Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) über Not und Armut
Geschrieben am 09-08-2010 |
Bielefeld (ots) - Die Nachricht hat in der vergangenen Woche wie
eine Bombe eingeschlagen: Superreiche spenden in den USA mindestens
die Hälfte ihres Vermögens. Mehr als 100 Milliarden US-Dollar sollen
auf diesem Weg zusammenkommen: eine gigantische Summe. Sofort wurden
Vergleiche mit Deutschland gezogen. Es dauerte nicht lange, bis der
erste Politiker die Frage stellte: Warum halten deutsche Milliardäre
ihre Portemonnaies so fest verschlossen und nutzen ihr Geld so wenig,
um Gutes zu tun? Nun ist es in der Tat auch in der
Entwicklungszusammenarbeit so, dass ohne Moos nichts los ist. Das
große Ziel, das sich die Vereinten Nationen zur Jahrtausendwende
gesetzt haben, heißt: die Armut in der Welt bis 2015 halbieren. Das
ist ohne Geld unerreichbar. Auf der anderen Seite ist Geld aber nur
der Treibstoff. Er kann, wenn er den falschen Motor antreibt, auch
viel kaputt machen. So haben etwa in der Vergangenheit große
Staudammprojekte die Lebensbedingungen von Menschen zerstört, ohne
ihnen eine Alternative zu bieten. Zugleich wurde auch mit weniger
Geld schon viel Gutes auf den Weg gebracht. Die 1,8 Millionen Euro,
die beispielsweise Opportunity International bisher an Spenden
eingesammelt hat, sind im Vergleich zu den Milliarden von Warren
Buffet und Bill Gates »Peanuts«. Aber als Mikrokredite für Arme
halfen sie vielen Menschen auf der untersten Stufe der sozialen
Entwicklung, sich selbst eine Existenz aufzubauen. Es gab einmal
einen FDP-Politiker, der wollte das Ministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit einfach abschaffen. Inzwischen hat Dirk Niebel das Amt
selbst übernommen und scheint einzusehen, dass Geld und Sachverstand
doch notwendig sind, um die Welt voranzubringen. Eine gewisse
Konkurrenz zwischen Beamten und privaten Organisationen bei Planung,
Durchführung und Kontrolle von Hilfsprojekten dient dem gemeinsamen
Ziel. Einige deutsche Milliardäre haben ihr Geld ins Ausland
geschafft, um Steuern zu sparen. Dies sollte nicht den Blick auf
Reiche verstellen, die einen Großteil ihres Vermögens dem Staat
zurückgeben, in dem sie es in Stiftungen einzahlen. Ein paar Namen:
Robert Bosch, Dietmar Hopp, Bertelsmann, Siemens, Krupp, Körber. Das
wird nicht unkritisch gesehen, da Stiftungen das Geld auch nutzen
können, um Einfluss auf die Politik und Meinungsbildung im Land zu
nehmen. Denn wenige sind so unabhängig, dass die einstigen Besitzer
keinen Einfluss mehr nehmen. Das gilt übrigens auch für die zu Recht
viel gepriesene Stiftung von Bill Gates: Der Microsoft-Gründer hat
sich bei jeder Ausgabe von mindestens einer Million US-Dollar das
letzte Wort vorbehalten. Philanthropen - auch »Gutmenschen« genannt,
weil sie ihr Geld verschenken, um Gutes zu tun - sind manchen
verdächtig. Daran kann man nichts ändern. Diejenigen, die immer nur
bekritteln, sollten jedoch ihre eigenen Motive durchleuchten. Die
Welt braucht nicht weniger, sondern mehr Philanthropen.
Originaltext: Westfalen-Blatt
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Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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