Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Oper / Holender
Geschrieben am 11-07-2010 |
Osnabrück (ots) - Vorhang auf für das Sommertheater
Holender kürzt Barenboim die Orchesterstellen weg: Das wäre eine
kulturpolitische Schlagzeile ersten Ranges - und ein Ausbruch an
offener Rivalität, der selbst zum Opernstoff taugte. Der ehemalige
Intendant der Wiener Staatsoper eröffnet mit seinem Verriss eine
Festspielsaison der ganz eigenen Art. Die Bühne: das Sommertheater
der Kultur. Natürlich weiß Holender um die Polemik seiner Kritik. Ihm
ist bewusst, dass sich gerade die Kunstform Oper niemals auf Maße des
ökonomisch Vernünftigen reduzieren lässt. Oper ist schon als
Kunstform extrem. Wie soll sie da als nüchternes Rechenexempel
funktionieren?
Allerdings muss die Berliner Opernsituation selbst einen Profi wie
Holender zur Verzweiflung getrieben haben. Seine Kritik wirkt wie
eine Abrechnung mit einer als unlösbar erscheinenden Situation.
Zugleich bedient der Doyen der Impressarios den Wettstreit der
Opernstandorte um ein zahlungskräftiges Reisepublikum. Holender ist
sich bewusst, dass diese Konkurrenz in Zukunft eher noch härter
werden wird. Während öffentliche Zuschüsse schwinden, wird der
Verkauf teurer Tickets immer wichtiger. Dies gilt auch für
Festivalstandorte. Holender macht nun indirekt Daniel Barenboim zur
Zielscheibe - weil der so erfolgreich ist? Gleichviel. Oper ist auf
jeden Fall wie das richtige Leben: chaotisch und voller Konkurrenz.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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