LVZ: Theologe Schorlemmer "erleichtert" über Ende der Lutherzwerge-Installation
Geschrieben am 10-09-2010 |
Leipzig (ots) - Der Theologe Friedrich Schorlemmer hat sich
erleichtert über das Ende der Kunstinstallation auf dem Wittenberger
Marktplatz unter dem Titel "Martin Luther - Hier stehe ich..."
gezeigt. "Das Ganze ist nur in soweit Kunst, da es Kunststoff ist.
Ich bin froh, dass einer der schönsten Plätze Deutschlands wieder
kunststofffrei ist", sagt er der "Leipziger Volkszeitung"
(Sonnabend-Ausgabe). Er könne nach wie vor nichts mit dem Anliegen
der Aktion anfangen, Luther vom Sockel zu holen. "Ist denn Luther
gegenwärtig so gescholten, das wir uns hinter ihn stellen müssen? Der
Satz, ,Hier stehe ich', ist ein ganz existenzieller Satz und kein
PR-Gag." Auch mit dem Wunsch der EKD-Kulturbeauftragten Petra Bahr,
dass es schön wäre, wenn jeder seinen Luther unter den Arm nehmen
würde, habe er Schwierigkeiten. "Es ist besser, man nähme seine
Schrift ,An den christlichen Adel deutscher Nation' unter den Arm."
Der Verkauf der Figuren sei geschmacklos. "Eine leichtgewichtige
Plastefigur hat dieser schwergewichtige Mann nicht verdient. Denn
egal, ob man die Zwerge gut findet oder nicht, man ist immer nur bei
den Zwergen und nicht bei Luther."
Schorlemmer selbst weist den Vorwurf zurück, er sei bei seiner
Kritik humorlos. "Wer sich mit Luther beschäftigt, kann nicht
humorlos sein. Hier geht es aber nicht um Humor, sondern um guten
Geschmack." Bei der Hörl-Installation gehe es in Wahrheit nur noch um
Effekthascherei. "Ich bin für Installationen, auch Verfremdungen,
aber diese kunterbunte Terrakottaarmee bringt mich nur dazu, mich in
die Mitte zu stellen und zu rufen ,Rührt euch!" Schorlemmer sieht
mit "bösen Vorahnungen" auf mögliche neuen Aktionen im Stile der
Lutherzwerge. "Eigentlich ist diese Aktion als Event nicht mehr zu
übertreffen. Wenn aber doch jemand versucht, dies noch zu
übertreffen, dann graust es mich bei der Vorstellung, was da noch
kommt." In der EKD-Reformationsdekade müsse man aufpassen, beim
Ringen um Aufmerksamkeit nicht zu überziehen. "Wir würfen nicht nur
fragen, wie Öffentlichkeit erreicht werden kann, sondern vielmehr
womit man Öffentlichkeit erreichen kann."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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Redaktion
Telefon: 0341/218 11558
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