WAZ: Das neue Kabinett in NRW - Kurze Schonfrist für Krafts Team. Leitartikel von Walter Bau
Geschrieben am 15-07-2010 |
Essen (ots) - Der große Wurf blieb aus. Die Kabinettsliste, die
die neue nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
(SPD) gestern vorlegte, kann dann doch nicht mit dem klangvollen
Namen aufwarten, den Beobachter rund um den Landtag bis zuletzt
erwartet hatten und den Kraft so gern präsentiert hätte.
Schon seit Tagen war ja bekannt, dass Kraft sich bei ihrer
Ministersuche einige Körbe von Wunschkandidaten eingehandelt hatte.
Ressort-Chef in einer Minderheitsregierung mit ungewisser
Halbwertzeit ist nicht eben der Traumjob, wenn man schon einen guten
und sicheren Posten hat. Trotzdem: Man darf gespannt sein, wie sich
ausgewiesene Fachleute auf ihren Gebieten wie der bisherige
DGB-Landeschef Guntram Schneider (Arbeit) oder der Kölner
Stadtkämmerer Norbert Walter-Borjans (Finanzen) in der Landespolitik
schlagen werden.
Auffällig sind die politischen Signale, die die Ressortzuschnitte
aussenden. Das gerade im Ruhrgebiet mit seinem hohen Migranten-Anteil
wichtige Thema Integration wurde als Anhängsel des neuen
Arbeitsministeriums im Vergleich zur schwarz-gelben
Vorgängerregierung, wo Armin Laschet wichtige integrationspolitische
Marksteine setzte, abgewertet. Die türkischstämmige Duisburger
Islam-Expertin Zülfiye Kaykin, die diesen Bereich in Krafts
Kompetenzteam im Wahlkampf besetzt hatte, sucht man erfolglos auf der
Ministerliste. Auf ein Zeichen wie in Niedersachsen, wo
CDU-Ministerpräsident Christian Wulff die türkischstämmige Aygül
Özkan in sein Kabinett geholt hatte, wartete man vergebens.
Dafür wurde der Bereich "Emanzipation" erstmals ausdrücklich in
ein Ministerial-Ressort integriert. Dies dürfte kein Zufall sein. Mit
sechs Frauen und sechs Männern ist die Regierung Kraft/Löhrmann
geschlechter-politisch korrekt austariert. Das wirft ein mediales
Schlaglicht auf die neue Administration in Düsseldorf und wird Kraft
auch bundesweit zusätzliche Aufmerksamkeit verleihen. Dieser Effekt
dürfte nicht lange anhalten. Dennoch wird es spannend sein zu
beobachten, ob die praktizierte Frauenquote in der Landesregierung
den Politikstil und womöglich die Politik selbst verändern wird.
Schon bald wird sich die Frage nach Kompetenz und
Durchschlagskraft der Ministerinnen und Minister stellen. Zwar muss
man auch der rot-grünen Minderheitsregierung eine Schonfrist
zugestehen - ob diese allerdings die üblichen hundert Tage dauern
wird, darf man bezweifeln. Die Minister müssen schnell sichtbare
Erfolge vorweisen. Egal, ob Frau oder Mann.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
279543
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Hannelore Krafts Optionen Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Detlev Hüwel:
Hannelore Kraft ist stolz darauf, dass in ihrer elfköpfigen
Ministerriege immerhin fünf Frauen vertreten sind. Sie ist auch stolz
darauf, mit den Kabinettsmitgliedern die unterschiedlichen Regionen
des Landes berücksichtigt zu haben. Ein ideales Team also, um den
angestrebten Politikwechsel in NRW einzuleiten? Da drängen sich
Zweifel auf. Der regionale Proporz - auf den auch die CDU Rücksicht
nehmen muss - ist noch kein Beleg für fachliche Kompetenz. Die
vergleichsweise wenig mehr...
- Rheinische Post: Rot-grüne Realität Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Gerhard Voogt:
Die Minister von SPD und Grüne saßen gestern erstmals auf der
Regierungsbank. Sogleich erhielten sie einen plastischen Eindruck
davon, wie schwierig es ist, als Minderheitsregierung zu agieren. CDU
und FDP wiesen die "Einladung", bei der Änderung des
Stadtwerkegesetzes mitzuwirken, barsch zurück. Die vage Hoffnung,
zumindest bei der Union auf Wohlwollen zu treffen, erfüllte sich
nicht. Auch mit der Linken legte Rot-Grün einen Fehlstart hin. Die
Linkspartei ließ SPD und Grüne mehr...
- Weser-Kurier: Zur Streikdrohung der Hausärzte Bremen (ots) - Bei nüchterner Betrachtung bedeutet dies: Das
Instrument Hausarztvertrag ist in dieser Form gescheitert. Es heißt
aber nicht, dass der Hausarzt in seiner Funktion überbewertet wird.
Im Gegenteil. Er ist DIE Anlaufstelle für Patienten und übernimmt
damit eine herausragende Rolle in der Versorgung. Fakt ist auch, dass
der Frust unter den Medizinern groß ist, aus gutem Grund: Die Politik
will, dass die Hausärzte der Dreh- und Angelpunkt der ambulanten
Versorgung sind, mehr Zeit für die Patienten aufwenden, überschüttet mehr...
- Rheinische Post: Obamas Fehler Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Barack Obama ist drauf und dran, den Afghanistan-Krieg zu
verlieren - und zwar bei sich zu Hause. In den USA haben sich die
Zweifel an seiner Strategie schon weit bis ins eigene politische
Lager gefressen. Dafür sorgen die schlechten Nachrichten von der
Front ebenso wie das unentschlossen, ja ziellos wirkende Auftreten
des Präsidenten. Wenn Obama Führungskraft beweisen wollte, als er
unlängst seinen Afghanistan-Kommandeur McChrystal feuerte, so ist das
gründlich daneben mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zum Thema Führungsposten Ulm (ots) - Nur mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung konnten
die Spitzenverbände der Wirtschaft vor neun Jahren verhindern, dass
die rot-grüne Bundesregierung Frauenquoten in den Führungsetagen
festlegte. Doch sie war das Papier nicht wert. Die Zahlen des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen genauso die
ungeschminkte Wahrheit wie ein Blick in die Vorstandsetagen der
großen Konzerne: Seither hat sich nichts gebessert. Einerseits ist
das kein Wunder: Verbände können ihren Mitgliedsunternehmen nichts
vorschreiben. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|