Südwest Presse: Kommentar zu Stuttgart 21
Geschrieben am 15-08-2010 |
Ulm (ots) - Die parlamentarischen Mehrheiten haben entschieden.
Die Planfeststellungen sind erfolgt. Die Gerichte waren befasst. Die
Ziele wurden dargelegt, die Effekte für Ökologie, Ökonomie und
Zukunftsperspektiven abgeklopft. Und doch wächst bei den Gegnern des
Großprojektes Stuttgart 21 die Empörung, als solle Atommüll am
Hauptbahnhof vergraben werden. Was ist los im Musterländle, fragt
sich die Republik. Kein Argument allein jedenfalls scheint den Grad
der Aufwallung erklären zu können. Nicht die Erhaltung der
historischen Bausubstanz noch die der alten Bäume. Nicht Schmutz und
Lärm auf Jahre hinaus sind Grund allein für den Zorn der Gegner, noch
vermeintlich verschwendete Steuermilliarden oder - wie jetzt
aufgetaucht - angeblich fragwürdige Verkehrsaufträge. Motor der
Bewegung sind auch nicht nur die Grünen, die das Projekt zum
Plebiszit bei der Landtagswahl im Frühjahr hochstilisieren wollen,
wie führende Sozialdemokraten nicht ganz zu Unrecht mutmaßen. Was die
Gegner emotional so hoch- und zusammenbringt, ist vielmehr ein
diffuses Misstrauen gegen die da oben. Es ist der Zorn, nicht
ernstgenommen und als ideologische Traumtänzer abgestempelt zu
werden. Das darf zwar kein Grund sein, das durch alle Instanzen
gewunkene Jahrhundert-Projekt zu kippen. Es verlangt aber ehrliche
Gesprächsbereitschaft und eine verlässliche Informationspolitik mit
allen Fakten.
Originaltext: Südwest Presse
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Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
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