Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Organspende:
Geschrieben am 31-08-2010 |
Bielefeld (ots) - Das Thema ist absolut unpolitisch und hat jetzt
doch einen politischen Repräsentanten erster Güte gefunden. Mit der
Nierenspende von Frank-Walter Steinmeier an seine Ehefrau wird eine
vernachlässigte Debatte neu angestoßen. Gut so. Gerade die stille Art
des prominenten Lippers ist der Sache dienlich. Kurz und korrekt zog
er sich dieser Tage ins höchst Private zurück, um seiner schwer
kranken Frau die Chance auf ein Weiterleben zu ermöglichen. Es muss
der Öffentlichkeit genügen zu wissen, was für die meisten Fälle einer
Organspende gilt: Wenn der Körper die neue Niere nicht abstößt, wird
Elke Büdenbender ein weitgehend normales Leben führen. Experten, die
sich mit den besonderen Umständen einer Lebendspende beschäftigen,
gehen noch weiter. Vermutlich werde die Empfängerin nicht die einzige
Gewinnerin sein: Ihr Organspender erhalte die Chance, seine eigene
Lebensqualität zu steigern. Lebendspender intensivieren ihre
Beziehung und gewinnen Selbstwert hinzu. Wenn die Transplantation
misslingt, drohen jedoch beiden Depressionen und Belastungen. Darüber
werden Betroffene aufgeklärt, Ärzte und Psychologen reden ein
gehöriges Wort mit. Außerdem: Die Spende unter sich liebenden
Partnern ist die Ausnahme, weit häufiger muss auf Organe hirntoter
Spender zurückgegriffen werden, um Todgeweihte zu retten. Nahezu
jedem Erwachsenen ist der dramatische Mangel an Spenderorganen
bekannt. Viele Gesunde ahnen noch, dass sie sich drücken. Andere
pflegen ihre Ignoranz - früher hieß so etwas übrigens einmal
mangelnde Nächstenliebe. In gesunden Tagen gilt manchen Zeitgenossen
schon die Frage nach dem Organspenderausweis als lästig. Sie haben
keinen - nicht weil sie entschieden dagegen wären, sondern weil sie
über das Thema lieber nicht nachdenken. Deshalb sind die jüngsten
Vorschläge zur Erhöhung der Spendebereitschaft durchweg richtig und
zu begrüßen. Ganz klar: Jeder muss für sich die Organspende ablehnen
dürfen - auch ohne öffentliche Begründung. Schon gar nicht gilt die
umgekehrte Drohung, kein Spender - kein fremdes Organ im Bedarfsfall.
Aber sanfter Druck auf ausnahmslos jeden, sich in dieser Frage zu
erklären, muss erlaubt sein. Deshalb wäre eine Widerspruchserklärung,
wie in neun EU-Ländern üblich, die beste Lösung. Auch der Vorschlag,
im Führerschein die Bereitschaft zur Organspende durch ein klares Ja
oder Nein zu dokumentieren, wäre schon hilfreich. Entscheidend ist,
dass das Thema Organspende neu und gründlich diskutiert wird.
Reaktorlaufzeiten, Bahnhofsneubauten oder Bildungsdefizite mögen
politisch regelungsbedürftig sein. Aber nichts sollte für eine
Zivilgesellschaft grundsätzlicher sein als die Frage nach Leben oder
Tod.
Originaltext: Westfalen-Blatt
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Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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