Mit dem Schwarzgeld direkt in den Tresor: Datendieb Heinrich Kieber schildert exklusiv im stern, wie viele Liechtensteiner Kontodaten er an Steuerfahnder verriet und was in den Akten alles gespeichert
Geschrieben am 04-08-2010 |
Hamburg (ots) - Erstmals schildert der Datendieb Heinrich Kieber,
durch dessen Informationen unter anderem der Steuerbetrug von
Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel aufgedeckt wurde, wie Milliarden von
Schwarzgeld aus der ganzen Welt nach Liechtenstein geschafft wurden.
Über Konten von Briefkastenfirmen, beispielsweise in Spanien oder
Portugal, die indirekt der fürstlichen LGT Treuhand gehörten, sei das
Geld nach Liechtenstein geflossen, sagte der frühere LGT-Mitarbeiter
in einem Exklusiv-Interview in der neuen, am Donnerstag erscheinenden
Ausgabe des Hamburger Magazins stern. Bargeld hätten die Kunden durch
eine geheime Stahltür im öffentlichen Parkhaus von Vaduz direkt in
einen Tresorraum der LGT Treuhand fahren können. Kieber, der die
Konto-Daten nach eigenen Angaben an insgesamt 13 Staaten weitergab,
lebt heute an unbekanntem Ort im Zeugenschutzprogramm eines
Geheimdienstes.
Allein der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) habe ihm fünf
Millionen Euro für die Informationen gezahlt, sagte Kieber dem stern.
Insgesamt verfüge er über Daten von 3929 Stiftungen, Gesellschaften
und Trusts sowie von 5828 natürlichen Personen. Davon, so Kieber,
seien "46 PEP - politisch exponierte Personen - so wie der Zumwinkel.
Zu meiner Überraschung bislang der einzige PEP, dessen Fall zumindest
teilweise öffentlich wurde." Der Fall Zumwinkel wurde im Februar 2008
publik, der Ex-Chef der Post musste 3,9 Millionen Euro Steuern
nachzahlen und wurde im Januar 2009 zu einer Strafe von einer Million
Euro und zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
Die Mitarbeiter der LGT Treuhand hätten über vertrauliche
Gespräche mit ihren Klienten minutiös Buch geführt, sagte Kieber dem
Magazin, die Notizen seien mit den Kontodaten abgespeichert worden.
"Die Treuhänder wissen mehr als manche Ehefrauen oder die Kinder oder
die Geschäftspartner." In den internen Vermerken habe er Geschichten
lesen können "über Familienstreitigkeiten, Zweit- und Drittfrauen
oder uneheliche Kinder". Der reichste Anleger, so Kieber, war ein
italienischer Industriellen-Erbe mit 450 Millionen, der reichste
Deutsche ein Düsseldorfer Geschäftsmann mit Anlagen von 35 Millionen
Euro.
Originaltext: Gruner+Jahr, stern
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stern-Redakteur
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