Lausitzer Rundschau: Krieg der Generäle? Zur Absetzung des US-Kommandeurs McChrystal
Geschrieben am 23-06-2010 |
Cottbus (ots) - Normalerweise hätte der US-Vier-Sterne-General
Stanley McChrystal einen schlichten und schnellen, gar nicht
ehrenvollen Abschied verdient. Wer über den eigenen Oberbefehlshaber
in Gegenwart eines Journalisten so herzieht, wie der oberste Militär
der amerikanischen und der mit ihnen verbündeten Truppen in
Afghanistan, der sollte in aller Regel sofort und ohne Rücksprache
seines Kommandos enthoben werden. Bei McChrystal aber zögerte
zunächst sein Chef im Weißen Haus, und der deutsche
Verteidigungsminister übt sich sogar im Fürsprechen. Offenbar kann
auf Stanley McChrystal nur schwer verzichtet werden. In Afghanistan
wiederholt sich damit etwas, was wir bereits aus dem Irak kennen und
was dort zumindest auf den ersten Blick zum Erfolg führte. An die
Stelle der politischen Lösungsversuche rückt die Hoffnung auf die
militärische Strategie. Dahinter steckt die Annahme, dass zunächst
eine Befriedung des Konflikts erreicht werden muss und erst
anschließend über die weiteren Perspektiven nachgedacht werden kann.
So gesehen ist der Afghanistan-Einsatz nicht nur der USA zunächst ein
Krieg der Generäle. Auf sie vor allem scheint es anzukommen und
deswegen auch hat ihr Wort entscheidendes Gewicht. Vor diesem
Hintergrund ist es auch gar nicht unverständlich, wenn sich einer von
ihnen mokiert über Politiker oder Diplomaten, die ihm anscheinend
wenig helfen bei der Bewältigung seiner Aufgaben. Tatsächlich aber
haben schon im Irak weniger die strategischen und taktischen
Fähigkeiten der US-Militärs, sondern vielmehr die großzügig
verteilten Millionen Dollar und das erbarmungslose Vorgehen der
eingesickerten Terrorbanden den entscheidenden Beitrag zur relativen
Befriedung des Landes erbracht. Jetzt zeigt sich allerdings, wie sehr
sich inzwischen die Politik bei diesen Militäreinsätzen auf dem
Rückzug befindet. Es darf und kann nicht sein, dass Erfolg oder
Misserfolg des Engagements in Afghanistan ausschließlich von
militärischen Überlegungen abgeleitet wird. Afghanistan ist vor allem
eine politische Aufgabe. Der allerbeste Vier-Sterne-Offizier kann die
notwendigen politischen Initiativen und Überlegungen nicht ersetzen.
Wenn der Krieg in Afghanistan zum Krieg der Generäle wird, ist er
schon verloren. Insofern ist das Schicksal von McChrystal von völlig
nachrangiger Bedeutung. Und so kommt sein erzwungener Abschied
hoffentlich auch als ein Signal, dass die Politik sich auf ihre
ureigensten Pflichten bei der Suche nach einem Ausweg besinnt. Der
junge deutsche Verteidigungsminister hat im Übrigen gestern seine
Lektion abbekommen. Er hat sich in dieser Sache zu weit in fremdes
Terrain vorgewagt.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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