Lausitzer Rundschau: Zu früh für eine Bilanz Zum Abzug der letzten US-Kampftruppen aus dem Irak
Geschrieben am 19-08-2010 |
Cottbus (ots) - Wie würde der Nahe Osten wohl heute aussehen,
hätten amerikanische Kampftruppen nicht 2003 die Grenze zwischen
Kuwait und dem Irak überschritten, die sie am gestrigen Donnerstag in
umgekehrter Richtung passierten? Und was hat dieser Krieg wohl am
Ende bewirkt, der Saddam Hussein stürzte, aber auch Zehntausende
Menschenleben kostete? Selbst wenn man den Abzug der US-Soldaten
schon seit Langem für überfällig hielt, wird man beide Fragen jetzt
wohl noch nicht beantworten können. Für die abschließende Bewertung
dessen, was Bundeskanzler Gerhard Schröder einmal ein "Abenteuer" des
Präsidenten George W. Bush nannte, ist es einfach zu früh. Unter
diesem Blickwinkel sind die USA allerdings dann sowieso gescheitert.
Denn es gab das Versprechen, ein freies Land zurückzulassen. Aber der
Irak ist weit, weit davon entfernt, mit einigermaßen stabilen
Strukturen seinen Bürgern die Rechte zu garantieren, die ein
demokratisches Gemeinwesen auszeichnen. Das Land ist nicht annähernd
vergleichbar beispielsweise mit der Bundesrepublik im Jahr 1949. Es
kann heute allerdings auch keiner behaupten, dass das Zweistromland
immer noch gleichzusetzen wäre mit seinen diktatorisch regierten
Nachbarn wie Iran oder Syrien. Von den Ländern der Region gibt es
tatsächlich den Menschen noch am ehesten die Möglichkeit, selbst über
ihre Angelegenheiten zu verfügen. Der Irak ist zumindest weniger
unfrei geworden. Deswegen auch hat er eine kleine Chance, seinen
eigenen Weg zu finden zwischen den derzeit vor allem mit der inneren
Opposition beschäftigten Mullahs und der wirtschaftlich darbenden
Gewaltherrschaft in Damaskus. Ob diese Chance genutzt wird, weiß
heute aber keiner. Sowohl Abzug wie damals Angriff haben ganz andere
Beweggründe, als die im Weißen Haus von den jeweiligen Präsidenten
und je nach innenpolitischer Weltsicht verkündeten.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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