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Schauspiellegende Bruno Ganz gibt DEN GROSSEN KATER - FBW-Prädikat besonders wertvoll

Geschrieben am 01-09-2010

Wiesbaden (ots) - Prädikat besonders wertvoll

Der große Kater

Filmstart: 28.10.10 Drama; Spielfilm . Deutschland; Schweiz 2009

Einer gegen alle: Dieser mitreißende Film zwischen gelungener
Politsatire und bewegendem Familiendrama beschwört wie in einer
inneren Rückschau den entscheidenden Moment der politischen Karriere
des Schweizer Bundespräsidenten, der gleichzeitig auch den familiären
Krisenhöhepunkt in seinem Leben darstellt. Nun hat er sich zwischen
der Staatspflicht und der Verantwortung für seinen sterbenskranken
Sohn und das Leid seiner Frau (grandios: Marie Bäumer) zu
entscheiden. Bruno Ganz füllt diese Paraderolle des charismatischen
aber von Ambivalenzen zerrissenen Politikers mit einmaliger Größe und
Authentizität aus. Ihm zur Seite stehen Ulrich Tukur, Edgar Selge,
Justus von Dohnányi und Christiane Paul, die in ihren Parts als
intrigante politische Widersacher im Reigen um den Staatsbesuch des
spanischen Königspaares mit großer Spielfreude zu beeindrucken
wissen. Die autobiografisch gefärbte Romanvorlage von Thomas
Hürlimann wurde mit großer ausstatterischer Opulenz und
eindringlicher Glaubwürdigkeit umgesetzt, sodass sich der Zuschauer,
ähnlich wie die Hauptfigur, dem Strudel der Ereignisse nicht mehr zu
entziehen vermag. Erste Wahl!

Morgen das Leben

Drama; Spielfilm . Deutschland 2010

Jedem (Neu-)Anfang wohnt ein Zauber inne... In seinem
beeindruckend authentischen Spielfilmdebüt zeigt Regisseur Alexander
Riedel die Kehrseite des Münchner Glanzes und konzentriert sich
episodenhaft auf drei krisengeplagte Lebensläufe. Jochen, Ulrike und
Judith sind um die vierzig, unzufrieden und an entscheidenden
Wendepunkten angelangt: Der alternde Hippie sucht durch ein
verändertes Äußeres und den Einstieg in die Versicherungsbranche
seinem sozialen Milieu zu entfliehen, die frisch Getrennte schult zur
Masseuse um und die alleinerziehende Mutter sehnt sich in der Enge
von Heimarbeit und trister Wohnsiedlung nach den vergangenen
Abenteuern als Stewardess. Verpuppung und Aufbruch sind die
existenziellen Themen, die der Filmemacher mit bewegter Handkamera
und der hervorragenden Leistung seiner grandios agierenden Darsteller
vermittelt. Die alltäglichen Gefühle von Tristesse, Einsamkeit und
der Wunsch nach Wegen aus der Sackgasse erzeugen die Drei beim
Zuschauer über ihre einfühlsame Mimik, kleine Gesten und den sparsam
verwendeten Dialogen. Glaubwürdig, reich an Nuancen und
tragisch-schönen Momente!

Sammys Abenteuer - Auf der Suche nach der geheimen Passage
Filmstart: 28.10.10 Animationsfilm; Kinderfilm . Belgien 2010

AUF DER SUCHE NACH DER GEHEIMEN PASSAGE erleben die mutige
Schildkröte Sammy, sein bester Freund Ray und seine große Liebe
Shelly so manches Abenteuer. Sie müssen Umweltkatastrophen wie auch
anderen menschlichen Einflüssen trotzen, um ihren Instinkten bis ans
Ende ihrer Lebensreise zu folgen. Diese hervorragende belgische
Animation vereint liebevolle Figuren und eine herzliche Geschichte
mit dem Engagement für Naturschutz und weiß auch die 3D-Technik
geschickt für die Vertiefung der visuellen Wunder einzusetzen. Nicht
nur geborene Wasserratten tauchen gern mit Sammy durch die bunten
Unterwasserwelten der abwechslungsreichen Ozeanlandschaften, die von
unterschiedlichsten Fischen und anderen Bewohnern bevölkert sind. Die
einfühlsame Erzählweise zeichnet den Film auch für die ganz Kleinen
aus. Musikalische Unterstützung bekommt Synchronsprecher Matthias
Schweighöfer auch von Musiksternchen Lena. Beide hauchen den Figuren
mit viel Pfiff und gutem Humor ihren ganz eigenen Charme ein. Rundum
gelungen bezaubert diese filmische Reise, die man gern auch ein
zweites Mal antritt! Sympathische und anspruchsvolle
Familienunterhaltung vom Feinsten.

Dokumentarfilme des Monats

Die unbequeme Wahrheit über unsere Ozeane Prädikat besonders
wertvoll Dokumentarfilm . Deutschland 2009

Der Journalist Charles Clover rechierchierte über zwei Jahre lang
den Grund für das Verschwinden von Fischen in den Weltmeeren. Dabei
stieß er in der ganzen Welt auf Anzeichen einer besorgniserregenden
Entwicklung und auf das wachsende Ungleichgewicht innerhalb der
Ökosysteme: In Kanada erholen sich die Bestände des Kabeljaus auch
durch das Fangverbot nicht wieder vom Raubbau und der
Blauflossenthunfisch erscheint trotz Bedrohung vom Aussterben auf den
Speisekarten der angesagten Restaurants. In diesem eindringlichen
Dokumentarfilm werden spannende Informationsquellen,
wissenschaftliche Statements und bewegende Naturaufnahmen zu einem
umfassenden Blick auf die aktuelle Situation zusammengefasst.
Anschaulich wird auf diese Weise auch deutlich, wie wichtig das
Umdenken des Einzelnen ist und welchen Beitrag jeder Konsument
leisten kann, um die Artenvielfalt der Weltmeere durch gewissenhaftes
Kaufverhalten zu schützen. Mit einer absolut professionellen und
adäquaten Umsetzung präsentiert sich dieser wichtige Apell, dem man
mit allem Nachdruck eine breite Öffentlichkeit nur wünschen kann!
Informativ und unterhaltsam, ernst, aber nicht hoffnungslos.

Was wird bleiben

Prädikat besonders wertvoll Dokumentarfilm . Deutschland 2009

Was bleibt von der Kultur, den Völkern, der Kunst, der Technik und
den Grundfesten der Zivilisation, wenn die Menschheit einmal dem
gleichen Schicksal erliegt wie einst die Dinosaurier? Wer wird
kommen, um die Zeichen unserer Zeit zu entschlüsseln, wenn es keine
Menschen mehr gibt? Was wird er vorfinden? Der ambitionierte
Dokumentarfilm von Knut Karger widmet sich diesen existentiellen
Fragen nach der Endlichkeit unserer Zivilisation mit einem
originellen Konzept, das Wissenschaftler und unterschiedlichste
Projekte aus der ganzen Welt in den Fokus rückt. Der Facettenreichtum
der Auseinandersetzungen spannt einen Bogen unterschiedlichster
Archivierungsmethoden: von Zeitkapseln gefüllt mit historischen
Artefakten bis zu Lagerstellen moderner Flugtechnik, zeigt die
Sisyphusarbeit von Restaurierungsarbeiten an Kunstwerken oder das
Abfotografieren einzelner Dokumentenseiten in Bibliotheken. Kurioses
mischt sich mit Alltäglichem und lässt deutlich werden, wie schnell
sich Werte und Bedeutungsinhalte bereits in Jahrzehnten verändern
können. Was bleibt nach diesem außergewöhnlich intensiven Film, der
in so manchem poetischen Bild bereits eine nahende Endzeitstimmung
heraufbeschwört? - Umfassend informierte Zuschauer, angeregt zu
langen Diskussionen und spannenden, persönlichen
Auseinandersetzungen, soweit die Vorstellungskraft eben reicht.

Kurzfilme des Monats

Am Grenzübergang

Prädikat besonders wertvoll Dokumentarfilm; Kurzfilm . Deutschland
2010

1999 berichtete ein ehemaliger DDR-Soldat vom Arbeitsalltag am
Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße mitten in Berlin. Die
Aufzeichnung dieses Interviews und die Ansichten der Details eines
Stadtbezirks, die auch heute noch für Neugierige Ansätze bieten sich
den Grenzverlauf vorzustellen, sind Ausgangspunkt der vielfältigen
Bild-Ton-Collage von Regisseur Thomas Kutschker. Er nimmt den
Zuschauer mit auf eine informative aber auch fordernde Spurensuche,
auf eine Reise durch die wenigen Jahre, in denen sich das Gesicht der
Straße, die deutsche Geschichte und auch persönliche Schicksale so
dramatisch verändert haben, scheinbar ohne allzu viele konkrete
Anhaltspunkte zu hinterlassen. Mit großem Bedacht werden die
Bildausschnitte gewählt, nebeneinandergesetzt und mit den Aussagen
des Grenzwächters kombiniert - mal kontrastreich, mal im Gleichklang.
Ein anspruchsvolles Dokument über die Zeichen der Zeit und den Wandel
ihrer Bedeutung, das das Prädikat besonders wertvoll auch für die
große künstlerische Leistung einstimmig verdient.

Beton

Prädikat besonders wertvoll Kurzfilm . Deutschland 2009

Ein Schriftsteller will eine Abhandlung über den großen
Komponisten Mendelssohn Bartholdy verfassen, doch schon sein Anspruch
an den perfekten ersten Satz stürzt ihn in eine schwerwiegende Krise
und den erbitterten Kampf mit der Schreibblockade. In einem stimmigen
Bild-Text-Konstrukt erzählt Kurzfilmer Piet Esch vom Ringen des
Künstlers zwischen widersprüchlichen Emotionen, Neurosen und
Aggressionen, sich überschlagenden Gedanken und Selbstzweifeln.
Seinen einsamen Hauptdarsteller Herbert Schöberl positioniert er im
kammerspielartigen Szenario in einem abgeschlossenen Raum, der mal
zum ausweglosen Gefängnis und dann wieder zur Schutz spendenden Höhle
wird, während vor dem Fenster die Zeichen der unterschiedlichen
Jahreszeiten vorbeiziehen. Diese One-Man-Show der besonderen Art
gewährt auch dem Zuschauer keine Fluchtmöglichkeit aus dem
Gedankenlabyrinth des Schriftstellers und wird somit zu einer
intensiven, filmischen Erfahrung. So ist die Kunst.

Love & Theft

Prädikat besonders wertvoll Animationsfilm; Experimentalfilm;
Kurzfilm . Deutschland 2009

Andreas Hykade hat seinen künstlerisch-experimentellen Stil ein
weiteres Mal neu erfunden. Pop-Ikonen des 20. Jahrhunderts morphed er
in der Komposition LOVE & THEFT zu einem schnellen Bewegungsfluss der
Figuren und Formen - aggressiv, schnell, grell, hypnotisch und zum
Schluss beinahe meditativ. Ohne narrative Momente gelingt so das
Kunststück, einer dichten und immer wieder überraschenden
Formensprache, die ihren ganz eigenen Erzählfluss besitzt und durch
gekonnte Korrespondenz mit der dynamischen Tonebene an Tiefe und
Tempo gewinnt. Schwarzweiße und abstrahierte Gesichter von Mickey
Mouse, Hitler, Betty Boop u.a. werden zu ausladenden, farbigen
Gestalten, die schließlich den ganzen Bildraum dominieren, sexuelle
Assoziationen und vielfältige Interpretationen evozieren und in einen
eigenen Sinnkosmos entführen. Irgendwo zwischen überwältigendem
Bilderrausch mit extremer Sogkraft und zeitgemäßem Poem lässt sich
dieser intelligente Animationskurzfilm ansiedeln, der auf weitem Feld
seines gleichen sucht. Transformation ist das Leben und Stillstand
der Tod.

...und dann stolperte Anna

Prädikat besonders wertvoll Kurzfilm . Deutschland 2008

1. Kommt alles anders und 2. als man denkt. Anna hat einen klaren
Lebensplan mit gleichförmiger Abfolge der täglichen Rituale aus
Aufstehen, Morgengymnastik, Frühstück, Zähneputzen und dem Weg mit
der U-Bahn zur Arbeit. Wie ein Uhrwerk funktioniert dann auch der
Heimweg, Abendessen, Telefonieren, Fernsehen, pünktlich schlafen
gehen. Doch eines Tages begegnet Anna ein hübscher Junge in der
U-Bahn-Station und bringt sie aus dem Tritt. Wie Annas Routine aus
den Fugen gerät und sich neu zusammensetzt, wird in diesem Kurzfilm
mit einer sympathischen Hauptdarstellerin, knappen Bildern und
schnellen Schnitten inszeniert, sodass das Zuschauen eine wahre
Freude ist. Die kleine Geschichte besticht sofort durch ihre
Glaubwürdigkeit, viele schöne Details und die kompakte Erzählweise.
In bester Weise hat Jungregisseur Daniel Adam hier ein Stück
Alltagsrealität herausgegriffen und in einen durchweg überzeugenden
Film transformiert. Das Konzept geht bestens auf!

Originaltext: Deutsche Film- und Medienbewertung
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Pressekontakt:
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