2009 gutes Geschäftsjahr für den genossenschaftlichen FinanzVerbund / BVR-Präsident Fröhlich: "Politik muss funktionierende Geschäftsmodelle fördern, nicht belasten"
Geschrieben am 07-07-2010 |
Frankfurt (ots) - Der genossenschaftliche FinanzVerbund konnte im
Finanzkrisenjahr 2009 seine Substanz sowohl auf Ortsbanken- als auch
auf Zentralbankenebene stärken. Dies zeigt das konsolidierte Ergebnis
vor Steuern von 6,6 Milliarden Euro, zu dem alle Segmente - Bank,
Retail, Immobilien und Versicherung - beitrugen. "Der FinanzVerbund
baute im Geschäftsjahr 2009 seine Wettbewerbsposition weiter aus,
verlor aber auch die Stärkung seiner Rücklagen nicht aus den Augen.
Mit 1,8 Milliarden Euro laufenden Ertragsteuern leistete der
FinanzVerbund darüber hinaus einen substanziellen Beitrag zur
Finanzierung der öffentlichen Haushalte", erklärt der Präsident des
Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR),
Uwe Fröhlich.
Im Kredit- und Einlagengeschäft nutzte der FinanzVerbund gezielt
seine Marktchancen. Bei einem Wachstum der Kundenforderungen von 12,5
Milliarden Euro unterstützten die Kreditgenossenschaften besonders
die mittelständischen Gewerbekunden weiter mit Krediten. In diesem
Kundensegment stieg die Kreditvergabe um 3,8 Prozent oder 6,1
Milliarden Euro an.
Fröhlich rief die in Berlin und Brüssel politisch Verantwortlichen
dazu auf, mit ihren aktuellen Regulierungsvorhaben nicht gerade jene
Banken zu belasten, deren erfolgreiches Geschäftsmodell in der
Finanzmarktkrise wesentlich zum Schutz der Verbraucher vor den Folgen
der Krise beigetragen habe. "Die Vorschläge der Bundesregierung für
eine Bankenabgabe lehnen die Genossenschaftsbanken ab. Es ergibt
keinen Sinn, in eine Versicherung für systemrelevante Banken
einzuzahlen, die von uns nie in Anspruch genommen würde", so
Fröhlich. Der für Institute ohne Ertrag vorgesehene Mindestbeitrag
von nur 5 Prozent des regulären Jahresbeitrags begünstige zudem
gerade die Institute, die der Staat besonders stützen musste. Hier
sollte es eine Nachzahlung in ertragsstärkeren Jahren geben.
Auch bei den aktuell von der Europäischen Kommission geplanten
Änderungen des Einlagensicherungssystems sieht Fröhlich
Anpassungsbedarf, damit der seit über 75 Jahren erfolgreich
betriebene Institutsschutz im Genossenschaftssektor weiter
praktiziert werden kann. Fröhlich: "Wir plädieren dafür,
funktionierende Systeme zu fördern und von ihnen zu lernen. Eine
Harmonisierung auf kleinstem gemeinsamen Nenner dient nicht dem
Schutz der Verbraucher."
Die konsolidierte Bilanzsumme der 1.156 selbstständigen
Kreditgenossenschaften, der DZ BANK Gruppe, der WGZ BANK Gruppe sowie
der Münchener Hypothekenbank blieb nach dem IFRS-Standard gegenüber
dem Vorjahr mit 1.017 Milliarden Euro nahezu unverändert. Die Zahl
der Beschäftigten im FinanzVerbund blieb mit rund 186.700
Mitarbeitern wieder konstant.
Ertragslage
Der Zinsüberschuss stieg mit 9 Prozent kräftig auf nunmehr 17,4
Milliarden Euro. Dies resultiert zum einen aus einer steileren
Zinsstrukturkurve sowie der expansiven Geldpolitik der Europäischen
Zentralbank, zum anderen aus dem Wachstum im Kundengeschäft.
Der Provisionsüberschuss reduzierte sich im Geschäftsjahr leicht
um 2,8 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Die aufgrund der
Finanzmarktkrise nach wie vor herrschende Verunsicherung auf
Kundenseite zeigt hier weiterhin Auswirkungen auf die
Provisionserträge aus Wertpapiergeschäften und Vermögensverwaltung.
Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft konnte hingegen leicht
auf 498 Millionen Euro verbessert werden. Steigerungen im Neugeschäft
der Lebens- und Pensionsversicherer sowie ein moderater
Schadensverlauf wirkten sich positiv aus.
Die Verwaltungsaufwendungen des genossenschaftlichen
FinanzVerbundes stiegen um 3,1 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro im
Berichtszeitraum. Ausschlaggebend hierfür war neben tariflichen
Gehaltssteigerungen die erhöhte Zahlungsverpflichtung gegenüber dem
Pensionssicherungsverein.
Der Anstieg der Risikovorsorge im Kreditgeschäft um 587 Millionen
Euro auf nunmehr 2,2 Milliarden Euro ist unter anderem auf erhöhte
Wertberichtigungen bei Firmenkunden aus exportorientierten Branchen
wie dem verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen. Vor dem Hintergrund
der schwierigen konjunkturellen Situation waren zusätzliche
Zuführungen zu den Portfoliowertberichtigungen erforderlich.
Insgesamt aber blieb die Risikovorsorge im Kreditgeschäft deutlich
hinter den negativen Erwartungen für 2009 zurück.
Das Handelsergebnis trägt mit einem Gewinn in Höhe von 1,7
Milliarden Euro zum Jahresergebnis bei. Gegenüber dem von der
Finanzmarktkrise geprägten Vorjahresverlust in Höhe von 1,4
Milliarden Euro ist hier eine erhebliche Verbesserung zu verzeichnen.
Deutliche Spread-Einengungen führten zu kräftigen Wertzuwächsen bei
von den Zentralbanken gehaltenen Bonds und Schuldscheindarlehen. Auch
das rege Kundengeschäft in Kapitalprodukten lieferte insbesondere in
Zertifikaten und in Zinsprodukten wesentliche positive
Ergebnisbeiträge.
Das Ergebnis aus Finanzanlagen konnte - gegenüber dem Vorjahr mit
einem Verlust von 3,1 Milliarden Euro - im Berichtszeitraum erheblich
gesteigert werden. Jedoch verbleibt immer noch ein Verlust in Höhe
von 107 Millionen Euro. Den umfangreichen Wertaufholungen bei den
Anleihen während des Geschäftsjahres standen Wertberichtigungen von
Asset-Backed Securities gegenüber.
Auch das sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten
verbesserte sich im Geschäftsjahr 2009. Wurde hier im Vorjahr noch
ein Verlust in Höhe von 738 Millionen Euro gezeigt, so konnte in 2009
ein fast ausgeglichenes Ergebnis (-48 Millionen Euro) erreicht
werden.
Der konsolidierte Jahresüberschuss nach Berücksichtigung von
Ertragsteuern beläuft sich somit im Geschäftsjahr auf rund 4,6
Milliarden Euro nach 75 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Bilanzstruktur verschiebt sich zugunsten der Kundenforderungen und
-verbindlichkeiten bei nahezu unveränderter Bilanzsumme
Nach einem leichten Anstieg im Vorjahr hat sich die konsolidierte
Bilanzsumme des genossenschaftlichen FinanzVerbundes im Jahr 2009
moderat um 8 Milliarden Euro auf 1.017 Milliarden Euro vermindert.
Die Primärbanken haben dank eines kräftigen Wachstums im vergangenen
Jahr ihren Anteil an der aggregierten Bilanzsumme von 54 Prozent auf
57 Prozent ausgebaut. Der Anteil der DZ BANK Gruppe reduzierte sich
von 35 Prozent auf 32 Prozent. Die WGZ BANK Gruppe und die Münchener
Hypothekenbank steuerten unverändert rund 8 beziehungsweise 3 Prozent
zur Bilanzsumme bei.
Auf der Aktivseite der Bilanz hat sich der Anstieg der
Kundenforderungen fortgesetzt. Nach 547,9 Milliarden Euro im Vorjahr
haben sie sich nun auf 560,4 Milliarden Euro beziehungsweise um 2,3
Prozent oder 12,5 Milliarden Euro erhöht. Dem gegenüber stand eine
Reduzierung der Forderungen an Kreditinstitute von 55,7 Milliarden
Euro auf 40,4 Milliarden Euro (-27,4 Prozent) im Interbankengeschäft
der Zentral- und Primärbanken.
Der Abbau der Schuldverschreibungen und der anderen
festverzinslichen Wertpapiere bei der DZ BANK Gruppe führte zu einer
Abnahme der Handelsaktiva von 118,3 Milliarden Euro auf 93,9
Milliarden Euro (-20,6 Prozent). Die Finanzanlagen haben dagegen -
dank einer Aufstockung der Bestände bei den Primärbanken - von 222,1
Milliarden Euro auf 240,5 Milliarden Euro beziehungsweise um 8,3
Prozent zugenommen.
Auf der Passivseite gab es einen erneuten Anstieg der
Kundenverbindlichkeiten - um 3,6 Prozent von 567,7 Milliarden Euro im
Vorjahr auf 588 Milliarden Euro zum Ende 2009. Im Zuge der
Finanzmarktkrise zeigten die Kunden eine erhöhte Liquiditäts- und
Sicherheitspräferenz und legten ihr Geld verstärkt in täglich
fälligen Sichteinlagen sowie Spareinlagen bei den
genossenschaftlichen Primärbanken an. Für die Abnahme der
Handelspassiva von 104,8 auf 75,5 Milliarden Euro beziehungsweise 28
Prozent sorgte die DZ BANK Gruppe, die ihre kurzfristigen
Geldmarktgeschäfte deutlich zurückgeführt hat.
Der genossenschaftliche FinanzVerbund konnte dank einer guten
Ertragslage sein Verbundkapital im vergangenen Jahr um rund 4,6
Milliarden Euro auf komfortable 57,6 Milliarden Euro aufstocken.
Insgesamt erwartet der gesamte FinanzVerbund auch in 2010 eine
Fortsetzung des stetig erfolgreichen Geschäftsverlaufs bei weiter
steigenden Marktanteilen, sofern Deutschlands Wirtschaft wie erwartet
ihren Erholungskurs fortsetzt.
Weiteres Material unter: www.bvr.de/KJA2009
Hintergrundinformation zum genossenschaftlichen FinanzVerbund:
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie die Sonder- und
Spezialinstitute vereinen das Kapital des genossenschaftlichen
FinanzVerbundes - einschließlich der beiden Zentralbanken DZ BANK AG
und WGZ BANK AG - fast vollständig auf sich. Sie betreuen über 30
Millionen Kunden, von denen 16,4 Millionen als Mitglieder
Geschäftsanteile an den Kreditgenossenschaften halten. Die
Eigentümerstruktur der genossenschaftlichen Bankengruppe ist damit
sehr breit und vollständig in privater Hand. Auf die
Kreditgenossenschaften entfällt weit mehr als die Hälfte des
Geschäftsvolumens und der Erträge des deutschen genossenschaftlichen
FinanzVerbundes.
Die Zentralbanken und Verbundunternehmen, zu denen neben der
Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, der DG HYP - Deutsche
Genossenschafts-Hypothekenbank AG, der Union Asset Management Holding
AG und der R+V Versicherung AG unter anderem auch die Münchener
Hypothekenbank eG, die WL BANK AG Westfälische Landschaft
Bodenkreditbank, die VR-LEASING AG und die TeamBank AG gehören,
stellen den Volksbanken und Raiffeisenbanken ein Angebot an
Allfinanzprodukten und -leistungen zur Verfügung, aus dem sich jede
Ortsbank das für ihre jeweilige Positionierung im Markt
bedarfsgerechte Paket zusammenstellt. Der BVR ist das strategische
Kompetenzzentrum der genossenschaftlichen Bankengruppe und vertritt
als Spitzenverband der Kreditwirtschaft bundesweit und international
die Interessen der genossenschaftlichen Bankengruppe. Beim BVR ist
auch die Sicherungseinrichtung der Organisation angesiedelt.
Originaltext: BVR Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/40550
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_40550.rss2
Pressekontakt:
Bundesverband der
Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken - BVR
Pressesprecherin:
Melanie Schmergal
Schellingstraße 4
10785 Berlin
Telefon: (030) 20 21-13 00
Telefax: (030) 20 21-19 05
Internet: www.bvr.de
E-Mail: presse@bvr.de
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