"Das Gutachten des Umweltbundesamts hat ein 'Gschmäckle'" Bahnchef Rüdiger Grube kritisiert Stuttgart 21-Gegner im SWR
Geschrieben am 09-09-2010 |
Stuttgart (ots) - ACHTUNG! Sperrfrist: Donnerstag, 9. September
2010, 11.30 Uhr
Stuttgart/Berlin. Das Ergebnis des vom Umweltbundesamt zu
Stuttgart 21 in Auftrag gegebenen Gutachtens hat in den Augen des
Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, ein
"Gschmäckle". In der "SWR1 Leute"-Sendung zum SWR-Thementag
"Stuttgart 21 - Jahrhundertprojekt oder Milliardengrab?" am
Donnerstag, 9. September 2010, sagte der 59-jährige Bahnchef zu
Moderator Stefan Siller: "Ich finde es schon bedenklich, wenn wir mit
Steuergeldern vom Umweltbundesamt Studien an ein Beratungsunternehmen
in Auftrag geben, von dem man weiß, dass es seit Jahren ein
vehementer Gegner von Stuttgart 21 ist. Auch der Mitarbeiter, der
diese Studie ausgearbeitet hat, ist seit vielen Jahren ein
ausgewiesener Gegner, wir kennen ihn bestens. Da muss ich ganz offen
sagen, das hat ein 'Gschmäckle' für mich, dass es sich hier um ein
Gefälligkeitsgutachten handelt." Unter diesen Umständen könne "doch
kein objektives Ergebnis heraus kommen", kritisierte er. Von Seiten
der Gegner würde Stuttgart 21 "leider immer wieder
instrumentalisiert", beklagte Grube. "Was insgesamt zu beobachten
ist, und das kritisiere ich sehr stark, dass es doch eigentlich gar
nicht mehr um Stuttgart 21 geht. Zum Beispiel zu behaupten, es ist
kein grünes Projekt, ist doch einfach fatal. Nehmen Sie allein den
Baumbestand: Wir müssen während der Bauphase 298 oder 268 Bäume
rausnehmen - wir pflanzen dafür aber 5.000 Bäume. Es entsteht eine
riesige Fläche, die heute ein hässliches Gleisvorfeld ist." Dabei sei
die Akzeptanz von Stuttgart 21 in der Bevölkerung durchaus vorhanden,
meinte Grube. "Leider ist es so, dass sich die Befürworter nicht so
laut melden wie die Gegner. Aber das kennen wir auch von anderen
Projekten." Er selbst würde sich auch schon mal unbemerkt auf die
Baustelle begeben, und gerade am vergangenen Wochenende habe ihn
nachdenklich gemacht, "dass Kinder mit Plakaten herumlaufen und
Handzettel verteilen. Kinder werden hier manipuliert! Kinder
verstehen die Zusammenhänge gar nicht. Sie werden für oder gegen ein
solches Projekt instrumentalisiert, das wundert mich schon. Das
hätten wir mal machen sollen - was meinen Sie, was die Gegner uns
dort für eine Kritik entgegen gebracht hätten?", so Grube. Zum
vorerst gescheiterten Runden Tisch sagte der Bahnchef: "Ich habe zwei
Kinder, mein Sohn ist 18, meine Tochter 17, die schauen mich jeden
Tag an und fragen: 'Papa, seid ihr nicht mehr in der Lage, euch an
einen Tisch zu setzen?' Und meine Antwort ist: 'Ihr habt recht!' Das
ist genau das, wofür Ministerpräsident Mappus und ich werben, aber
nicht an irgendwelche Auflagen und Bedingungen gebunden. Wer wirklich
an einem Austausch interessiert ist, der wird sich an so einen Tisch
setzen. Das ist doch ein Witz." Auf Stefan Sillers Nachfrage, dass
die Projektgegner wohl für ein Gespräch offen seien, sie es jedoch
als schwierig empfänden, wenn sich Bahn und Politik bereits im Voraus
auf den Weiterbau festlegten, entgegnete Grube: "Ich habe einen
Vertrag. Wenn ich diesen Vertrag nicht erfüllen würde, dann gäbe es
genügend Partner, die entsprechende Ansprüche stellen. Das ist eine
Rechnung, die ich nicht bezahlen kann." Doch er, Grube, gebe nicht
auf. "Ich bin da Optimist", erklärte er. "Man sollte jetzt nicht
einfach sagen, dass alles abgefahren ist. Ich glaube, dass wir
weiterhin daran arbeiten sollten, dass wir uns regelmäßig am Runden
Tisch wiederfinden und die Fakten austauschen."
Das Gespräch mit Rüdiger Grube wurde am Dienstag, 7. September
2010, in Berlin aufgezeichnet.
Zu den Positionen der Projektgegner folgt am 13. September 2010
eine "SWR1 Leute"-Sendung mit dem Sprecher des Aktionsbündnisses
gegen Stuttgart 21, Gangolf Stocker.
Zitate frei gegen Quellenangabe "SWR1 Leute".
In der Sendung "SWR1 Leute" erzählen Gäste aus Wissenschaft,
Kultur, Show, Politik und Sport oder einfach Menschen mit einer
interessanten Biografie montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr aus
ihrem Leben. Seit Start der Sendereihe befragten die Journalisten
Wolfgang Heim und Stefan Siller mehr als 5.000 Talkgäste im Studio.
Das SWR Fernsehen zeigt die Interviews täglich in der Sendung "SWR1
Leute night". Das Informationsradio SWR cont.ra wiederholt "SWR1
Leute" täglich montags bis samstags von 9.05 bis 9.30 Uhr und montags
bis freitags von 14.05 bis 14.30 Uhr auf Mittelwelle. "SWR1 Leute"
kann auch als Podcast abonniert werden.
Pressekontakt: Sandra Christ, Tel.: 0711/929-1038,
sandra.christ@swr.de
Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
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