ARD-Sendung MONITOR: Bundesregierung will Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke senken - Interne Regierungspapiere wollen auch Klagerecht für Bürger einschränken
Geschrieben am 09-09-2010 |
Köln (ots) - Die Bundesregierung plant - entgegen bisheriger
Ankündigungen - eine deutliche Absenkung des Schutzniveaus für
Atomkraftwerke. Darüber berichtet das ARD-Magazin MONITOR in seiner
heutigen Ausgabe (21.45 Uhr im Ersten). Dem Magazin liegen interne
Regierungsdokumente vor, in denen die Verpflichtung der AKW-Betreiber
zur Nachrüstung, insbesondere auch der sogenannten Altreaktoren,
weitgehend abgeschafft werden soll. Hierfür soll auch das Atomgesetz
geändert werden.
"Wenn das Wirklichkeit wird, was in diesen Dokumenten steht, dann
verdienen diese Papiere nicht die Überschrift Nachrüstung", sagte der
ehemalige Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im
Bundesumweltministerium, Wolfgang Renneberg, gegenüber MONITOR.
In dem bislang unveröffentlichten Papier einer
Bund-Länder-Arbeitsgruppe, das "sicherheitstechnische
Anforderungen/Maßnahmen zur weiteren Vorsorge gegen Risiken" regelt,
werden wesentliche Nachrüstungserfordernisse jetzt als "mittel- bis
langfristig" eingestuft und damit für viele Jahre aufgeschoben. Dabei
handelt es sich insbesondere um aufwendige und teure
Modernisierungen, die vor allem die Sicherheit der älteren Anlagen
betreffen.
"Nach diesem Papier mit diesen Fristen fallen diese hohen
Nachrüstungskosten praktisch für die alten Anlagen nicht an. Die
alten Anlagen werden weiter betrieben so wie bisher, ohne dass die
wesentlichen Nachrüstungen durchgeführt werden" erklärte Renneberg
gegenüber MONITOR.
Um die weitgehende Abschaffung der Nachrüstungspflicht auch
gesetzlich zu verankern, plant die Bundesregierung darüber hinaus
auch das Atomgesetz zu ändern.
Im bisher unveröffentlichten Gesetzesentwurf des
Bundesumweltministeriums, der MONITOR ebenfalls vorliegt, ist hierfür
ein neuer Paragraph 7d vorgesehen, der das bisher geltende
Schutzniveau des Atomrechts deutlich absenkt. Für wesentliche
sicherheitsrelevante Bereiche werden danach keine Nachrüstungen mehr
gefordert, die dem Stand von Wissenschaft und Technik genügen.
Stattdessen ist im Gesetzentwurf nur noch von einer Sorgepflicht die
Rede.
"Die Sorgepflicht begründet nur die Verpflichtung, sich zu
bemühen. Sie verpflichtet nicht zu einem Erfolg. Das heißt, erste
Aktivitäten reichen aus, um diese Pflicht zu erfüllen", kritisiert
der Atomrechtsexperte Prof. Alexander Roßnagel die geplante
Atomrechtsnovelle gegenüber MONITOR. "Im Zweifel reicht ein Bauzaun,
mit dem man die Aktivitäten beginnt."
Mit dem Gesetzesentwurf soll auch das Klagerecht für Bürger
eingeschränkt werden. Dies gilt für sämtliche Bereiche, die künftig
dem sogenannten "Restrisiko" zugerechnet werden sollen, darunter der
Schutz vor Flugzeugabstürzen. Die geplante Neuregelung bezeichnet
Prof. Roßnagel als "verfassungswidrig". "Wenn die Bürger in ihrem
Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit betroffen sind,
müssen sie auch die Möglichkeit haben, zu klagen".
Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7899
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7899.rss2
Pressekontakt:
WDR-Pressestelle, Kristina Bausch, Telefon 0221 220 8473
WDR-Redaktion Monitor, Telefon 0221 220 3124
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
288331
weitere Artikel:
- Stuttgarter Zeitung: Der baden-württembergische SPD-Chef Nils Schmid befürwortet den Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der Partei: "Partei muss gegen rassistische Thesen vorgehen" Stuttgart (ots) - Der SPD-Vorsitzende im Südwesten, Nils Schmid,
hat sich deutlich für einen Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der
Partei ausgesprochen. Er sei froh, dass der Bundesvorstand das
Verfahren am Montag offiziell einleiten wolle, weil sonst andere
Parteigliederungen, etwa der baden-württembergische Landesverband,
dies anstrengen müssten. "Es gibt Aufforderungen an uns als
Landespartei, dies zu unterstützen", sagte er der "Stuttgarter
Zeitung" (Donnerstagausgabe).
"Es wäre es fatal, wenn die Partei nicht gegen Sarrazins mehr...
- Steinbach: Keine Steinigung - Sakineh Mohammadi Ashtiani darf nicht hingerichtet werden Berlin (ots) - Anlässlich der Entschließung des Europäischen
Parlaments zu den Menschenrechten im Iran, insbesondere den Fällen
Sakineh Mohammadi Ashtiani und Zahra Bahrami, erklärt die Sprecherin
für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion Erika Steinbach:
"Die iranischen Machthaber müssen erkennen, dass ihnen die Welt
auf die Finger sieht und der Barbarei Einhalt gebietet.
Die entwürdigende Todesstrafe durch Steinigung Sakineh Mohammadi
Ashtianis darf unter keinen Umständen vollzogen werden. mehr...
- "Man muss menschlich denken" / Jubiläumsfest 10 Jahre Frankfurter Programm Würde im Alter Frankfurt am Main (ots) - Am 8.9.10 fand auf der Konstablerwache
das 6. Informationsfest der Altenpflegeheime statt, welches dieses
Mal zugleich das Jubiläum für 10 Jahre Frankfurter Programm war. Im
Jahre 2000 beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Frankfurter
Römer ein Sofortprogramm für eine bessere psychosoziale Betreuung von
Pflegebedürftigen zu Hause und in den Heimen in Höhe von damals 2,7
Mio Euro. Sozialdezernentin Prof. Daniela Birkenfeld unterstrich in
ihrer Jubiläumsrede, dass auch Altenpflegekräfte vom Programm mehr...
- Flachsbarth: Grüße zum Fest des Fastenbrechens zum Ende des Ramadan Berlin (ots) - Mit dem Fest des Fastenbrechens endet der
Fastenmonat Ramadan für die muslimische Gemeinschaft. Dazu erklärt
die Beauftragte der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag für
Kirchen und Religionsgemeinschaften, Dr. Maria Flachsbarth:
"In diesen Tagen endet für Muslime der Fastenmonat Ramadan. An
vielen Orten unseres Landes werden Familien und Gemeinden daher das
Fest des Fastenbrechens feiern. Unseren muslimischen Mitbürgerinnen
und Mitbürgern sprechen wir dazu unsere besten Wünsche aus.
Es ist schön, dass mehr...
- BGH setzt Zeichen für Verbraucherschutz und Rechtssicherheit Berlin (ots) - Mit seiner heutigen Entscheidung, den Gemeinsamen
Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes anzurufen, setzt der
Bundesgerichtshof (BGH) ein Zeichen für den Verbraucherschutz und für
mehr Rechtssicherheit bei der Anwendung der
Arzneimittelpreisverordnung. "Der Gemeinsame Senat kann die Auswüchse
bei ausländischen Versandapotheken wieder abstellen und das Urteil
des Bundessozialgerichts relativieren", sagt Heinz-Günter Wolf,
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
2008 hatte das Bundessozialgericht mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|