Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Agrarpreise:
Geschrieben am 03-09-2010 |
Bielefeld (ots) - Der Weltindex für Agrarprodukte ist seit 1. Juni
von 47,4 auf 60,1 Punkte gestiegen. Für uns nur ein Chart, für andere
eine dramatische Geschichte: Der volle Einkaufswagen an der
Supermarktkasse hat einmal 20 D-Mark gekostet, vor den Feiertagen
durfte es auch ein Fünfziger sein. Inzwischen zahlen wir mit gleich
lautenden Euro-Scheinen und legen meist noch drauf. Dennoch leiden
wir nicht Not. Lebensmittel verzehren hierzulande um die 20 Prozent
vom Einkommen. Aber man stelle sich vor, der normale Stopp beim
Discounter koste 200 Euro, die große Einkaufswagentour durch die
Regalschluchten 500 Euro. Unmöglich? Nein. Unbezahlbar? Ja - und zwar
für zwei Drittel der Menschheit. Nicht nur von Rio bis Nairobi, auch
für chinesische und indische Bauarbeiterfamilien sind Mais, Reis und
Soja extrem teuer, Butter und Fleisch ein Festtagseinkauf. Deshalb
macht es Sinn, dass sich die Europäische Union um eine Regulierung
der Spekulation zumindest auf Getreide bemüht. Es gilt, Konsequenzen
aus der Hungerkrise vor zwei Jahren zu ziehen, als die Preise für
Agrarprodukte noch höher waren. Nach Frankreichs Präsident Nicolas
Sarkozy wird jetzt auch in Deutschland immer lauter gefordert, der
Handel mit sogenannten Terminkontrakten an den Getreidebörsen
strengeren Regeln zu unterwerfen. Ist da etwas vergessen worden? Der
aufmerksame Beobachter muss sich schon sehr wundern. Seit dem
Ausbruch der globalen Finanzkrise am 15. September 2008 diskutiert
die Fachwelt über eine bessere Kontrolle der Spekulation und dennoch
ist die weltweite Gerechtigkeit auf der Strecke geblieben. Allein die
USA, sonst viel gescholten, haben im Zuge ihrer Finanzmarktreform die
Agrarmärkte transparenter gemacht und Preisgrenzen für
Terminkontrakte eingeführt. Siehe da. Im Land der schärfsten
Regulierungsgegner wurde erreicht, was Europas interventionsfreudige
Regierungschefs auf ihren hohen Gipfeln nicht geregelt bekommen.
Allerdings: Die von EU-Kommissar Michel Barnier geplanten Regeln
entschärfen das Problem, lösen es aber nicht. Sein finanzpolitisches
Instrumentarium reicht aus, um Spekulanten in deren trübe Suppe zu
spucken, wenn einige wenige von der großen Trockenheit im
Weizen-Exportland Russland spekulieren. Selbst die Tatsache, dass der
Indus Pakistans Kornkammer verwüstete und den Zukauf von riesigen
Mengen an Lebensmitteln bewirkte, spielt der Spekulation in die
Hände. Die Politik muss grundsätzlicher handeln. Fairer Handel, die
Befähigung mittlerer und armer Länder zur Selbstversorgung, aber auch
deren Zulassung zur Teilhabe am Weltmarkt tragen zu echter
Gerechtigkeit bei. Solange wir unsere Märkte abschotten und bei
Almosen statt Arbeitsteilung bleiben, verharren Milliarden von
Menschen unmittelbar an der Schwelle zum Hunger.
Originaltext: Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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