Wie kann man Zukunft denken?
Geschrieben am 03-09-2010 |
Hamburg (ots) - Orkane und Hurrikans entstehen fernab unserer
Lebensräume, oft auf dem Meer. Sie gewinnen an Kraft und
Geschwindigkeit, um sich schließlich mit Macht auf dem Land
auszutoben. Sie sind ein Modell für die Zukunft. Keiner kann Stürme
oder Zukunft machen. Man kann sie nicht vorhersagen, aber beobachten
und nutzen.
Die Zukunft entsteht an den Rändern unserer Gesellschaft. Sie hat
die Kraft, alle Lebensbereiche zu verändern. Die Alltagskultur passt
sich nur zögerlich den neuen Umweltbedingungen an. Das gibt dem
aufmerksamen Beobachter die Chance, über mögliche Zukünfte
nachzudenken. Sturmvorhersagen analysieren die Wechselwirkung von
Hoch- und Tiefdruckgebieten. Zukunftsszenarien entstehen aus der
Abschätzung von Innovationen und kultureller Akzeptanz und heißen
Trends.
Trends sind Arbeitsbegriffe der sich entwickelnden Zukünfte. Sie
benennen gemeinsame Anpassungsstrategien an eine sich verändernde
Umwelt. Sie sind Bindungsangebote ohne Institutionen und ersetzen
Traditionen. Trends und Gegendtrends bieten widersprüchliche
Alternativen auf dieselbe Herausforderung. Sie kennzeichnen eine
Entwicklungsdynamik von sieben bis zehn Jahren. Trends unterscheiden
sich von Moden durch ihre langsame Verbreitung. Moden sind die
kurzlebigen Indikatoren für Trends.
Um Zukünfte denken zu können, ohne in Träumereien zu versinken,
ist es sinnvoll, mit Beobachtungskonstanten zu arbeiten:
Der soziale Wandel der Gesellschaft bietet langfristige
Orientierung. Der demografische Wandel ist hier Stichwortgeber für
die Zukunft.
Der technologische Wandel macht Entwicklungen einschätzbar, wenn
man die Zeit zwischen Grundlagenforschung und Markteinführung
beobachtet.
Der ökonomische Wandel ist aussagefähig, wenn man die
Businessmodelle analysiert. Finanzkrisen beschleunigen den
Strukturwandel.
Der kulturelle Wandel ist schwierig zu verstehen, da die
Institutionen der Gesellschaft, Familie, Politik, Wirtschaft und
Kirchen, ihre Bindungskraft zunehmend verlieren. Projekthafte
Gemeinschaften verdrängen das Modell der traditionellen Gesellschaft.
Es entstehen parallele Lebenswelten.
Alle vier Beobachtungskonstanten ergeben zusammen ziemlich
plausible Szenarien von morgen.
Heute ist es möglich, den Wertewandel in der Gesellschaft über
Social-Media-Analysen im Web 2.0 zu erfassen. Zum ersten Mal können
Trends nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ erfasst werden.
Die Trendforschung, die in den neunziger Jahren in den hoch
entwickelten Konsummärkten Amerikas und Europa sinnvoll wurde, findet
ihre eigene Zukunft in der Social-Media-Analyse des Internets. Die
langjährige Praxis der analogen Mustererkennung von
gesellschaftlichen Veränderungen ist dabei durch Computerprogramme
automatisiert zu werden.
Die Prognostizierbarkeit von Zukünften setzt Filter voraus. Die
Skalierbarkeit von Trends reicht von den Gesellschafts- oder
Megatrends über die Konsumenten- hin zu den Branchentrends. Wer sich
über die Zukunft Gedanken machen will, sollte sich fragen, welche
strategischen Positionen er klären möchte. Wer flexibel und schnell
handeln will, muss an mögliche Zukünfte denken.
Mich interessieren Trends, ihre Entstehung, Verbreitung und
Auswirkungen auf Menschen, Gesellschaft und Unternehmen. Seit 15
Jahren analysiert der von mir organisierte Deutsche Trendtag den
kommenden Wandel. Ziel ist es zu definieren, was er für die
Unternehmen bedeuten könnte. Zwei Jahre bevor ein neuer Megatrend auf
den Massenmarkt trifft, werden hier von internationalen
Wissenschaftlern und Experten Szenarien für morgen durchdacht.
Der Deutsche Trendtag gibt diesen Megatrends einen Namen. Einige
dieser Arbeitsbegriffe haben den Weg in den Duden oder in die
Alltagssprache gefunden. Begriffe wie "Ich-AG" für die kommende
Ökonomisierung unserer Privatsphäre (2000), "Schwarmintelligenz" für
die mögliche Effizienz von Web 2.0 durch Blogs, Wikis und Social
Media (2005), oder "Simplexity" für die Sehnsucht nach einfacher
Entscheidungsfindung bei wachsender Komplexität (2007).
In diesem Jahr beobachten wir Phänomene von Informationsüberladung
und Burn-out in der Gesellschaft. Deshalb beschäftigt sich der 15.
Deutsche Trendtag mit Informationslogistik im Privaten, in der
Wirtschaft und Gesellschaft. Der neue Gesellschaftstrend heißt
"Flow.Control." und setzt auf Selbstkontrolle statt Systemkontrolle
www.trendtag.de
Peter Wippermann
Gründer des Trendbüros
Professor für Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität,
Essen
Originaltext: Deutsche Trendtag GmbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/80877
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_80877.rss2
Pressekontakt:
Doro Zauner
d.zauner@trendtag.de
+49.(0)221.1601877
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