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Börsen-Zeitung: Sisyphusaufgabe, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht geplanten neuen Anforderungen an die Banken

Geschrieben am 06-09-2010

Frankfurt (ots) - Die Zahlen sind grauenerregend: 105 Mrd. Euro
Kapitalbedarf allein bei den zehn größten deutschen Banken. Abbau von
1000 - in Worten: eintausend - Mrd. Euro an Krediten in Deutschland
nur als Folge der Einführung einer Verschuldungsgrenze der Banken
ohne Rücksicht auf die Risikogewichtung, wie derzeit vom Baseler
Ausschuss für Bankenaufsicht geplant. Zusätzlicher Bedarf von 190
Mrd. bzw. 420 Mrd. Euro an schnell flüssig zu machenden Papieren, um
die neuen kurz- und längerfristigen Liquiditätsanforderungen erfüllen
zu können: Nimmt man die vom Bankenverband am Tag vor der
vorentscheidenden Sitzung der Regulierer vorgelegten Horrorszenarien
buchstaben- und zahlengetreu, dann scheint der Untergang des
Abendlandes nicht mehr fern.

Wir sind Zeugen der Endphase eines Poker um die Frage, wie die
Lehren aus der Finanzmarktkrise in einem Kernbereich der Regulierung
zu ziehen sind: schonungsvoll oder brutalstmöglich? In solchen
Situationen gehört das Bluffen zum Spiel. Hier wird bagatellisiert,
dort dramatisiert. Das Publikum ist gut beraten, an den Positionen
beider Seiten die eine oder andere Wertberichtigung vorzunehmen.

Die jüngst präsentierten Analysen von Aufsichtsseite zu den
volkswirtschaftlichen Folgen zum Beispiel klingen sehr nach "wird
schon gutgehen". Belastbare Erfahrungswerte sind in einer
Jahrhundertkrise Mangelware. Vabanque aber wäre an dieser Stelle ein
allzu gefährliches Spiel. Der Bankenverband auf der anderen Seite hat
die bisher rudimentären Baseler Festlegungen aus Sicht seiner
Mitglieder nicht gerade in ein Best-Case-Szenario umgerechnet. Das
wäre unklug für die deutsche Verhandlungsposition. Und auf globaler
Ebene hat das Internationale Finanzinstitut IIF zwar schön
beschrieben, was schärfere Regulierung an Wachstumsverzicht kosten
würde - aber leider übersehen, welche Wohlstands- und
Arbeitsplatzverluste die allzu laxe Regulierung als ein
Krisenauslöser zuvor verursacht hat - auch das war nicht wirklich mit
offenen Karten gespielt.

Das Finanzkasino schließen, ohne der Realwirtschaft den Kredithahn
zuzudrehen: Das ist die Sisyphusaufgabe, um die die Aufseher nicht zu
beneiden sind. Gehen sie mit den Banken zu sanft um, leisten sie der
nächsten Krise Vorschub. Agieren sie zu rigoros, riskieren sie, die
Welt in eine neue, noch tiefere Rezession zu treiben. Ohne Zweifel:
In Basel wird heute mehr als nur Bankgeschichte geschrieben.

(Börsen-Zeitung, 7.9.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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