(Registrieren)

Textilkette KiK: Verdacht auf strafbare Datenschutzverletzung - Trennung von Mitarbeitern wegen mangelnder Bonität

Geschrieben am 22-07-2010

Hamburg (ots) - Deutschlands größter Textildiscounter KiK hat über
mehrere Jahre systematisch die persönlichen Vermögensverhältnisse
seiner vielen tausend Mitarbeiter ausgeforscht. Dies geschah nach
Recherchen des ARD-Magazins "Panorama" mit dem Ziel, sich von ihnen
zu trennen, wenn sie in massiven finanziellen Schwierigkeiten
steckten. Guido Hagelstede, ein langjähriger KiK-Bezirksleiter, dem
bis zu 15 Filialen und mehr als 100 Mitarbeiter unterstanden,
schildert in "Panorama", solche Informationen über die Bonität der
KiK-Mitarbeiter seien bei der Auskunftei "Creditreform" eingeholt
worden. Er selbst, so der ehemalige Bezirksleiter, habe sich auf
Anweisung von oben wegen solcher Negativauskünfte von Mitarbeitern
trennen müssen oder ihre Verträge nicht verlängern dürfen.

Die Abfragepraxis bezüglich der Bonität von Mitarbeitern wurde
offenbar schon wenige Jahre nach der Unternehmensgründung etabliert.
Dem Magazin "Panorama" liegt ein internes Schreiben des für Personal
zuständigen KiK-Geschäftsführers Heinz Speet aus dem Jahre 1998 vor.
Darin teilte Speet "streng vertraulich" mit, KiK hole "über alle neu
eingestellten Aushilfsbeschäftigten eine telefonische Auskunft bei
der Creditreform ein". Der damalige KiK-Bezirksleiter Guido
Hagelstede wird in dieser schriftlichen Anweisung darauf hingewiesen,
dass in seinem Bereich einige Aushilfen "einschlägig bekannt" und
deshalb "unverzüglich abzubauen" seien. Das Schreiben nennt konkret
eine Frau, die nach KiK-Erkenntnissen einen Offenbarungseid
(Eidesstattliche Versicherung) geleistet habe.

Der ehemalige Bezirksleiter Guido Hagelstede schildert in
"Panorama", dass KiK sich von jedem Mitarbeiter trennte, der eine
"Eidesstattliche Versicherung" oder eine "Haftandrohung" hatte.
"Diese Anweisung gab es schriftlich aus der Zentrale." Hätte man als
Bezirksleiter die Anordnung nicht befolgt, sei man darauf hingewiesen
worden, dass man für mögliches Fehlverhalten der betreffenden
Mitarbeiter haften müsste. "Man kann nicht für hundert Menschen
selbst bürgen. Damit habe ich dann eben diese Kündigungen aussprechen
müssen." Meistens habe er während der Probezeit gekündigt oder
befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen lassen. Problematisch sei es
auch gewesen, Mitarbeitern zu kündigen, die bereits im
Kündigungsschutz waren. "Es war immer so, dass man sich dann
irgendetwas aus den Fingern saugen musste." Viele Mitarbeiterinnen
hätten geweint, "weil sie gar nicht wussten, was los ist."
Bezirksleiter Guido Hagelstede betonte, es sei von der KiK-Führung
verboten worden, den Betroffenen den wahren Grund für die Trennung zu
sagen.

Von "Panorama" auf den Zusammenhang von Creditreform-Anfragen und
anschließender Trennung von Mitarbeitern angesprochen, antwortete die
KiK-GmbH schriftlich: "Das von Ihnen angeführte Verfahren wird bei
KiK nicht mehr praktiziert". Ferner teilt KiK mit, "seit Oktober 2009
nicht mehr mit der Creditreform und auch mit keiner anderen
Wirtschaftsauskunftei" zusammenzuarbeiten. Weitere Details teilte das
Unternehmen auch auf Nachfrage nicht mit.

Noch im vorigen Jahr ermittelte die Staatsanwaltschaft Dortmund
vergeblich gegen KiK wegen vergleichbarer Vorwürfe. Laut
Bundesdatenschutzgesetz ist es strafbar, persönliche Daten von
Mitarbeitern mit der Absicht zu besorgen, ihnen systematisch zu
schaden. Obwohl der Discounter allein in den Jahren 2008 und 2009 in
mehr als 49.000 Fällen die Vermögensverhältnisse seiner Mitarbeiter
bei Creditreform abgefragt hatte, konnte die Staatsanwaltschaft keine
Schädigungsabsicht nachweisen. "Wir hätten beweisen müssen, dass KiK
systematisch die Mitarbeiter aussiebt, die eine schlechte
Creditreformauskunft haben, und das war nicht beweisbar", so die
Dortmunder Oberstaatsanwältin Ina Holznagel. Im März 2010 wurde das
Ermittlungsverfahren eingestellt.

Dies könnte sich durch die Aussagen der Bezirksleiter in
"Panorama" nun ändern. Sie bestätigen, dass die Abfragen offenbar das
Ziel gehabt hatten, verschuldete Mitarbeiter loszuwerden, ihnen damit
also zu schaden.

"Panorama": Donnerstag, 22. Juli, 22.00 Uhr, Das Erste

Mehr Informationen zur Sendung finden Sie unter
www.daserste.de/panorama

22. Juli 2010 / IB

Originaltext: NDR / Das Erste
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/69086
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_69086.rss2

Pressekontakt:
NDR / Das Erste
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
http://www.ndr.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

280440

weitere Artikel:
  • fischerAppelt, relations stärkt Marken und Healthcare-Kompetenz mit neuer Teamleiterin am Standort Frankfurt Frankfurt (ots) - Anne Malin verstärkt den Frankfurter Standort von fischerAppelt, relations. Die 37-jährige übernimmt dort die Leitung des Health & Brands-Teams. "Gesundheits- und Markenbereich können sehr voneinander profitieren und wachsen immer mehr zusammen. In unserem Health & Brands Team am Frankfurter Standort werden diese Themen deshalb integriert betreut", sagt Sabine Seifert, Geschäftsführerin fischerAppelt, relations. "Anne Malin verfügt über hervorragende Kenntnisse in beiden Bereichen und ist daher die optimale mehr...

  • Im hektischen Office-Alltag den Überblick bewahren / Neues Seminar hilft, konzentriert zu bleiben - auch im Chaos Freiburg (ots) - Kundenwünsche, Telefonate, neue Aufgaben - alles soll sofort, möglichst gleichzeitig und natürlich in hoher Qualität erledigt werden. Das führt schnell zu Stress, Chaos und Frust und belastet die mentale und emotionale Leistungsfähigkeit enorm. Ein neues Seminar der Haufe Akademie mit dem Titel "Konzentriert im Chaos" vermittelt Mental- und Assoziationstechniken, um vielfältige Aufgaben entspannt und trotzdem effektiv zu erledigen. Die Pädagogin und Referentin Ulrike Streicher weiß, wie Sachbearbeiter, Sekretärinnen mehr...

  • Amadeus Fire AG steigert Halbjahresergebnis und bleibt optimistisch / - Konzernbetriebsergebnis liegt 6,8 Prozent über Vorjahr / - Erfreuliche Entwicklung im Kernsegment der spezialisierten Zeitarbeit Frankfurt am Main (ots) - In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2010 erreichte die Gruppe einen Umsatz von 54 Millionen Euro. Der Konzern verzeichnete somit im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Umsatzrückgang von 2,5 Prozent, konnte jedoch sowohl bei der Rohertragsmarge als auch im Konzernbetriebsergebnis zulegen. Die Rohertragsmarge lag mit 38,7 Prozent rund 1,4 Prozentpunkte über Vorjahresniveau, was hauptsächlich an der verbesserten Auslastung und an dem im Vergleich zum Vorjahr zusätzlichen fakturierbaren Tag mehr...

  • Neuer Auftrag für ACREG Process Technology GmbH in Brasilien - BILD Wien (ots) - Nach einer zweijährigen Angebotsphase erfolgte die Vertragsunterzeichnung mit dem größten integrierten Stahlwerk Südamerikas, der Companhia Siderúrgica Nacional (CSN) in Volta Redonda. Markus Österreicher (Geschäftsführer ACREG) kurz nach der Unterzeichnung des Vertrages: "Dieser Auftrag stellt einen weiteren wichtigen Schritt in unserer Erfolgsgeschichte dar und unterstreicht unsere weltweit führende Kompetenz als Errichter von Regenerationsanlagen. Durch diesen Großauftrag ist unsere Selbstständigkeit und Unabhängigkeit mehr...

  • Rainer Neumann verlässt SCHUFA Wiesbaden (ots) - Der Vorstandsvorsitzende der SCHUFA Rainer Neumann (59) ist mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand der SCHUFA Holding AG ausgeschieden. Das hat der Aufsichtsrat in seiner gestrigen außerordentlichen Sitzung einstimmig beschlossen. Der Auslöser für diese Entscheidung liegt in unvereinbaren Auffassungen über die weitere strategische Ausrichtung des Auslandsgeschäfts der SCHUFA. Der SCHUFA-Aufsichtsrat hat die Suche nach einem geeigneten Nachfolger in Auftrag gegeben. Bis zur Benennung eines Nachfolgers werden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht