Rheinische Post: Die Lehren des Provokateurs
Geschrieben am 10-09-2010 |
Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Marin Kessler:
Die politische Klasse atmet auf. Provokateur Thilo Sarrazin
verlässt freiwillig seinen Posten bei der Bundesbank. Seit über zwei
Wochen bestimmt er nun die Schlagzeilen in Deutschland - nicht
schlecht für einen höheren Beamten einer nachrangigen
Währungsbehörde. Die Berliner Politik stürzte er mit seinen
umstrittenen Ansichten zur Integrationsfähigkeit und Intelligenz von
muslimischen Migranten in Verlegenheit. Sie reagierte wütend. In
Teilen der Bevölkerung galt Sarrazin hingegen als Held, als einer,
der auszusprechen wagte, was viele denken. In einer nüchternen
Analyse sind viele Ansätze des Provokateurs bedenkenswert. Dazu
zählen vor allem seine Untersuchungen zur mangelnden Bildung und
Sprachkenntnis der Migranten. Im Kern seiner Analyse ist Sarrazin
jedoch fehlerhaft. Denn er braucht die unbewiesene Annahme einer
mangelnden Intelligenz der Zuwanderer, um sein Schreckensszenario
eines überfremdeten und verdummten Deutschlands zu entwickeln. Das
ist nicht seriös. Die Angriffe auf ihn hätten sich auf diesen Punkt
beschränken, ihn dort gewissermaßen entlarven sollen. Zugleich hätte
die Diskussion um die schweren Defizite bei der Migration neuen
Schwung erhalten. Denn die ist nötig. Sie könnte aber nach dem
Abtritt des Provokateurs schnell wieder einschlafen.
Originaltext: Rheinische Post
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