WAZ: Die starken Kleinen - Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 08-09-2006 |
Essen (ots) - Folgt man den Umfragen, dann sind die kleinen Parteien inzwischen halb so groß wie die Großen. Vorneweg die FDP, kein Wunder: Sie verfügt über das klarste Alternativ-Programm zur Regierung, hat den wortgewaltigsten Anführer und funktioniert, was das Volk mag, weitgehend intrigenfrei. Aber auch die Grünen bringen es, selbst ohne Fischer, auf zehn Prozent. Die Große Koalition schreddert die großen Parteien. Die Bürger erkennen, dass die Große Koalition nicht große Probleme löst, sondern daraus kleinmütige Lösungen macht; oder gar keine. Also verliert am stärksten die Kanzlerin von der CDU, noch vor drei Monaten Umfrage-Star. Am meisten frustriert sind laut Infratest jedoch die Anhänger der SPD, obwohl (oder weil?) sie die stärksten Minister stellt. Die SPD fühlt sich als Partei der Aufsteiger und ihr Vorsitzender Beck bemächtigt sich sogar des CDU-Slogans von der Leistung, die sich wieder lohnen müsse. Doch so schnell werden aus Leistungsträgern nicht Sozialdemokraten, und das bedrängte Drittel der Gesellschaft fühlt sich im Stich gelassen.
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