Westdeutsche Zeitung: Die CDU nach Roland Koch = Von Lothar Leuschen
Geschrieben am 30-08-2010 |
Düsseldorf (ots) - Wahrscheinlich werden böse Zungen behaupten,
Bundeskanzlerin Angela Merkel habe der Verabschiedung von Hessens
Ministerpräsident Roland Koch nur deshalb beigewohnt, damit sie
sicher sein konnte, dass Koch auch tatsächlich geht. Und womöglich
ist das noch nicht einmal ganz falsch. Doch das wirklich Wichtige für
Merkel und die CDU spielt sich im Wiesbadener Landtag ab. Dort
regiert ab heute Volker Bouffier an der Spitze von Schwarz-Gelb das
Land. Er ist nach David McAllister in Hannover und Christoph Ahlhaus
in Hamburg binnen weniger Wochen der dritte neue CDU-Regierungschef.
"Farblos" nennen einige Beobachter des politischen Lebens, was da an
Stelle von Roland Koch, Christian Wulff und Ole von Beust nun an der
Spitze steht. Die CDU spricht von einem Generationswechsel. Im
Hinblick auf Bouffier, der älter ist als sein Vorgänger, mag der
Vergleich zwar hinken. Aber im Kern trifft er zu. McAllister und
Ahlhaus sowie Stefan Mappus, der noch neue Ministerpräsident von
Baden-Württemberg, stehen als Enddreißiger bis Mittvierziger für die
junge Garde in der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Und
auch in NRW könnte sich dieser Trend fortsetzen, wenn der ehemalige
Integrationsminister Armin Laschet oder Umweltminister Norbert
Röttgen dort zum CDU-Chef gewählt werden wird. Doch was ändert all
das? Was wird die CDU für eine Partei sein, wenn sich die neuen
Funktionsträger in ihre Ämter eingelebt haben und auch in der
Bundespartei Duftmarken setzen wollen? Gestern haben rund 500
geladene Gäste im Schloss Biebrich in Wiesbaden einen Politiker in
die Wirtschaft verabschiedet, der in seinen elf Jahren als
Ministerpräsident in der Bevölkerung und in seiner Partei angeeckt
ist. Roland Koch hat populistisch gegen die doppelte
Staatsbürgerschaft gewettert und in der Spendenaffäre seiner Partei
nicht mit "brutalst möglicher Aufklärung" geglänzt. Aber er hat
Positionen besetzt, die eine im Herzen konservative Partei besetzen
muss. Deshalb wird er der CDU fehlen. Umso größer ist die
Herausforderung für die sogenannte junge Garde um Ahlhaus, McAllister
und Mappus. Sie muss der Partei ein neues, konservatives und modernes
Profil geben - und Angela Merkel muss sie lassen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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