Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Haiti-Hilfe
Geschrieben am 12-07-2010 |
Bielefeld (ots) - Sechs Monate nach dem schweren Beben in Haiti
hat es beeindruckend viel Soforthilfe für 1,5 Millionen Obdachlose
und 300 000 schwer verletzte Mensch gegeben. Das gilt es ohne
Abstriche zu würdigen. Aber zugleich tun sich Probleme auf, die
geeignet sind, das Interesse und die Zuneigung der Welt gegenüber dem
Armenhaus der Karibik zu erschüttern. Korruption, Unfähigkeit und der
Egoismus einzelner Haitianer vergiften die große Hilfsbereitschaft.
Während auf der untersten Ebene die Befähigung zur Selbsthilfe
funktioniert, wird es um so diffiziler, je höherrangig die Projekte
angesiedelt sind. Die Weltgemeinschaft, die im März elf Milliarden
US-Dollar zusagte, ist in Schwierigkeiten geraten. Es gilt, das große
Geld so einzusetzen, dass es bei den kleinen Leute ankommt. Geradezu
grotesk ist, dass bis zur Stunde nicht genügend Grund und Boden
gefunden wurde, um rund um die Millionenmetropole Port-au-Prince
Zeltstädte, Übergangslager und Krankenstationen für Hunderttausende
zu errichten. In anderen Ländern nach anderen Katastrophen ist das
gelungen. Warum also nicht in Haiti? Das Land hat bei allen Verlusten
in der Verwaltung und in den Ministerien immerhin demokratisch
gewählte Bürgermeister, Provinzräte und einen Präsidenten. Dennoch
fehlen auch sechs Monate nach der Katastrophe grundlegende
Entscheidungen über die schnelle Abwicklung von Hilfslieferungen, die
Anlage verlässlicher Grundbücher, das künftige Schulsystem und den
Neuanfang im Gesundheitswesen. Nach dem Tsunami 2004, einzige
Katastrophe der Neuzeit vergleichbarer Größenordnung, haben viele
asiatische Staaten pragmatische Lösungen gefunden. Nicht so Haiti. Es
gibt Gründe, weshalb der Westen mit der Ausstellung seiner
großartigen Spendenchecks zögert. Nach zuverlässigen Berichten wird
auf fast allen staatlichen Ebenen die Hand aufgehalten. Rechtsstaaten
könne das nicht akzeptieren. Rechnungshöfe und
Ausführungsvorschriften verlangen rigoros Transparenz. Noch heikler
liegen die Dinge für die Hilfsorganisationen, die den korrekten
Einsatz von Spendengeldern garantieren. Dringend benötigte Hilfsgüter
stehen schon mal wochenlang im Zoll. Ohne Zahlungen »under table«, so
das weltweit geläufige Schlüsselwort, geht nichts. Jahrzehntelang
wurden die Haitianer von ihren eigenen Politikern und Beamten in
tiefster Armut gehalten. Deshalb darf das von einer Naturkatastrophe
schwer geschlagene und spürbar dezimierte Volk jetzt nicht schon
wieder dieser Ausbeuterkaste ausgeliefert werden. Den Vereinten
Nationen, nicht unerfahren im Umgang mit korrupten Systemen, bleibt
ein allerletztes Mittel - die Einsetzung eines hohen Kommissars, der
sich über die reguläre Regierung hinwegsetzt. Die Zeit für einen
Putsch der Helfer ist noch nicht gekommen, aber sie reift heran.
Originaltext: Westfalen-Blatt
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Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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