Von wegen Transparenz: Unternehmen mauern bei CO2-Ausstoss von Dienstwagen
Geschrieben am 10-09-2010 |
Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe erteilt 88 von 115 befragten
deutschen Unternehmen die "rote Karte" für undurchsichtigen
Klimaschutz in der Firmenwagenpolitik - Nur 17 Unternehmen nehmen
Nachhaltigkeitsverpflichtung ernst und machen detaillierte Angaben
über den CO2-Ausstoß der Vorstands-Dienstfahrzeuge und der
Firmenflotten - OSC AG, Deutsche Bahn und Phoenix Solar
unterschreiten mit 123 - 127 Gramm CO2/km schon heute in ihrer
Gesamtflotte den Klimaschutz-Zielwert der EU für 2015 - Dr. Andreas
Hänel von Phoenix Solar ist der Vorstandsvorsitzende mit dem
klimaverträglichsten Dienstwagen
Deutsche Unternehmen geben sich gern umweltbewusst, nachhaltig und
transparent. In bunten Broschüren und eindrucksvollen
Internetauftritten werden die Leistungen für Umwelt und Gesellschaft
vorgestellt und die Bürger zum Dialog mit dem Unternehmen
aufgefordert. Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat das
Dialogangebot angenommen und die Probe aufs Exempel gemacht: Die DUH
wollte von 115 führenden Unternehmen Deutschlands erfahren, mit
welchen Strategien der CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotte gesenkt werden
soll, wie hoch der aktuelle CO2-Ausstoß der Flotte ist und mit
welchem Dienstwagen der Vorstandsvorsitzende als gutes Beispiel
vorausfährt. Der Realitätscheck zeigt: Beim Thema Auto hört für viele
Firmen Transparenz und betriebsinterner Klimaschutz gleichermaßen
auf.
Nur 17 von 115 befragten Unternehmen legen klimarelevante Daten
über die Dienstwagen von Vorstand und Firma offen und erhalten dafür
die "Grüne Karte" der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Gerade mal
zehn weitere Unternehmen veröffentlichen zumindest den CO2-Ausstoß
der gesamten Dienstwagenflotte ihres Unternehmens und bekommen so
immerhin noch die "Gelbe Karte". Erschreckend ist die hohe Zahl an
Verweigerern: 88 Unternehmen sind nicht bereit, Auskunft über den
Spritverbrauch und den CO2-Ausstoß von Vorstandslimousinen oder
Firmenautos zu geben. Sie erhalten dafür die "Rote Karte" für
nachhaltige Intransparenz und undurchsichtige Klimaschutzziele.
Spitzenreiter mit den niedrigsten CO2-Emissionen bei
Vorstandsfahrzeugen und Dienstwagenflotte sind ein mittelständisches
Unternehmen und ein Großkonzern: Das Solarunternehmen Phoenix Solar
AG steht sowohl mit einem CO2-Wert für die Firmenflotte von 127 Gramm
CO2/km an der Spitze als auch mit 129 Gramm CO2/km für das
Vorstandsfahrzeug. Die Deutsche Bahn AG schafft sogar einen
durchschnittlichen CO2-Wert für die Fahrzeugflotte von nur 125 Gramm
CO2/km und 152 Gramm CO2/km für den Gesamtvorstand. Bahnchef Grube
ist mit 191 Gramm CO2/km im Mittelfeld und hat noch Raum für
individuelle Verbesserungen. Den insgesamt niedrigsten
Flottenverbrauch hat das mittelständische
Telekommunikationsunternehmen QSC AG mit 123 Gramm CO2/km, allerdings
fährt hier der Vorstand mit exakt dem doppelten CO2-Ausstoß mit
schlechtem Beispiel voraus.
"Der Gesamtsieger, die Phoenix Solar AG hat ihr Unternehmensziel -
eine klimaschonende Energiegewinnung - offensichtlich auch in eine
unternehmensinterne Strategie für Energieeffizienz und Klimaschutz
verinnerlicht", sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der
Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). "Am Beispiel Deutsche Bahn AG
sieht man, dass auch Großunternehmen in der Lage sind, schon heute
den Ausstoß an CO2 unter den EU-Zielwert für 2015 zu drücken", sagte
Resch. Auf einem guten Weg sieht die DUH mit der Pfeiffer Vacuum GmbH
und der Telekom AG einen weiteren Mittelständler und ein
Großunternehmen: Pfeiffer erreicht im Flottenverbrauch derzeit exakt
140 Gramm CO2/km, der CO2-Ausstoß des Geschäftsführers liegt mit 165
Gramm CO2/km nur knapp darüber. Auf einem guten Weg ist auch die
Telekom AG mit einem Flottenverbrauch von 146 Gramm CO2/km und einem
CO2-Ausstoß des Dienstwagens von Vorstandschef Rene Obermann von 173
Gramm CO2/km.
"Die Liste der mit der Roten Karte ausgezeichneten
Klimaschutz-Ignoranten liest sich leider wie das 'Who is who' der
deutschen Wirtschaft. Kein deutscher Automobilhersteller und
interessanterweise auch keiner der großen Energieversorger wollte
Angaben über den CO2-Fußabdruck der selbst genutzten Firmenwagen
machen. BASF, BMW, Continental, Daimler, Linde, Lufthansa, MAN,
Metro, Münchner Rück, Praktiker, SAP, Solarworld und Volkswagen sind
prominente Vertreter der Informations-Verweigerer", sagte Resch.
"Insgesamt ist das klimapolitische Profil der führenden Unternehmen
hierzulande jenseits der bunten Welt der Nachhaltigkeitsberichte noch
erschreckend konturlos. Daher wird die DUH diese Umfrage nun - analog
zur Ermittlung der Klimaschutzwerte der Landes- und Bundespolitiker -
jährlich erheben."
Nach Ansicht der DUH hat sich die Mehrheit der Unternehmen noch
gar keine Gedanken über die Vorbildfunktion des CO2-Ausstoßes der
Autos ihrer Vorstandsrepräsentanten gemacht und wolle dementsprechend
das Nichtstun selbstverständlich für sich behalten. "In den
Nachhaltigkeitsberichten aller Unternehmen reden Vorstandschefs von
ihrer Verantwortung für Mensch und Umwelt, doch kommen sie dieser
Verantwortung eben nicht nach, wenn sie weiterhin Spritfresser und
Klimakiller als Dienstwagen fahren."
Resch forderte die Vorstandschefs zu einem Umdenken in der
Dienstwagenpolitik auf Unternehmen sollten den CO2-Ausstoß von den
Hierarchien entkoppeln und nicht länger dem oberen Management höhere
CO2-Emissionen zubilligen als dem mittleren Management. "Vorstände
und Topmanager sollten mit gutem Beispiel vorangehen und ausnahmslos
Fahrzeuge einsetzen, die den EU-Zielwert 140 Gramm CO2/km für das
Jahr 2008 unterschreiten. Zwischenzeitlich bieten deutsche und
japanische Hersteller mehrere Limousinen mit diesen Werten an."
Zur Umfrage selbst: Die Deutsche Umwelthilfe hat 115 führende,
größtenteils börsennotierte Unternehmen in Deutschland zwischen Juni
und August 2010 nach deren Dienstwagenpolitik befragt. Obwohl ein
Großteil der Unternehmen selbst Nachhaltigkeitsberichte
veröffentlicht oder Mitglied des selbsternannten "Forums Nachhaltige
Entwicklung der Deutschen Wirtschaft" ist. Damit haben sich die
Unternehmen zwar zur Auskunft über ihr Unternehmenshandeln
verpflichtet, doch die Auskunftsbereitschaft war ausgesprochen
unterentwickelt. Trotz mehrmaligen Nachfragens zeigten sich nur 17
Unternehmen auskunftsfreudig, zehn weitere haben immerhin teilweise
über ihre Dienstwagen Auskunft gegeben. Die Mehrheit (76 Prozent)
allerdings schweigt über Dienstwagen und CO2-Emissionen der
Unternehmensautos.
Die ausführlichen Ergebnisse unserer Erhebungen finden Sie unter
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2384
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e. V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, resch@duh.de
Barbara Göppel, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel.: 030 2400867-74, 0170 7686923, goeppel@duh.de
Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-22,
0151 55017009, fokken@duh.de
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