WAZ: Müntefering bleibt SPD-Parteitag fern
Geschrieben am 16-09-2010 |
Essen (ots) - Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering will dem
Parteitag der Sozialdemokraten am 26. September in Berlin
fernbleiben. "Ich habe eine Einladung erhalten, werde aber nicht
dort sein", sagte Müntefering den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe
(Freitagausgaben). Dass die SPD die Rente mit 67 aussetzen wolle, ist
nach seinen Worten "kein Abgesang". In drei, vier Jahren könne die
Partei zum Ergebnis kommen, dass das Renteneintrittsalter angehoben
werden müsse und der Einstieg in die Rente mit 67 beginnen könne. Er
wolle jedoch nicht verhehlen, "dass ich die Bedingung, dass vorher
50 Prozent der über 60-Jährigen erwerbstätig sein sollten, für eine
unrealistische und unsinnige Hürde halte". Seine Position sei in der
SPD bekannt. "Es gibt neuerdings bei uns viele, die an der
Sinnhaftigkeit der Rente mit 67 zweifeln. Das muss ich akzeptieren.
Aber ich habe die Zweifel nicht", sagte er.
Zum Verfahren gegen Thilo Sarrazin erklärte Müntefering, er
verstehe, dass der Vorstand dessen Ausschluss beantragt habe. "Aber
es wird oft verkannt: Die Partei kann nicht mal eben einen
rausschmeißen", sagte der frühere SPD-Chef. "Da gibt es eine
Kommission. Das ist eine gerichtsähnliche Institution", gab er zu
bedenken. "Alle, die glauben, man könne denen etwas vorschreiben,
irren sich sehr", so Müntefering. Sarrazins Fixierung auf
Intelligenz sei allerdings "dumm und eine Zumutung". Wörtlich fügte
er hinzu: "Intelligenz ist ja gut, aber es gibt auch viele
intelligente soziale Nieten. Deutschland ist mehr als die Summe
seiner IQs."
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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