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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tod von Theo Albrecht

Geschrieben am 28-07-2010

Bielefeld (ots) - Damals, es ist schon einige Jahrzehnte her, als
der junge Journalist über Hunderte von Kilometern nach Ostwestfalen
zog, da schien die Mutter beim ersten Besuch lange untröstlich. Das
änderte sich erst, als sie eine Aldi-Filiale sah. Mit einem Seufzer
der Erleichterung sagte sie: »Junge, jetzt weiß ich, du wirst hier
nicht verhungern.« Der jetzt in aller Stille in Essen verstorbene
Theo Albrecht hat der Generation von Deutschen und Gastarbeitern, die
das Wirtschaftswunder wahr gemacht haben, ein großes Geschenk
bereitet. Die Discountkette, die er gemeinsam mit seinem Bruder Karl
aufgebaut und bis in die neunziger Jahre hinein geführt hat, basierte
auf einer grundlegend neuen Geschäftsidee. Aldi-Filialen führen nur
ein sehr begrenztes Sortiment. Die abgepackte Ware liegt für den
Kunden griffbereit im Regal, immer an der gleichen Stelle. Beratung
beschränkt sich auf den Ausnahmefall. Keine Schaufensterdekoration,
keine Probierstände oder ähnliches. Überall wird gespart, nur nicht
an der Qualität. Die Hersteller tragen mit knapp kalkulierten
Preisen, für die sie aber mit großen Stückzahlen entschädigt werden,
das Ihre zum Aldi-Erfolg bei. Schnäppchenjäger fahnden gern nach den
Namen von Markenartiklern, die sich hinter manchen Aldi-Produkten
verbergen - oft mit Erfolg. Die Reaktion der Branche auf Aldi war und
ist zwiespältig. Zum einen werden die Albrecht-Brüder für den
Niedergang der Tante-Emma-Läden und der Fachgeschäfte verantwortlich
gemacht. Andererseits rief Aldi viele Nachahmer auf den Plan, von
denen allerdings nur Lidl eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben
konnte. Wenn heute die Einkaufslandschaft in Deutschland als
einzigartig beschrieben wird, dann liegt das auch an Aldi. An seinen
Preisen richtet sich der gesamte Lebensmittelhandel aus. An diesen
Ansprüchen scheiterte sogar der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal
Mart, als er, von den USA kommend, vor Jahren in Deutschland Fuß
fassen wollte. Obwohl Aldi so billig ist, ist seine Rendite eine der
höchsten im deutschen Einzelhandel. Die Albrecht-Brüder gehören zur
Spitzengruppe der reichsten Deutschen. Ihre Milliardenvermögen werden
von der treuen Kundschaft akzeptiert - zumal trotz der abgeschiedenen
Lebensweise von Theo Albrecht seine Sparsamkeit nicht verborgen
blieb. Fast legendär war die spartanische Einrichtung seines
Chefbüros. Die smarten Porsche-Fahrer, die es als Zeichen von
Cleverness nehmen, ihren Champagner bei Aldi einzukaufen, passen denn
auch nicht ganz zum Stil des Hauses. Theo Albrecht gehört
international in die Reihe der großen Unternehmerpersönlichkeiten. Er
steht in einer Reihe mit Thomas Edison, Henry Ford, Werner von
Siemens, Gottlieb Daimler, Reinhard Mohn, Kiichiro Toyoda und Bill
Gates - Persönlichkeiten, die nicht nur ein Unternehmen gründeten,
sondern mit ihren Ideen die Welt auch ein Stück weit verändert haben.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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