LVZ: EKD-Ratschef Huber: Anti-Terror-Datei führt zu Missverständnissen
Geschrieben am 06-09-2006 |
Leipzig (ots) - Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Bischof Wolfgang Huber hat sich kritisch zur geplanten Speicherung der Religionszugehörigkeit in einer Anti-Terror-Datei geäußert. "Wir dürfen gerade im schwierigen Integrationsprozess unsere muslimische Mitbürger nicht unter Generalverdacht stellen. Wenn die Religionszugehörigkeit in einer Anti-Terror-Datei registriert wird, muss jedenfalls dieses Missverständnis klar ausgesprochen werden", sagte Huber der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe).
Allein das Bekenntnis zum Islam begründe noch keinen Verdacht, dass ein Gläubiger gegen andere Menschen Gewalt ausüben will. Von den in Deutschland lebenden drei Millionen Muslimen seien allenfalls einige hundert in der Nähe terroristischer Aktivitäten zu befürchten. "Hier muss die Mehrheitsgesellschaft der pauschalen Verdächtigung einer Minderheit entgegentreten."
Allerdings forderte Huber auch die islamischen Verbände und ihre Vertreter auf, sich noch intensiver für einen Gewaltverzicht einzusetzen. "Das Bemühen ist da, auch wenn es oft nicht registriert wird. Allerdings liegt das Problem tiefer. Es muss eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem fundamentalistischen Verständnis des Islam geben." Es sei nicht akzeptabel, dass sich Selbstmordattentäter einbilden würden, durch ihre Tat vor Gott in einer anderen Weise anerkannt zu sein. "Hier ist eine theologische Verständigung überfällig, dass dieses Verhalten im Grunde Gotteslästerung ist", so Huber weiter.
Zudem wäre für das Zusammenleben unterschiedlicher Glaubensrichtungen wichtig, wenn Meinungsführer im Islam deutlicher als bisher erklären würden, dass sie die säkulare staatliche Ordnung akzeptieren. Diese müsse Menschenrechte aber auch Religionsfreiheit für alle garantieren. "Wenn sie dies nicht nur aus taktischen Gründen, sondern aus einer inneren Überzeugung klar machen würden, wäre auch für das Zusammenleben in Deutschland vieles einfacher."
Für einen wirklich erfolgreichen Dialog der Kulturen und Religionen sei aber auch ein selbstbewusster Umgang der Deutschen mit ihrer Kultur notwendig. Geplante Verbote aller religiösen Symbole in Schulen, wie jetzt in Schleswig-Holstein geplant, seien alles andere als hilfreich. "Ich hoffe sehr, dass die Diskussion in Schleswig-Holstein noch einmal eröffnet wird", betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Es sei verkehrt, das Kopftuch-Verbot mit einem Verbot des Kreuzes zu verbieten. "Das Kopftuch ist kein religiöses Symbol. Das Tragen des Kopftuches wird von bestimmten islamischen Gruppen nur religiös begründet." Dabei entstehe ein demonstrativer Charakter, der mit der Religionsfreiheit der Schülerinnen und Schüler und mit der Gleichberechtigung nur schwer vereinbar sei. "Die Gleichsetzung des Kreuzes mit dem Kopftuch ist unangemessen. Solche Parallelen sollten nicht weiter gezogen werden."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
28682
weitere Artikel:
- Märkische Oderzeitung: Deutschland/Libanon Frankfurt/Oder (ots) - Es muss die Frage gestellt werden, ob es nicht besser gewesen wäre, einen Kampfeinsatz der Bundeswehr im Nahen Osten schon aus historischen Gründen erst gar nicht aufs Tapet zu bringen. Der Eindruck verstärkt sich, dass unter Merkel der Hang zur weltweiten Intervention zunimmt. Die Kanzlerin bezeichnete das gestern als probates Mittel zur Durchsetzung deutscher Interessen. Im Nahen Osten geht es wohl vor allem darum, nicht allein Frankreich und Italien das Feld zu überlassen. Während Berlin eindeutig proisraelisch mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Naost, Ausgabe vom 07.09.2006 Ulm (ots) - Kommentar zu Naost, Ausgabe vom 07.09.2006 Es kann nicht verwundern, dass die Begeisterung der Bundesregierung über den Einsatz der Marine vor dem Libanon allmählich nachlässt. Wenn denn jemand außer Verteidigungsminister Franz Josef Jung die Mission überhaupt herbeigesehnt hat. Als ob es die Resolution des UN-Sicherheitsrats nicht gäbe, stellt die libanesische Regierung Bedingungen, die den Einsatz zu einem Butterschiff-Ausflug degradieren würden. Das hat mit dem Einfluss der Hisbollah im libanesischen Kabinett zu tun, die mehr...
- WAZ: Authentisch und fair - Kommentar von Rolf Potthoff Essen (ots) - Kaum vorstellbar ist das Schicksal der 18-jährigen Natascha Kampusch. Die Hälfte ihres Lebens verlor die junge Frau im Verlies des Entführers, der sie als zehnjähriges Kind verschleppte. Nur ein glücklicher Zufall wollte es, dass sie entkam. Der Fall hat uns alle tief angerührt, er ist zugleich aber auch eine Bewährungsprobe, in deren Kern - vielleicht unbequeme - Fragen nach Verantwortung und Respekt vor Menschen stehen: Wie geht die Öffentlichkeit, wie gehen die Medien damit um? Der Wunsch nach Information ist mehr...
- Söder: Streit zwischen Seehofer und Schnappauf "überflüssig" CSU-Generalsekretär in der Sendung "Links-Rechts" mit Hajo Schumacher und Hans-Hermann Tiedje. Ausstrahlung am 06.09.06 um 23:30 Uhr auf N2 Söder: Streit zwischen Seehofer und Schnappauf ,,überflüssig" CSU-Generalsekretär in der Sendung ,,Links-Rechts" mit Hajo Schumacher und Hans-Hermann Tiedje. Ausstrahlung am 06.09.06 um 23:30 Uhr auf N24. Berlin, 06.09.2006 Im Gammelfleischskandal fordert CSU- Generalsekretär Markus Söder ein Ende des parteiinternen Konflikts zwischen den CSU-Verbraucherministern Horst Seehofer (Bund) und Werner Schnappauf (Bayern). ,,Solche Streitereien zwischen einzelnen Ebenen halte mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zum Bundestag Halle (ots) - Viel spricht für die Argumentation der Kanzlerin, dass die Verteidigung des Existenzrechtes Israels unter den veränderten Weltbedingungen diesen Einsatz nicht nur rechtfertigt, sondern verlangt. Dennoch hat der FDP-Chef Guido Westerwelle Recht, wenn er der Koalition eine Abkehr von der bisherigen Staatsräson der militärischen Nicht-Intervention in dieser Weltregion vorwirft. Das Unbehagen, das einen beim Gedanken an die möglichen Folgen einer solchen Entscheidung beschleicht, ist unabweisbar. Trotzdem wird Deutschland wohl mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|