(Registrieren)

WAZ: Bildungsmisere in Schulen und Kitas - Die eigentliche Systemfrage. Leitartikel von Stefan Schulte

Geschrieben am 21-07-2010

Essen (ots) - Herzlichen Glückwunsch, Deutschland. Während gerade
die zweite verlorene Generation von Migrantenkindern unsere
Hauptschulen verlässt und wenige Jahre, bevor der Fachkräftemangel
unsere Wirtschaft zu lähmen droht, haben wir erkannt, dass es nicht
so gut ist, zehntausende Kinder durchrasseln zu lassen. Immerhin.
Doch was sind die Antworten? Wir diskutieren zum xten Mal über unser
Schulsystem, über zwei Jahre mehr oder weniger gemeinsames Lernen.
Und dann wird alles gut?

Die Politik stellt gern die Systemfrage, sie kostet nichts. Ganz
im Gegenteil zu dem, was eigentlich vonnöten wäre: kleinere Klassen,
besser ausgebildete Lehrer, vor allem aber - eine echte Vorschule.
Wer sagt denn, dass längeres gemeinsames Lernen in den Klassen eins
bis sechs stattfinden muss? Wäre der Chancengleichheit für Kinder aus
bildungsfernen Schichten nicht eher gedient, wenn man sie zwei Jahre
gezielt auf die Grundschule vorbereitet?

Dafür spricht vieles: Ein Kind, dem nie vorgelesen wurde und das
seine ersten Stifte mit der Schultüte bekommt, hinkt vom ersten Tag
an hinterher. Wenn seine Eltern nicht in der Lage oder willens sind,
Nachhilfe zu bezahlen, werden sie den Anschluss kaum schaffen. Nicht
nach vier und nicht nach sechs Jahren. Wenn es die Eltern nicht tun,
muss ihnen die Erzieherin Alphabet und Zahlen beibringen - nach
festem Lehrplan.

Dies ist die eigentliche Systemfrage, denn sie geht an die
Fundamente der Bildungsmisere. Dass sich Grundschulen in
Problembezirken schon heute als Reparaturbetriebe fühlen, müsste doch
auch den letzten Politiker darauf bringen, dass eine echte Reform vor
der Einschulung ansetzen muss. Darin sind sich Pädagogen
ausnahmsweise sogar mal einig mit den Ökonomen. Etliche Studien
belegen, dass Investitionen in Bildung sich umso mehr auszahlen, je
früher sie ansetzen. Laut IW zahlen Kinder jeden Euro, der in
frühkindliche Bildung gesteckt wird, später zurück - plus acht
Prozent Zinsen. Investitionen ins Schulsystem bringen dem Staat
dagegen nur drei Prozent Rendite.

Leider tut sich Politik mit Investitionen, die sich erst nach
Jahrzehnten rentieren, schwer. Wer das Geld ausgibt, fällt durch neue
Haushaltslöcher auf, die Früchte seiner Arbeit ernten seine
Nachfolger. Eine verpflichtende Vorschule wäre in der Tat teuer: Die
Kita müsste kostenfrei sein und bräuchte mehr, vor allem mehr
examinierte Erzieherinnen. Und was rät die Familienministerin?
Arbeitslose umschulen und in die Kitas schicken. Genauso gut könnte
sie den Kindern auch einfach viel Glück wünschen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

280384

weitere Artikel:
  • Concentric Medical gibt erste mit Merci Retriever(R) behandelte Schlaganfallpatienten in Japan bekannt Mountain View, Kalifornien, July 21, 2010 (ots/PRNewswire) - Concentric Medical, Inc., der weltweite Marktführer für Geräte zur Entfernung von Blutgerinnseln bei Patientengruppen mit akutem ischämischem Schlaganfall, gab heute die Behandlung des ersten Patienten in Japan mit dem Merci Retriever(R) bekannt. Der Merci Retriever ist ein Medizinprodukt auf Katheterbasis, das in Schlaganfall-Zentren zur Entfernung von Blutgerinnseln aus dem Gehirn von Patientengruppen mit akutem ischämischem Schlaganfall verwendet wird. Dr. med. Nobuyuki mehr...

  • Börsen-Zeitung: Big Apple, Kommentar zum Rekordquartal des US-Elektronikkonzerns Apple von Sebastian Schmid Frankfurt (ots) - Wer sagt, 25% Eigenkapitalrendite seien seriös nicht zu erwirtschaften? Das mag für Banken gelten. Der US-Elektronikkonzern Apple hat die Schallmauer längst durchbrochen - und das bei einer Eigenkapitalquote von 67%. Neben der Gabe, Premiumpreise für die komplette Produktpalette durchzusetzen, verdankt Apple dies der Fähigkeit, neue Märkte zu begründen. Der Startschuss für das Wachstum des Smartphone-Marktes fiel mit Einführung von Apples iPhone. Noch erfolgreicher gestalten sich die ersten Verkaufsmonate mehr...

  • Chinas staatliches Amt für Statistik und Sinotrust veröffentlichen gemeinsam den '2010 Q2 China Automotive Industry Climate Index' Peking, July 21, 2010 (ots/PRNewswire) - Das chinesische Zentrum für Konjunkturüberwachung des staatlichen Amts für Statistik in China und Sinotrust International Information & Consulting (Beijing) veröffentlichen gemeinsam den "2010 Q2 China Automotive Industry Climate Index." 1. Der Klimaindex für die chinesische Automobilindustrie liegt mit einem Wert von 105,7 Punkten im 2. Quartal 2010 (2001=100) 0,1 Punkte unter dem Wert des vorhergehenden Quartals und bereitet dem seit drei Quartalen bestehenden Aufschwung somit ein Ende. mehr...

  • Yelp startet in Deutschland San Francisco, July 21, 2010 (ots/PRNewswire) - Yelp (http://www.yelp.com), der community-basierte Suchdienst für lokale Unternehmen, bietet unter http://www.yelp.de ab sofort auch eine Seite für Deutschland an. Mit Deutschland weitet Yelp seinen Dienst schon auf das zweite nicht Englischsprachige Land aus. Auf Yelp.de können User nun auch auf deutsch ausführliche Kommentare und Bewertungen zu grossartigen Geschäften vor Ort abgeben und lesen. "Die Deutschen sind dafür bekannt, dass sie gutes Essen und Kultur schätzen", erklärte mehr...

  • Angelina Jolie trägt bei der Filmpremiere von "Salt" einen Armreif von Asprey London, July 22, 2010 (ots/PRNewswire) - Asprey freut sich bekanntgeben zu können, dass Angelina Jolie den Armreif "Asprey Protector Black Diamond" zur Premiere ihres neuen Films "Salt" in Los Angeles getragen hat. (Foto: http://www.newscom.com/cgi-bin/prnh/20100722/400679 ) Die Sammlung Asprey Protector ist eine Kollaboration zwischen Asprey, Angelina Jolie und Brad Pitt und wurde zur Unterstützung der Hilfsorganisation Education Partnership For Children of Conflict (EPCC, Bildungspartnerschaft für Kinder aus Konfliktgebieten) mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht