Westdeutsche Zeitung: Duisburg = Von Wibke Busch
Geschrieben am 04-08-2010 |
Düsseldorf (ots) - Das Schwarzer-Peter-Spiel nach der Katastrophe
von Duisburg ist seit gestern um eine Facette reicher. Nachdem
zunächst das Innenministerium Veranstalter und Stadtverwaltung in die
Pflicht genommen hatte, wehrt sich nun die Stadt und weist mit dem
Finger auf Polizei und Veranstalter. Das Innenministerium wiederum
stellt sich vor die Polizei. Und der Veranstalter sagt erst einmal
gar nichts mehr. Das passiert, weil über allen Beteiligten weiter das
straf- und zivilrechtliche Damoklesschwert schwebt. In der
Außenwirkung ist dieses Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung
verheerend, weil letztlich niemand dafür verantwortlich sein will,
dass 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden. Genau das
aber verlangen die Opfer, die Hinterbliebenen, die geschockte
Öffentlichkeit: dass jemand für das Drama gerade steht, dass Ross und
Reiter genannt werden, dass auf Schuld Sühne folgt. Es gibt viele
Vermutungen, viele Hinweise, noch mehr Gerüchte. Klar ist, dass
Fehler gemacht wurden. Das Unglück ist nicht wie eine
Naturkatastrophe über die Loveparade hereingebrochen. Hier trugen
Menschen an verschiedenen Stellen Verantwortung - und einige sind ihr
nicht gerecht geworden. Allerdings kann niemand derzeit genau sagen,
wer zu welchem Zeitpunkt und an welcher Stelle Fehler machte. Es wird
Aufgabe der Ermittler sein, auf diese Fragen eine Antwort zu finden.
Zu beneiden sind Staatsanwaltschaft Duisburg und Polizei Köln nicht
um ihre Aufgabe. Sie ist schwer. Und vielleicht - das zeigen frühere
Katastrophen - wird die strafrechtliche Aufarbeitung auch an Grenzen
stoßen. Vor allem aber braucht die Aufarbeitung der Katastrophe Zeit.
Bis zum Abschluss der Ermittlungen wäre es gut, wenn Ruhe einkehren
könnte. Wenn nicht mehr alle Beteiligten mit dem Finger aufeinander
zeigen würden. Wenn dieses unwürdige Schwarzer-Peter-Spiel aufhört.
Dann endlich werden die Verantwortlichen genannt, werden
möglicherweise Anklagen erhoben, es wird zivilrechtliche
Auseinandersetzungen geben. Und dann müssen Konsequenzen gezogen
werden aus den Fehlern. Damit sich eine Katastrophe wie das Drama von
Duisburg nicht wiederholt.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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