BERLINER MORGENPOST: Google ist ein Experiment für uns alle - Leitartikel
Geschrieben am 14-08-2010 |
Berlin (ots) - Jeder Google-Nutzer möge mal überlegen, wie viel
höchst Vertrauliches er der Suchmaschine in den letzten Jahren
anvertraut hat? Wie viele Informationen gibt ein Mensch über sich
preis anhand seiner Fragen nach Produkten, Personen, Krankheiten,
Krediten und allerlei Absonderlichem? Was alles wurde wann und wo mit
Googles Hilfe erworben? Welche Orte, welche Routen wurden mit Google
Maps ermittelt? Von wo hat man wann mit wem über das Google-Handy
Android telefoniert? Jeder einzelne dieser Kommunikationsschnipsel
ist uninteressant. Über Jahre hinweg allerdings entsteht aus dem
Verknüpfen ungezählter solcher Schnipsel das Porträt eines Menschen,
seiner Vorlieben, seiner Abneigungen, seiner Ängste und Neurosen. Und
es werden täglich mehr. Auch das umstrittene Google Street View ist
für sich genommen kein Aufreger. Häuser gucken, Sehenswürdigkeiten
knipsen, das ist ein Urbedürfnis der Menschheit. Straßen sind der
Inbegriff von Öffentlichkeit, sie gehören allen. Das deutsche
Unbehagen gegenüber Googles Tausend-Augen-Autos ist dennoch ernst zu
nehmen. Google, das kostbarste Unternehmen der Welt, hat mit dem
demokratischen Zentralwert der Öffentlichkeit wenig im Sinn. Das
US-Unternehmen ist kein Wohltätigkeitsverein, der der Menschheit
heitere Suchmaschinen schenken will, sondern die konsequenteste
Vermarktungsmaschine des digitalen Zeitalters, für die es weder
Gesetze noch Umgangsregularien gibt, die sich schon hätten bewähren
müssen. Google ist ein Experiment für uns alle, Ausgang ungewiss. Das
Neue, Unbekannte besteht in einer Paradoxie. Google sammelt
Öffentliches oder freiwillig und damit quasi-öffentlich Abgefragtes.
Werden diese Daten über Jahre zusammengetragen und verbunden, dann
ergeben sich Verhaltensmuster, die zunächst fürs Marketing, später
womöglich auch für alle anderen Lebensbereiche genutzt werden können.
Das vom Bundesverfassungsgericht zugestandene Recht des Bürgers auf
informationelle Selbstbestimmung bedeutet, dass Menschen diese über
sie gesammelten Daten, vor allem aber die daraus komponierten Muster
einsehen dürfen. Aber dieses Recht gesteht Google seinen Nutzern
nicht zu. Gesammelte Öffentlichkeit wird also beinhart privatisiert,
ent-öffentlicht eben. Was nun, wenn weitere Informationen mit den
bestehenden verknüpft werden, wenn Google beispielsweise ein
Kreditkartenunternehmen kauft, die Schufa, einen Mobilfunker oder
Krankenkassen? Wer wacht darüber, dass die Daten gesetzeskonform
gehandhabt werden? An der Schwelle zu einer neuen Ära steht immer die
Phase von Versuch und Irrtum; niemand weiß heute, wie die digitale Ära einst geregelt sein wird. Eines aber steht jetzt schon fest:
Intransparenz darf kein Geschäftsmodell sein.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
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Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
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