Hochschulräte zu Orten des gesellschaftlichen Diskurses machen
Geschrieben am 09-09-2010 |
Berlin (ots) - Nur wenn Hochschulräte vielfältig zusammengesetzt
sind, können sie ihre Funktion als Orte des gesellschaftlichen
Diskurses ausüben. Dazu müssen sie grundlegende
Entscheidungskompetenzen besitzen, aber von operativen Detailaufgaben
entlastet werden. Zu diesem Schluss kommt das "Handbuch
Hochschulräte", eine große gemeinsame Studie von Heinz Nixdorf
Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und CHE
Centrum für Hochschulentwicklung, die heute in Berlin vorgestellt
wurde.
Derzeit kommt jedes zweite Hochschulratsmitglied aus der
Wissenschaft. Aus der Wirtschaft stammt dagegen nur jedes dritte
Mitglied. "Von einer Dominanz der Unternehmen in Hochschulräten kann
nicht gesprochen werden. Um zu Brücken in die Gesellschaft zu werden,
sollten sich die Hochschulen deshalb noch mehr für
Nicht-Wissenschaftler aus allen gesellschaftlichen Bereichen öffnen",
empfiehlt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes.
Die Stärke von Hochschulräten liegt in der strategischen Beratung
von Hochschulen. Die können sie aber nur ausspielen, wenn die
grundlegende Ausrichtung passt. "Der hochschulübergreifende
Landeshochschulrat in Brandenburg bzw. der Universitätsrat in
Schleswig-Holstein sind eine Fehlkonstruktion", warnt Frank Ziegele,
Geschäftsführer des CHE. Weil sie hochschulübergreifend arbeiten,
finde eine Identifikation mit der einzelnen Hochschule nur schwer
statt. Und weil sie zugleich die Landespolitik und die
Hochschulleitungen beraten sollen, seien Interessenkonflikte
programmiert.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Hochschulräte in Deutschland
noch nicht perfekt funktionieren, dass aber alle beteiligten Akteure
etwas beitragen können, die Reform zum durchschlagenden Erfolg zu
machen: Die Politik muss Fehler in den Gesetzen beseitigen, z.B. die
Überfrachtung von Hochschulräten mit Detailaufgaben, für die sie
weder die notwendige Expertise noch die nötige Zeit haben, sowie
Rechenschaftspflicht und Abwahlmöglichkeit für Hochschulräte
vorsehen. Die Hochschulen müssen ausreichend Ressourcen für eine
Geschäftsstelle bereitstellen, um den Hochschulrat überhaupt
arbeitsfähig zu machen. Und die Hochschulräte selbst müssen zu Beginn
ihrer Amtszeit mit Hochschulleitung und Senaten eine klare
Rollenteilung verabreden und von sich aus die hochschulinterne
Kommunikation suchen.
Seit Mitte der Neunziger Jahre wurden in allen Bundesländern mit
Ausnahme Bremens Hochschulräte als Aufsichts- und Beratungsgremien
der Universitäten und Fachhochschulen geschaffen. Die neuen Gremien
erhielten teils weitreichende Kompetenzen, die zuvor bei den
Landeswissenschaftsministerien lagen. Über Auftrag und
Zusammensetzung der Hochschulräte wird seither kontrovers diskutiert.
Stifterverband, Heinz Nixdorf Stiftung und Centrum für
Hochschulentwicklung fördern, beobachten und begleiten die Arbeit von
Hochschulräten seit einigen Jahren. Das Handbuch Hochschulräte
basiert auf Experteninterviews mit Hochschulräten,
Hochschulpräsidenten und -rektoren, Vertretern von Ministerien und
Leitern von Hochschulratsgeschäftsstellen. In mehreren Expertenrunden
wurden daraus Empfehlungen und Denkanstöße für die Praxis erarbeitet.
Eine für das Handbuch durchgeführte vergleichende Analyse der
Landesgesetze zeigt große Unterschiede zwischen den Bundesländern.
Das Handbuch will den Mitgliedern von Hochschulräten praktische Tipps
für die Wahrnehmung ihrer Aufsichts- und Beratungsfunktion geben.
Zugleich sollen Stolpersteine identifiziert werden, die die Arbeit
der Hochschulräte erschweren. "Die Denkanstöße und Empfehlungen sind
eine Einladung zum Dialog. Jetzt kommt es darauf an, aus den
Erfahrungen der ersten Jahre die richtigen Schlüsse zu ziehen, dann
kann die Einführung von Hochschulräten ein zentraler Baustein für die
Modernisierung der Hochschulen sein", sagt Horst Nasko, Vorstand der
Heinz Nixdorf-Stiftung.
Die Publikation ist online verfügbar:
http://www.stifterverband.de/link/hochschulraete
Originaltext: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/18931
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_18931.rss2
Pressekontakt:
Frank Stäudner
Pressesprecher
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Telefon 0177 / 8401-158
E-Mail: frank.staeudner@stifterverband.de
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