BERLINER MORGENPOST: Kommentar: Was wir den Kindern schuldig sind Jens Anker über den Kampf gegen Jugendkriminalität und Verwahrlosung
Geschrieben am 21-07-2010 |
Berlin (ots) - Die Empörung über elfjährige Drogenkuriere auf
Berliner U-Bahnhöfen darf den Blick auf den zentralen Aspekt des
Problems nicht verstellen: Es handelt sich trotzdem um Kinder. Kein
Elfjähriger kommt von sich aus auf die Idee, Heroinkügelchen im Mund
zu transportieren. Er wird dazu angeleitet oder sogar gezwungen. Dass
die Drogenmafia dabei vor allem auf alleinstehende Kinder aus
Nordafrika zurückgreift, ist besonders perfide. Alle Kraft der
Ermittlungen muss sich daher auf die Hintermänner dieser
menschenverachtenden Praxis richten. Wie kommen die Kinder in Kontakt
mit den Händlern, wie können sie vor solchen Missbräuchen geschützt
werden? Natürlich muss es möglich sein, die Kuriere dauerhaft aus den
kriminellen Milieus fernzuhalten. Sollte es einer Einrichtung im
Stadtgebiet nicht gelingen, dann in der Mark Brandenburg. Vor einem
Jahr haben die Berliner Behörden ein sozialisierungsunwilliges Kind
sogar in eine Einrichtung nach Kasachstan geschickt, um es vor seinem
Umfeld wirksam zu schützen. Ist das übertrieben? Nein. Wenn so
verhindert werden kann, dass der Junge ein Leben lang auf
Sozialleistungen angewiesen ist oder nachhaltig straffällig wird, ist
das Geld sinnvoll investiert. Darin sind sich alle Experten seit
Langem einig. Besorgniserregend ist dagegen, dass sozial verwahrloste
Kinder offenbar keine Einzelfälle mehr sind. Dabei spielt keine
Rolle, ob sie von ihren Eltern aus dem Ausland geschickt werden oder
hier geboren sind. Wenn Jugendrichter und Polizisten aus ihrem
täglichen Erleben berichten, dass in sozialen Brennpunkten eine ganze
Generation perspektivloser Schulabbrecher heranwächst, sollten alle
Alarmglocken des Gemeinwesens klingeln. Das Fehlen jeglicher
Werteordnung oder grundlegender Bildungserfolge ist für eine Stadt
nicht hinnehmbar. An dieser Stelle Gleichgültigkeit zu zeigen
bedeutet, in ein paar Jahren draufzuzahlen. Es kann als berufliches
Vermächtnis der Jugendrichterin Kirsten Heisig angesehen werden,
diese Entwicklung als eine der Ersten erkannt und bekämpft zu haben.
Ihr in der kommenden Woche erscheinendes Buch ist dabei allerdings
von einer beunruhigenden Skepsis gekennzeichnet. Es reicht demnach
nicht aus, die Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Zusammenarbeit
aller beteiligten Ämter und Einrichtungen zu schaffen. Die Strukturen
müssen mit Leben erfüllt werden, um Erfolge zu erzielen. Kaum jemand
hat das überzeugender vorgelebt als die tragisch aus dem Leben
geschiedene Richterin. Ihre Entschlossenheit gegen Jugendkriminalität
und Verwahrlosung muss stilbildend für den Berliner Weg sein. Die
Stadt kann es sich einfach nicht leisten, das friedliche
Zusammenleben durch Parteienstreit, unsinnige Diskussionen über
Zuständigkeiten, den Hinweis auf Sparzwänge oder Personalnot aufs
Spiel zu setzen. Das sind wir allen Berliner Kindern schuldig.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
280399
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Kunst Osnabrück (ots) - Freier Markt
Kein müder Euro für Ankäufe, nicht ein Cent für den
Ausstellungsetat: Kunstmuseen sind mit einer Situation konfrontiert,
die anderen Kulturhäusern vielleicht noch bevorsteht - der Situation
nach dem Ende der öffentlichen Zuschüsse. An den meisten Standorten
reichen kommunale Gelder gerade noch für den unabdingbaren
Grundbetrieb. Doch das, was den Zuschauer als Programm erreicht,
haben Museumsleute immer häufiger auf dem freien Markt eingeworben.
Sponsor, Stiftung und - wenn es noch besser mehr...
- Yellow Bird Pictures realisiert "Little Lady" mit Christiane Hörbiger in der Hauptrolle München (ots) - Die Münchner Yellow Bird Pictures nimmt ihre
nächste große internationale Koproduktion ins Visier: Für 2011 ist
der Fernsehfilm "Little Lady" (AT) in Planung. Christiane Hörbiger -
so Geschäftsführer Oliver Schündler - habe zugesagt, die Hauptrolle
der Gräfin von Dorincourt zu spielen: "Für diesen Evergreen in einer
hinreißenden Neufassung ist Christiane Hörbiger die Idealbesetzung.
,Der kleine Lord' hat Generationen von Fernsehzuschauern begeistert.
Wir freuen uns auf die Herausforderung, diesen Stoff mit Regisseur mehr...
- Siemens Festspielnacht Bayreuth 2010: Erweiterung des Public Viewing / Erstmals mit Übertragung der Kinderoper und Wagner-Parcours (mit Bild) München (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Am Sonntag, den 21. August 2010 findet in Bayreuth auf dem
Volksfestplatz die dritte Siemens Festspielnacht statt. Sie spricht
in diesem Jahr erstmals mit einem eigenen Aktionsprogramm und der
Filmaufführung der Kinderoper "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf
Wartburg" auch das Publikum von morgen an. Dank des gemeinsamen
Engagements der Siemens AG und der Siemens Stiftung können mehr...
- LVR-Industriemuseum Oberhausen zeigt Ausstellung "Feuerländer" / Ein Projekt von RUHR.2010 (mit Bild) Oberhausen (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Als Highlight im Kulturhauptstadtjahr 2010 präsentiert das
LVR-Industriemuseum am Schauplatz Oberhausen ab dem 25. Juli 2010 die
Sonderausstellung "Feuerländer - Regions of Vulcan" mit rund 200
Gemälden aus Europa und den USA zur Arbeit in der Montanindustrie.
"Feuerkult im Behrens-Bau" nennt sich der historische Teil der
Ausstellung über das Industriebild zwischen 1780 und mehr...
- Drehstart: "Gegengerade - Niemand siegt am Millerntor" (AT) Hamburg (ots) - Auf St.Pauli haben vor kurzem die Dreharbeiten zu
dem Kinofilm "Gegengerade - Niemand siegt am Millerntor" (AT)
begonnen. Regisseur und Produzent ist Tarek Ehlail, Co-Produzentin
ist Stephanie M. Blum, das Drehbuch schrieben Moses Arndt, Tarek
Ehlail und Stephanie M. Blum.
Zum Cast zählen Mario Adorf, Natalia Avelon, Moritz Bleibtreu,
Fabian Busch, Ulrich Fassnacht, Dominique Horwitz, Timo Jacobs, Katy
Karrenbauer, Irma Mandler, Denis Moschitto, Uwe Rohde, Claude-Oliver
Rudolph, Wotan Wilke Möhring u. v. a. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|