LVZ: Vizekanzler Müntefering: Regierung muss jetzt Tempo machen / Nun gehe es darum, dass die Kanzlerin erfolgreich sein müsse / Unterstützung für Becks Motto, dass sich Leistung wieder lohnen müsse
Geschrieben am 01-09-2006 |
Leipzig (ots) - SPD-Vizekanzler Franz Müntefering hat an die Regierung appelliert, sich an die Spitze der politischen Bewegung in Deutschland zu setzen. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) sagte Müntefering: "Das Kabinett muss Tempo machen. Wir alle, Kanzlerin und Minister, haben geschworen, Deutschland zu dienen und seinen Wohlstand zu mehren. Das heißt, gute Politik machen - inklusive der Fähigkeit zum guten Kompromiss in der Koalition." Er rate "dringend, sich nicht jeden Tag von Umfragen irre machen zu lassen". Entscheidend sei der Wahltag "und der ist 2009". Wenn die Koalition bis dahin gute Politik mache, nutze das beiden Partnern. Er jedenfalls sei "zu allererst Arbeits- und Sozialminister" und "nicht in einer Parteifunktion im Kabinett".
Auf die Frage, ob er sich auf den Tag freue, an dem Angela Merkel aus dem Kanzleramt fliege, antwortete ihr Vizekanzler und Bundesarbeitsminister von der SPD: "Nein. Wir haben bis 2009 einen gemeinsamen Koalitionsvertrag und noch viel zu tun." Dann würden die Wähler neu entscheiden. "Aber im Moment geht es darum, dass die Kanzlerin erfolgreich sein muss und mit ihr die Bundesregierung. Dafür arbeite ich."
Müntefering räumte ein, dass weder die SPD noch die Union mit lediglich rund 30 Prozent Zustimmung bei Umfragen "nicht zufrieden" sein könnten. "Aber jetzt ist keine Bundestagswahl. Die Menschen haben an die Koalition die Erwartung, gute Politik zu machen - und nicht täglich parteitaktische Punktsiege einfahren zu wollen."
Unterstützung signalisierte Müntefering für die Ankündigung von SPD-Chef Kurt Beck, sich mit der SPD zukünftig an dem Motto zu orientieren, Leistung müsse sich wieder lohnen. Damit habe Beck "eine Grundwahrheit" richtig beschrieben. "Heute hat das mittlere Drittel der Gesellschaft Sorge, dass der freie Fall nach unten eintreten und dass der Weg nach oben versperrt sein könnte. Denen müssen wir wieder Mut und Zuversicht vermitteln." Durch Bildung und Ausbildung müssten Aufstiegschancen für alle geschaffen werden. Dazu komme das notwendige Maß an sozialer Sicherheit, ohne dass es den Einzelnen finanziell überfordere. "Verteilungsgerechtigkeit ist wichtig. Aber hinzu kommt die Chancen-, Geschlechter- und Generationengerechtigkeit. Dazu braucht die Politik den Mut, heute Entscheidungen zu treffen, die ihre volle Wirkung vielleicht erst in zehn oder 20 Jahren erzielen." Diesen Mut habe die Regierung der großen Koalition, beteuerte der Vizekanzler.
Im Übrigen zeige Kurt Beck, Pfälzer wie Alt-Kanzler Helmut Kohl: "Bodenständigkeit, Erd- und Heimatverbundenheit sind kein Widerspruch zu der Urbanität, die man braucht, um in einem erstrangigen Amt auf der Bundesebene sehr erfolgreich zu sein." Zur Frage der Kanzlerkandidatur für die SPD meinte Müntefering: "Da können wir uns alle hinter Kurt Beck versammeln. Er hat zu Recht gesagt, dass das erste Wort beim Parteivorsitzenden liegt. Und der hat gesagt, wenn es Zeit ist, dann meldet er sich in Sachen Kanzlerkandidatur. Aber es ist noch nicht Zeit."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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