WAZ: Verfrühte Hoffnung. Kommentar von Sabine Brendel
Geschrieben am 25-06-2010 |
Essen (ots) - Es gibt Äußerungen, die überraschen. Zum Beispiel
die von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu
Karstadts Mietpoker. Karstadt-Käufer Berggruen und Vermieter
Highstreet hätten sich geeinigt - diese Ministerin-Aussage war den
Nachrichtenagenturen eine Eilmeldung wert. Dabei steht die endgültige
Einigung noch aus. Doch die Ministerin erreichte, was sie mit ihrem
Auftritt bei der Gewerkschaft Verdi bezweckte: Der öffentliche Druck
auf die pokernden Parteien steigt. Und sie kann Pluspunkte als
vermeintlich engagierte Streiterin für die Rettung Tausender Stellen
sammeln.
Der Schein trügt. Denn von der Leyen kann die Karstadt-Parteien,
die derzeit um die Höhe der Mietminderungen pokern, nicht
beeinflussen - wie auch. Die Ministerin verfolgt (ureigene)
politische Interessen. Berggruen sowie Highstreet haben dagegen rein
wirtschaftliche Ziele. Öffentlicher Druck im Karstadt-Ringen dürfte
sie daher wenig scheren.
Von der Leyen aber nährt mit ihrem Vorpreschen die Hoffnung
tausender Beschäftigter - zu früh. Denn der Mietstreit dauert an. Und
damit auch das lange Bangen der Karstadt-Mitarbeiter.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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