WAZ: Bagatell-Kündigungen - Nicht durchdrehen - Kommentar von Frank Preuß
Geschrieben am 02-09-2010 |
Essen (ots) - Die Arbeitsgerichte haben viel zu tun. Viel zu viel.
Wer sich einen Kündigungsstreit ansieht, wie den, über den Hamm jetzt
zu befinden hatte, der weiß warum. Einen Mitarbeiter fristlos zu
feuern, weil er seinen Elektroroller in der Firma für umgerechnet 1,8
Cent aufgeladen hat, ist nun wirklich abenteuerlich. Was für eine
Kultur herrscht in solch einem Unternehmen? Gestern war es der
eingesteckte Pfandbon im Supermarkt, das selbst benutzte
Erfrischungstuch, das für die Fahrgäste gedacht war, die übrig
gebliebenen Maultaschen, die aufgegessen und nicht weggeworfen
wurden: Wer auf diese Art sein Personal loswerden will, gefährdet den
sozialen Frieden in einer Gesellschaft. Angestellte haben sich an die
Spielregeln zu halten, aber Chefs haben nicht das Recht dazu,
durchzudrehen. Natürlich wird man in den meisten Firmen mit dem Kopf
schütteln und solche Verwerfungen in den eigenen Reihen für undenkbar
halten. Der Fall ist extrem, sonst erregte er nicht diese
Aufmerksamkeit. Gleichwohl zeigt er,was mittlerweile möglich geworden
ist, wie sich das Klima verschärft hat, in dem eine Abmahnung
manchmal gar nicht mehr in Betracht gezogen wird. Gut, dass Richter
dann auf die Bremse treten.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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