NRZ: Parteifreunde stellten ihn kalt
Geschrieben am 25-06-2010 |
Essen (ots) - Immerhin ist sein Rückzug aus der Politik keine
Flucht; eher ein langsamer Ablösungsprozess. Amt für Amt wird er
abgeben. Wird die Partei ihm zumindest dafür dankbar sein? Ach was.
Politiker verlieren heutzutage ihre Loyalitäten leichter als die
meisten Menschen ihre Autoschlüssel. Vor fünf Jahren war Jürgen
Rüttgers noch ein Politstar. Er hatte das schier Unmögliche geschafft
und NRW, das mythische Herzland der Sozialdemokratie im Sturm
erobert. Er hat solide regiert. Schwarz-Gelb hat an Rhein und Ruhr
vergleichsweise viel zustande gebracht, vor allem wenn man das
Gemurkse von CDU und FDP in Berlin betrachtet. Den krachenden Absturz
am 9. Mai verdankt die CDU nicht in erster Linie ihrem
Ministerpräsidenten, sondern Angela Merkel und ihrer chaotischen
Koalition. Trotzdem musste Jürgen Rüttgers nun die Konsequenzen
ziehen. Das war er mehr sich selbst als seiner Partei schuldig. Er
ist, wie man im Rheinland so sagt, "eine ehrliche Haut". Aber er ist
auch ein Vollblutpolitiker, dessen Ambitionen groß waren. Deshalb ist
der letzte Schritt ins politische Schattenreich der Abgewählten und
Abgedankten schmerzhaft. Auch weil er weiß, dass er die Wahl nicht
alleine verloren hat und weil ihn die alten "Parteifreunde" nun
kaltstellen. Vollends katastrophal war aber der Auftritt der "Union"
im Wahlkampf. Sein Team setzte die Kampagne mit Grandezza in den
Sand. Skandale um Sponsorengelder gingen dem Spitzenkandidaten
persönlich an die Ehre. Überhaupt entpuppte sich sein Parteiapparat
als verzankte Intrigantentruppe, deren öffentlich zelebrierten
Intimfeindschaften die Schlagkraft des Kandidaten lähmten. Schon vor
dem Wahlabend war Jürgen Rüttgers die Verzweiflung über so viel
Dilettantismus und Untreue anzusehen. Am Ende ist es noch schlimmer
gekommen als gedacht. Jürgen Rüttgers ist raus. In Düsseldorf hört
man Parteifreunde aufatmen: Endlich! Dabei verkennen sie die
Situation. Einer wie Rüttgers wird der Union fehlen. Glaubwürdig
verkörpert er christliche Politik und einen rheinischen Kapitalismus,
dem soziale Verantwortung wertvoller ist als Gewinnstreben. Für diese
traditionellen Werte, die den Markenkern der Union bilden, finden
sich kaum noch Protagonisten. In NRW steht eine neue Generation von
CDU-Politikern parat. Durchweg verwechselbare Technokraten und
Machtpolitiker. Wer hat Chancen, die CDU zu führen? Norbert Röttgen,
der als begabter Machiavellist jeden Posten anstrebt, der ihn näher
ans Kanzleramt bringt, kommt für den Landesvorsitz wohl eher nicht in
Frage; so tief kann die CDU noch nicht gesunken sein. Vielleicht
Ronald Pofalla, der eine gewisse Bodenständigkeit mitbringt, die in
der Union von Rheinländern und Westfalen gleichermaßen geschätzt
wird. Oder Andreas Krautscheid, der letzte treue
Rüttgers-Gefolgsmann. Er hat immerhin schon gesagt, was die Basis der
Partei längst spürt: Die CDU muss nicht nur über Personen reden,
sondern über eine neue Politik. Rüdiger Oppers
Originaltext: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
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