Lausitzer Rundschau: zu: Der langsame Abschied von Tony Blair
Geschrieben am 07-09-2006 |
Cottbus (ots) - Beim langsamen Abschied des britischen Premierministers Tony Blair spielen nicht allein die überall anzutreffenden Verschleißerscheinungen eine Rolle. Der Mann hat wie kaum ein anderer in der modernen Geschichte des Landes sein Vertrauenskapital verspielt. Dazu trug insbesondere seine fast schon bedingungslose Unterwerfung unter die amerikanische Außenpolitik bei. Dies war aus Sicht vieler seiner Parteianhänger und auch der Wähler ein großer Fehler. Der Abgang von Blair wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer anderen Außenpolitik des Vereinigten Königreichs führen. Denn zu sehr war bislang alles zugeschnitten auf eine sehr persönliche Weltsicht, auf sein besonderes, inniges Verhältnis zu George W. Bush. Sein Nachfolger, der mit Sicherheit aus den Reihen der Labourpartei kommen wird, kann sich eine nahtlose Fortsetzung dieser Politik nicht leisten. Er muss mehr Rücksicht nehmen auf die zutiefst verunsicherte Parteibasis. Zunächst allerdings gilt es weiter abzuwarten. Die deutsche EU-Präsidentschaft mit Beginn des kommenden Jahres wird es also mit zwei der großen Mitgliedsländer zu tun haben, die politisch praktisch handlungsunfähig sind. Auch nach der gestrigen Erklärung Blairs ist ja völlig offen, wie lange es noch dauert, bis der Rücktritt vollzogen wird. Aber abwarten und hoffen - das kann Bundeskanzlerin Merkel ja ganz gut.
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