißer Anwärter auf den Posten des Bundeskanzlers galt. Gut so!
Doch der Jubel hält sich in Grenzen. Denn leichte Zeiten stehen
Rüttgers Nachfolgerin nicht bevor. Die designierte
NRW-Ministerpräsidentin mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|