LVZ: Wirtschaftsweiser Franz fordert Arbeitspflicht für Hartz-IV-Bezieher, sonst Kürzungen
Geschrieben am 08-08-2010 |
Leipzig (ots) - Der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz,
hat in der Hartz-IV-Debatte Forderungen nach höheren Regelsätzen
kritisiert und zugleich eine Arbeitspflicht für Hilfsempfänger
gefordert. "Mit höheren Unterstützungszahlungen vermindern sich
insbesondere für Geringqualifizierte mit Kindern die Anreize, sich
auf dem ersten Arbeitsmarkt intensiv um einen Arbeitsplatz zu bemühen
und gegebenenfalls auch weniger attraktive Jobs anzunehmen", sagte
Franz der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe). Auch eine
Koppelung der Hartz-IV-Sätze an die Inflationsrate sei falsch. "Eine
inflationsbedingte Erhöhung dieser Sozialleistungen muss über Steuern
finanziert werden. Dann muss der Staat an anderer Stelle Ausgaben
kürzen oder Steuern erhöhen."
Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in
Mannheim (ZEW) fordert statt einer Leistungserhöhung die
Flexibilisierung der Hartz-IV-Sätze verbunden mit einer
Arbeitspflicht. Wer nicht arbeiten will, müsste dann auch
Hartz-IV-Kürzungen hinnehmen. "Jeder Hilfebedürftige kann den
ungekürzten Regelsatz bekommen, aber er muss dafür arbeiten.
Vorzugsweise auf dem ersten Arbeitsmarkt oder falls dort nicht
genügend Arbeitsplätze vorhanden sind, in einer Arbeitsgelegenheit
bei einer kommunalen Einrichtung oder bei Wohlfahrtsverbänden", so
Franz. Arbeitswillige Hilfsempfänger sollten dann auch mehr als
bisher von ihrem Verdienst behalten dürfen. "Er stellt sich also
besser als bisher." Andernfalls müsse der Regelsatz gekürzt werden,
"so dass derjenige, der nicht arbeiten will, finanzielle Einbußen
erleidet." Es gelte das Fördern und Fordern.
Franz rechnet mit einem ausreichenden Jobangebot für
Geringqualifizierte. "Es werden auch im Bereich geringqualifizierter
Arbeit sehr viel mehr Arbeitsplätze entstehen als viele Skeptiker
glauben. Früher wurden an der Tankstelle die Scheiben gewischt oder
es wurden morgens Brötchen ausgetragen". Vereinzelt gebe es auch
hierzulande schon Schuhputzer oder wie in den USA Tütenpacker im
Supermarkt. "Wichtig ist: Jede ehrliche Arbeit verdient Respekt und
wenn das dort erzielte Einkommen nicht zum Lebensunterhalt reicht,
dann wird es mit Hilfe des Arbeitslosengelds II aufgestockt. Das ist
doch wesentlich besser als diese Betroffenen das harte Schicksal
einer Arbeitslosigkeit erleiden zu lassen."
Reformbedarf sieht der Chef der Wirtschaftsweisen auch beim
Arbeitslosengeld I, die Bezugsdauer sollte künftig nach der
konjunkturellen Lage richten. Es sei richtig, darüber nachzudenken,
"die Bezugsdauer, aber nicht die Höhe, des Arbeitslosengelds I
konjunkturabhängig zu machen. Im Vergleich zu den jetzigen Regelungen
wird sie in einer Rezession verlängert, in einer zufriedenstellenden
Arbeitsmarktsituation gekürzt." Einem flächendeckenden Mindestlohn
erteilte Franz eine klare Absage. "Studien zeigen, dass Mindestlöhne
je nach ihrer Höhe Hunderttausende Arbeitsplätze vernichten und zwar
gerade im Bereich geringqualifizierter Arbeit, also bei den
Problemgruppen auf dem Arbeitsmarkt. Dann können wir die Bekämpfung
dieser Arbeitslosigkeit vergessen."
Das von Sozialministerin von der Leyen geplante Gutschein-Modell
für Kinder von Hartz-IV-Beziehern sei dagegen richtig. Es gehe nicht
darum, betroffene Eltern unter den Generalverdacht zu stellen, ihren
Kindern Sozialleistungen zu verwehren, so Franz. "Jedoch besteht der
Vorteil einer Gutscheinlösung darin, dass die Förderung direkt den
Kindern zugute kommt und zwar denjenigen, die unserer Hilfe wirklich
bedürfen."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion
Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
282928
weitere Artikel:
- Der Tagesspiegel: Bundes-Grüne: Abwahl von Duisburger OB "unumgänglich" / Duisburger Stadtratsfraktion soll Sauerland die Unterstützung entziehen Berlin (ots) - Berlin - Im Streit um die Abwahl des Duisburger
Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) hat sich nun erstmals die
Führung der Bundes-Grünen zu Wort gemeldet. Bundesgeschäftsführerin
Steffi Lemke sagte dem Berliner "Tagesspiegel" (Montag-Ausgabe): "Ich
halte die Abwahl Sauerlands für unumgänglich, da er die politische
Verantwortung trägt für das, was zu der Katastrophe geführt hat." Ob
Sauerland eine individuelle Schuld an der Katastrophe bei der
Loveparade trage, sei "eine andere Frage, die juristisch zu klären mehr...
- Neues Deutschland: Renommiertes Archiv der Jugendkulturen steht vor dem Aus Berlin (ots) - Berlin (ots) - Das europaweit einzigartige Archiv
der Jugendkulturen in Berlin steht vor dem Aus. Weil das renommierte
und vielfach ausgzeichnete Archiv keinen Cent Regelförderung erhalte,
habe man in den vergangenen Jahren monatlich ein- bis eineinhalb
Tausend Euro pro Monat privat zuzahlen müssen, sagte der Leiter des
Jugendarchivs, Klaus Farin, dem Neuen Deutschland (Montagsausgabe).
"Wir halten das Archiv seit 1998 überwiegend durch private Spenden
und viel ehrenamtliche Arbeit am Leben." Doch inzwischen sei das mehr...
- Weser-Kurier: Wirtschaftsminister Bode für Liberalisierung bei Sportwetten und Lotterien Bremen (ots) - Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP)
hat die geplante Liberalisierung bei Lotterien und Sportwetten gegen
Kritiker auch aus den eigenen Reihen verteidigt. Das berichtet der in
Bremen erscheinende Weser-Kurier (Montagausgabe). "Die erwarteten
Erfolge bei der Suchtprävention durch den jetzigen Staatsvertrag sind
ausgeblieben. Was sich nicht bewährt, muss man verbessern", sagte
Bode dem Blatt.
Derzeit würden alle Glücksspielarten gleich behandelt. "Es hat
aber in den vergangenen Jahren noch niemand mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zur Debatte um Zuwanderung von Fachkräften: Frankfurt/Oder (ots) - Wenn Firmen jetzt schon überall Fachkäfte
finden können, kann nur der Wunsch nach Lohndumping Grund für die
neue Zuwanderungs-Kampagne sein. Es stimmte schon immer: Wer seinen
Beschäftigten attraktive Löhne und sonstige Bedingungen gewährt,
bekommt auch die gesuchten Leute. Wer aber etwa Akademiker nur mit
Zeitverträgen, Praktika oder im internationalen Vergleich absinkenden
Löhnen abspeist, braucht sich über Mangel an Fachkräften nicht zu
wundern. Die ziehen weg. Wer sich hier nicht bewegt, wird auf Dauer mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu den Morden an Ärzten in Afghanistan: Frankfurt/Oder (ots) - In einem solch gefährlichen Gebiet wie am
Hindukusch als Zivilist zu arbeiten, erfordert eine Menge Mut - und
leider oft auch einen Idealismus, der alle Sicherungen ausschaltet.
Ohne Schutz reisten die acht Mediziner durch gefährliche Provinzen.
Christliche Organisationen sind für solche Sorglosigkeit besonders
anfällig. Sie bewegen sich auf dünnem Eis. Denn in religiös gefärbten
Konflikten wie dem in Afghanistan kann das mehr oder weniger
demonstrative christliche Engagement als Affront verstanden werden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|